KTM-CEO Neumeister: «War für mich nicht überraschend»
KTM-CEO Gottfried Neumeister
Es war 8.42 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt betrat Gottfried Neumeister das Landgericht Ried im Innkreis. Es war der erste offizielle Termin, den der 47-Jährige als alleiniger CEO von KTM wahrzunehmen hatte. Erst am Vorabend war offiziell bestätigt worden, was in den letzten Wochen immer wieder vermutet worden war: Stefan Pierer, jahrzehntelang Chef des österreichischen Motorradherstellers, übergibt das Zepter an den Mann, den Pierer selbst zunächst als Co-CEO und Ersatz für Finanzvorstand Viktor Sigl in das Unternehmen geholt hatte.
Dass Neumeister selbst bei KTM das Ruder übernehmen würde, war offenbar bereits geplant, wie er am Rande der zweiten Gläubigerversammlung im Rahmen des Sanierungsverfahrens des Motorradherstellers zu Protokoll gab: «Dass ich CEO der KTM werde, war für mich nicht überraschend. Ich habe Herrn Pierer vor etwas mehr als einem halben Jahr kennengelernt und wir haben uns damals darauf geeinigt, dass ich seine Nachfolge antreten werde. Es war bereits im Sommer letzten Jahres ausgemacht, dass ich zunächst als Co-CEO beginne. Ich bin stolz darauf, dass ich Stefan Pierers Erbe fortsetzen darf. Ich werde das mit Vorsicht tun, aber wir müssen auch mutige Schritte machen. Denn das ist das, was KTM ausmacht: Die Fähigkeit, neue Wege zu gehen.»
Die Gläubigerversammlung selbst verlief, wie im Vorfeld zu vermuten war. Insolvenzverwalter Peter Vogl meinte dazu: «Das Unternehmen wird fortgeführt. Am 25. Februar kann eine Schuldentilgungsquote von mindestens 30 Prozent angeboten werden – das ist eine wesentliche Verbesserung der Situation. Es sind wesentliche Schritte zur Sanierung unternommen worden und es ist in Aussicht, dass ein Investor kommt, der das notwendige Kapital zur Entschuldung zuführen und die Liquidität des Unternehmens über das Sanierungsverfahren hinaus sicherstellen soll.» Wer der Investor oder die Investoren sind, darüber mussten sowohl Neumeister als auch Vogl noch schweigen. Zuletzt war vor allem die Rede von KTM-Anteilseigner Bajaj und Partner CFMOTO, jedoch auch von Auspuffhersteller Remus. Vor wenigen Tagen war eine Forderungsfrist ausgelaufen, bis zu der Gläubiger ihre Forderungen bei Gericht hinterlegen konnten. Von den so aufgelaufenen Forderungen von 2,1 Mrd. Euro wurden 1,6 Mrd. anerkannt.
Weitere Kündigungen, über die im letzten Jahr ausgesprochenen 1800 Entlassungen hinaus, stehen nicht auf dem Plan. «Ich gehe davon aus, dass das Geschäftsmodell der KTM-Gruppe zukunftsträchtig ist. Die Frist für Kündigungen ist abgelaufen. Wenn noch Entlassungen bevorstünden, dann wären diese Kündigungen schon ausgesprochen worden. Jetzt sind die Banken am Zug», so Vogl.
Am 17. März soll die Produktion wieder anlaufen. Offiziell war bislang, dass die Bänder im Januar und Februar stillstehen. Eine Verlängerung bis in den April hinein schien möglich. Am Montag soll in einer außerordentlichen Hauptversammlung über eine Kapitalerhöhung abgestimmt werden.