Robert Barth: «Ohne Bouin keine zwei Deutschland-GP»
Ende 2013 war es beinahe so weit, dass der Langbahn-GP gestorben wäre, zahlreiche Clubs haben von der Weltmeisterschaft die Nase voll. Erst als sich Mühldorf und Herxheim bereit erklärten einen Grand Prix zu fahren, brachte der Motorrad-Weltverband FIM doch noch einen vernünftigen Kalender mit fünf Rennen zustande.
SPEEDWEEK.com sprach mit dem vierfachen Langbahn-Weltmeister Robert Barth über den Kalender und die Arbeit von Race Director Thierry Bouin.
Kommt es für dich überraschend, dass es den Polen-GP in Rzeszow genau einmal gegeben hat?
Ich war ja dort in Polen und wir brauchen über das sportliche und über das Stadion an sich überhaupt nicht diskutieren. Nur, dass halt in Polen bloß 2000 Zuschauer gekommen sind, wenn überhaupt, war wenig überraschend, weil in Polen ist es nun mal so, dass dort nur ihre Liga zählt. Da geht es ja schon so weit, wenn sie einen Speedway-WM-Qualifikation-Lauf haben, dann haben sie auch bloß 1500 oder 2000 Zuschauer. Warum sollen sie dann bei einem Langbahn-Grand-Prix mit einem polnischen Wildcard-Fahrer, den in Polen relativ wenig kennen, vier-, fünf- oder siebentausend Leute ins Stadion bringen?
Man hat das jetzt mal probiert, das ist okay. Ich bin der Meinung, sportlich okay, aber Langbahn ist Langbahn und nicht Speedway.
Konntest du dir vor Ort ein Bild machen, wie die Arbeit vom Thierry Bouin als Race Director ist?
Der ist ja sehr umstritten, das bekomme ich immer wieder mit. Speziell der Martin Smolinski und so weiter hauen da ja ordentlich drauf auf den. Ich persönlich muss sagen, dass es zu meiner aktiven Zeit keinen Race Director gegeben hat. Da haben wir das alles selber auf die Reihe bekommen. Dann habe ich das ein bisschen mit dem Ulli Ehlert mitbekommen. Den hätten sie sich genauso gut sparen können. Wenn man jetzt den Thierry Bouin hernimmt, bin ich schon der Meinung, dass sich ein Bisschen was ändert. Wenn der Thierry Bouin nicht wäre, hätte es keinen GP in Polen gegeben. Und ich glaube auch, dass es dieses Jahr keine zwei Grands Prix in Deutschland geben würde. Thierry liefert, soweit es möglich ist, eine einigermaßen gute Arbeit ab.
Wie kommst du darauf, dass Bouin dazu beigetragen hat, dass es jetzt wieder zwei deutsche Grands Prix gibt?
Wenn ich das in Mühldorf alles richtig mitbekommen habe, hat er ja gebeten und gebettelt, dass sie das machen. Dann ist der Veranstalter hergegangen und hat gesagt, es sei prinzipiell kein Problem, aber nicht so, wie es bisher abgelaufen ist. Er hat ja dann mehr oder weniger eingelenkt. Gleich war es ja auch in Herxheim. So weit ich informiert bin hat er relativ hart mit dem Joachim Ohmer gekämpft, dass er endlich mal am Vatertag einen Grand Prix macht. Ich glaube, irgendeiner von der FIM hätte das hundertprozentig nicht gemacht, dass der sich da mit denen an einen Tisch setzt und das auskartet. Ein Armando Castagna schon gleich zwei Mal nicht, weil den interessiert die Langbahn überhaupt nicht. Ohne Thierry wären Mühldorf und Herxheim 2014 nicht dabei.
Kannst du verstehen, dass Clubs wie Vechta, Marienbad, Rzeszow, Forus und Forssa keine Lust mehr haben?
Gut, man muss natürlich schauen, warum das so ist. In Skandinavien war ich zweimal, einmal in Finnland, einmal in Norwegen. Es waren halt nie Zuschauer da. Warum, wieso, weshalb das so war, kann ich nicht nachvollziehen. Das Sportliche war sowohl in Forssa als auch in Forus absolut perfekt. Da brauchen wir gar nicht reden. Ich habe selten zuvor so gute Langbahnrennen gesehen. Ist ja logisch, wenn der Veranstalter in Skandinavien das zwei, drei Mal macht und er legt jedes Mal gnadenlos drauf, dass er dann irgendwann sagt, dass er das nicht mehr macht.