Katt: Harsche Kritik an Marmande
Stephan Katt (1) nimmt kein Blatt vor den Mund
Als Deutscher Meister auf der Langbahn geht Stephan Katt mit dem nötigen Selbstbewusstsein an die gestellte Aufgabe. «Natürlich will ich in der Titelvergabe ein gewichtiges Wort mitreden.»
Bereits in der vergangenen Saison galt der 31-Jährige als heisser Kandidat auf einen Podiumsplatz. Ein Sturz beim Rennen in St. Macaire (Frankreich) warf den ehrgeizigen Schleswig-Holsteiner allerdings weit zurück und liess schon früh sämtliche Hoffnungen auf den Titel zerplatzen.
Das soll in diesem Jahr anders laufen, doch Katt äussert ernsthafte Bedenken an der gesamten Durchführung der Weltmeisterschaft: «Ich verstehe nicht, dass sich die Verantwortlichen erneut für zwei Austragungsorte in Frankreich entschieden haben.»
Für Katt, seines Zeichens Sprecher der deutschen Bahnsportler, weist die ausgewählte Bahn in Marmande erhebliche Mängel auf. «Marmande befindet sich in einem indiskutablen Zustand. Hier scheint, dass seit Jahren kein effektiver Dienst an der Beschaffenheit vorgenommen wurde.»
Gerade die sträfliche Pflege des Belages ist für Katt eindeutig die Ursache für die vielen – teilweise dramatischen – Stürze in der jüngsten Vergangenheit. «Mein Sturz im letzten Jahr ging verhältnismässig glimpflich ab. Bei Gerd Riss sieht die Sache ganz anders aus.» Für Katt liegt das sportliche Aus des Rekordweltmeisters auf der Hand: «Dieser Unfall wäre bei einer gut präparierten Rennstrecke nicht passiert.»
Katt befürchtet bei den gegebenen Verhältnissen auch in der anstehenden Saison wieder Unfälle bei den Läufen in Frankreich, die unter normalen Umständen zu vermeiden wären. «Ich weiss nicht, wie ich mich auf diese besagten Läufe vorbereiten soll. In Marmande muss ich mein Motorrad fast schon so präparieren wie beim Bergringrennen in Teterow, nur mit dem Unterschied, dass ich mir in Teterow genau über den Anspruch im Klaren bin, und diese Herausforderung immer wohlweislich angenommen habe. In Marmande weiss niemand, was ihn erwartet. Ein normales Langbahnrennen wird der vierte Grand Prix leider nicht!»
Katt würde indes lieber sehen, wenn sich zukünftig mehr Veranstalter in Deutschland um einen WM-Lauf bemühen würden. «Natürlich ist so eine Veranstaltung mit hohen Kosten verbunden. Wir haben hier bei uns allerdings einige sehr gute Bahnen, und ich denke, das Potenzial ist vorhanden. Vielleicht ist es Zeit für Überlegungen, den Sport für alle Seiten attraktiver zu gestalten, um den Veranstaltern den Schritt zur Ausrichtung eines WM-Laufes zu erleichtern. Letztendlich sollte bei der Vergabe der einzelnen Läufe auch das Wohl der Hauptakteure im Fokus stehen. Sollten die Verantwortlichen nicht auch Verantwortung übernehmen?»