MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

MotoE-Weltcup: 2019 nur in der zweiten Saisonhälfte?

Von Günther Wiesinger
Nach dem Feuerdrama in Jerez ist die Zukunft des MotoE-Weltcups ungewiss. Denn es müssen 20 neue Motorräder hergestellt werden. Jürgen Lingg: «Ich sehe das Feuer als Weckruf für alle.»

Nach den ersten Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Großbrand des MotoE-Zelts im Paddock des «Circuito de Jerez – Ángel Nieto» kann man ohne Übertreibung von einem Millionenschaden sprechen. Denn um ca. 00.15 Uhr brach im Zelt beim Laden der ca. 100 kg schweren Batterien ein Feuer aus, das sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitete. Alle 20 Energica Evo Corsa-Motorräder wurden ein Raub der Flammen, dazu das komplette Equipment der zwölf MotoE-Weltcup-Teams.

Die Kosten für eine Energica Ego Corse-Weltcup-Maschine werden mit 35.000 Euro pro Exemplar beziffert, dazu hatte jedes Team Ersatzteile in der Höhe von ca. 15.000 Euro in der Box plus den Set-up-kit. Das macht mehr als 50.000 Euro pro Maschine; 18 Rennmaschinen plus zwei Ersatz-Bikes sind verbrannt. Das allein ergibt einen Schaden von 1 Million Euro. Dazu kommen pro Team Materialkosten (Werkzeug, Reifenwärmer, Boxendekoration usw.) in der Höhe von jeweils ca. 50.000.- «Es ist alles verbrannt. Wir konnten in der Früh nichts mehr einladen», seufzte Intact-Teamchef Jürgen Lingg.

Für die Grand Prix Commission war Dorna Sporting-Director Carlos Ezpeleta beim MotoGP-Test, für die Race Direction verschaffte sich Graham Webber einen Eindruck. Aber momentan kann niemand so genau abschätzen, ob und wie es mit der MotoE-Rennserie weitergeht. Zuerst muss einmal die Brandursache genau eruiert werden. «Ich sehe dieses Feuer als Weckruf an alle. Man muss diese ganze Problematik sehr ernst nehmen», meint Jürgen Lingg.

Niemand will sich ausmalen, was alles passieren hätte können, wenn dieses verheerende Feuer nicht in einem leeren Paddock, sondern im Rahmen eines vollbesetzten GP-Paddocks ausgebrochen wäre, in dem sich tagsüber bis zu 3000 Menschen aufhalten und in dem Dutzende Teammitglieder, Rennfahrer und Motorhome-Chauffeure die Nächte verbringen.

Bevor FIM, IRTA und Dorna nicht mit absoluter Sicherheit gewährleisten können, dass sich so ein Feuerdrama nicht wiederholen kann, wird voraussichtlich kein Energica Ego-Corsa-Motorrad mehr in Betrieb genommen werden.

Momentan herrscht bei den Energica-Technikern noch gedämpfte Zuversicht. Dass der MotoE-Saisonstart am 5. Mai nicht stattfinden kann, ist klar, denn bis dahin können nicht 18 bis 20 neue Motorräder erzeugt werden, besonders die Herstellung der 100 kg schweren Batterien ist zeitaufwändig. Energica ist ein kleiner Hersteller, der überwiegend auf Zulieferfirmen angewiesen ist.

Die meisten Teams gehen vorläufig davon aus, dass der MotoE-Weltcup 2019 erst in der zweiten Saisonhälfte beginnen kann, frühestens auf dem Sachsenring. Es muss aber sogar damit gerechnet werden, dass der Weltcup aus Sicherheitsgründen für 2019 komplett abgesagt wird.

FIM-Präsident Jorge Vegas: «Das ist ein schrecklicher Rückschlag.  Aber ich bin überzeugt, dass alle Beteiligten, die sich um diese aufregende neue Serie kümmern, die Kraft und die Motivation finden werden, um diesen unglücklichen Zwischenfall auszubügeln.»

«Die Energica-Leute wollen die Serie natürlich durchziehen, das hat auch General Manager Nicolas Goubert heute versichert», erzählt Jürgen Lingg. «Sie werden Tag und Nacht dran arbeiten, haben sie uns versichert. Sie wollen alles probieren. Eventuell müssen neue GP-Strecken gesucht werden.»

Bisher sind sechs Weltcup-Rennen geplant, das MotoE-Rennen soll jeweils am Sonntag zwischen dem Warm-up und dem Moto3-Start stattfinden, in Misano auch eines am Samstag. Die Renndistanz war ursprünglich mit fünf Runden geplant, jetzt ist von sechs bis acht Runden die Rede. «In Jerez war gestern die Leistung ab der siebten Runde die Leistung weg», berichtete Jürgen Lingg. Eine Runde ist nur 4,423 km lang… Die Batterien halten also maximal 26,5 km!

«Für unser Team wäre es schon gut, wenn der MotoE-Weltcup weitergehen würde», seufzte Jürgen Lingg, dessen Moto2-Team in Katar mit den Rängen 2 und 3 (Lüthi vor Schrötter) glänzte. «Denn wir haben das Team in Gang gesetzt, wir haben Sponsoren gefunden, mit Jesko Raffin einen starken Fahrer verpflichtet und Personal angestellt. Wenn das jetzt abgesagt wird, gibt es ein Hickhack.»

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