Karl Muggeridge: «Ich wollte Fehler nicht einsehen»
Karl Muggeridge (re.) mit seinem alten Teamchef Jens Holzhauer
Nach seinem WM-Titel bei den 600ern wechselte Karl Muggeridge 2005 in die Superbike-WM. Doch in fünf Jahren gelang ihm kein Podestplatz. 2010 ging er in die IDM Superbike, welche er für das Team Holzhauer Honda auf Anhieb gewann. In drei Jahren IDM holte der Sonnyboy 18 Podestplätze, darunter sechs Siege. Nach der Saison 2012 beendete der heute 41-Jährige seine Karriere und ging zurück nach Australien.
«Am Schönsten finde ich in Europa, dass alles so unterschiedlich ist. Um jede Ecke ist ein anderes Land», erzählte «Muggas», der viele Jahre in Wallisellen bei Zürich lebte. «Wenn ich nach Deutschland muss freue ich mich, weil es dort Schnitzel gibt. Dann gehe ich nach Italien und habe dort Pizza und Pasta und einen guten Kaffee. In Frankreich gibt es die Croissants. Meine Liebe zu den Ländern läuft wohl aufs Essen hinaus. Die Autobahn in Deutschland ist cool, in Italien und Frankreich muss man vorsichtig sein, in der Schweiz darfst du auf keinen Fall zu schnell fahren. Es gibt nichts, was ich in Europa nicht mag. Ich habe Monate meines Lebens in verschiedenen Ländern verbracht und dort auch einiges von der Mentalität und der Kultur mitbekommen. Was super ist in der Schweiz: Alle Filme kommen im Kino auch in Englisch. Das hört sich idiotisch an, aber für mich war das wichtig. Brat Pitt so zu hören, wie er wirklich klingt. Ich habe in Andorra gelebt, nach zwei Jahren hatte ich 250 DVDs»
Während seiner Zeit als Rennfahrer hatte Karl mit seiner Familie ein Apartment in Tweed Heads an der Goldküste. War er nicht zuhause, vermietete er es. Inzwischen wohnt er in einem Haus im selben Ort und arbeitet zusammen mit seinem Bruder Jamie. Dieser betreibt an der Sunshine Coast drei große Motorradläden und verkauft über 1000 Bikes im Jahr. «Ich weiß viel über Promotion, kann Kunden mit zum Grand Prix oder zum Superbike-Rennen auf Phillip Island mitnehmen», sagte Karl zu SPEEDWEEK.com. «Oder eine Abenteuer-Tour auf Fraser Island führen. Oder Rennfahrerschule machen. Es gibt viele Möglichkeiten. Wir haben zusammen einen weiteren Laden in Burleigh Heads an der Gold Coast eröffnet, der zur Hälfte mir gehört. Ich muss jetzt wirklich arbeiten, hart arbeiten. Selbst wenn alles normal läuft, muss ich mich jeden Tag um die Probleme meiner Mitarbeiter und Kunden kümmern und für jeden ein offenes Ohr haben. Die Motorrad-Industrie boomt nicht mehr wie früher, die schlimmsten Zeiten sind aber vorbei, das Geschäft hat sich stabilisiert. Service ist heute sehr wichtig für die Kundenbindung.»
«Ich hatte viele gute Momente in meiner Karriere. Das waren nicht immer nur Siege. In Schleiz habe ich mal mit einer halben Radlänge Vorsprung gewonnen, ich habe mir die Seele aus dem Leib gefahren, ein unglaubliches Rennen. Als ich damals in Imola über die Ziellinie fuhr und Weltmeister war, das ist auch unvergesslich. Auch in der Superbike-WM gab es wirklich starke Rennen. Insgesamt war ich während meiner Karriere nicht so glücklich, wie ich es hätte sein sollen. Ich wollte immer mehr, wollte es besser machen. Wenn man immer nach vorne schaut, weiß man den Augenblick nicht genügend zu schätzen. Ein Rennfahrer ist nie zufrieden.»
«In der Supersport-Klasse gewann ich viel, das war aber nicht die Topklasse. 2005, im Jahr nach dem Titelgewinn, war ich schnell, ich ließ mir aber nichts sagen. Ich wusste damals alles. Ich führte, kämpfte bis Rennmitte um Podestplätze, dann wurde ich durchgereicht und Sechster oder Siebter – oder bin gestürzt. Mir wollte es nicht in den Kopf gehen, dass ich etwas falsch machte. 2006 begann ich stark, brach mir dann aber einige Rückenwirbel. Das war ein Kehrpunkt in meiner Karriere. Im Jahr darauf war ich wieder wirklich fit und gut drauf, ich hatte dann in der WM aber nie wieder ein gutes Motorrad.»