Kiefer & Pickworth: Aegerter-Manager stellt Ultimatum
Das Team Kiefer Racing in Valencia 2017
Eigentlich hätte am Wochenende beim Valencia-GP (10. bis 12. November) die Übernahme des Kiefer Racing Teams durch eine russische Investorengruppe und Investmentbanker David Pickworth besiegelt werden sollen.
Einen entsprechenden Vorvertrag hatte Teamteilhaber Stefan Kiefer (51) in Malaysia vier Stunden vor seinem überraschenden Tod (durch Herzinfarkt) am 23. Oktober unterschrieben.
Aber Ex-Rennfahrer Pickworth, der jetzt in Wien lebt, blieb dem Valencia-GP fern. Es müssten nach dem Tod von Stefan Kiefer zuerst die Eigentumsverhältnisse neu geklärt werden, erklärte der Engländer.
Aber bereits beim WM-Finale machte sich Besorgnis breit.
«Wir haben einen Plan B und einen Plan C», versicherte Jochen Kiefer, der Crew-Chief von Domi Aegerter.
Der Ausweichplan sieht vor, das Team ohne Pickworth und das russische Geld fortzuführen, dazu müsste man aber für zwei Fahrer rund 2 Millionen Euro an Sponsorgeld auftreiben. Ein schwieriges Unterfangen.
Der Plan C sah vor, das Team auf einen Fahrer zu reduzieren. Man wäre dann nur mit Suter-Bikes weitergefahren, weil das die preisgünstigere Variante gewesen wäre und Aegerter mit der Suter nicht schlecht zurechtkommt.
Aber langsam läuft den Beteiligten die Zeit davon. Jochen Kiefer hat noch keinen Vertrag mit Pickworth, auch die Fahrer und die Technikmannschaft nicht.
Bei KTM macht sich längst Skepsis breit, was die Pläne von Pickworth betrifft. Die Bestellfrist bei KTM läuft heute (29. November) ab. «Allerdings sind wir aufgrund der Fahrer sicher etwas kompromissbereit. Die Jungs sind momentan nicht zu beneiden. Wenn diese Geschichte nicht zustande kommt, finden Domi und Sandro sicher keinen Platz mehr für 2018», meint Jens Hainbach, Vice President Motorsports Road Racing bei KTM. «Wirklich 'safe' sind wir nur, wenn der Vertrag unterschrieben ist und die ersten Zahlungen geleistet wurden. Und das sehe ich momentan noch nicht kommen.»
Dr. Robert Siegrist, Manager von Aegerter, ist inzwischen der Geduldsfaden gerissen. Er stellte Pickworth per Mail ein Ultimatum.
«Seit einigen Wochen warten wir auf eine konkrete Antwort oder Statement von ihnen», schrieb der Zürcher Rechtsanwalt. «Leider ist unser Zusammentreffen in Valencia nicht zustande gekommen. Sie haben uns dann gesagt, der Vertrag mit KTM würde voraussichtlich in Österreich gemeinsam mit den Fahrern unterzeichnet. Aber dieser Termin ist verstrichen, wir haben nichts mehr gehört. Das ist sehr irritierend, von meinen Standpunkt aus. Nachdem viel Zeit verstrichen ist, wollen wir jetzt eine definitive Antwort auf folgende Fragen:
1. Wann wird der Vertrag mit Kiefer Racing definitiv unterschrieben?
2. Wann wird der Vertrag mit KTM definitiv unterschrieben?
3. Wann wird der Vertrag mit meinen Fahrer definitiv unterschrieben? Wir haben diesbezüglich noch einige Details zu besprechen.»
David Pickworth hat gegenüber SPEEDWEEK.com erklärt, er werde den in Aragón von Kiefer Racing mit Aegerter ausgehandelten (aber nicht unterzeichneten) Vertrag übernehmen und respektieren.
Nicht nur Aegerter macht sich Sorgen, sondern auch Sandro Cortese, der Pickworth beim Spielberg-GP kennengelernt und den Deal eingefädelt hat.
Cortese bekam bei Dynavolt Intact GP-Team nach fünf Jahren keinen neuen Vertrag. Er machte sich dann Hoffnungen auf einen Moto2-Platz bei Forward Racing und CGBM Evolution, aber beide Hoffnungen lösten sich in Luft auf.
«Ich hoffe, dass der Vertrag zwischen Pickworth und Kiefer klappt. Ich muss daran glauben», stellte Cortese heute gegenüber SPEDWEEK.com fest. «Falls Pickworth abspringt, muss gemeinsam an einem Plan B gearbeitet werden. Ich bin mit Domi Aegerter und Jochen Kiefer in Kontakt. Wir versuchen alles, was in unserer Macht steht, damit es klappt, auch mit KTM.»
David Pickworth hat klargestellt, dass er die Teamübernahme in dieser Woche bei einem Meeting mit Jochen Kiefer endgültig über die Bühne bringen will.