Sandro Cortese: Supersport-WM im Kallio-Yamaha-Team?
Nach dem Scheitern der Kiefer-Teamübernahme durch David Pickworth und russische Investoren stand Sandro Cortese vor rund zwei Wochen vor einem Scherbenhaufen.
Dorna-Sporting-Manager Carlos Ezpeleta probierte, ihm einen Moto2-WM-Platz neben Hafizh Syahrin beim malaysischen Petronas-Sprinta-Team zu besorgen, aber Cortese hätte das gesamte Budget für den zweiten Fahrer aufbringen müssen – rund 1 Million Euro.
Der jetzt in Illerbachen nahe Berkheim wohnende Cortese überlegte dann, sich als Ersatzfahrer für die Saison vorzubereiten und einzuspringen, wenn irgendwo ein Platz frei wird, wie es Danny Kent und Alex De Angelis 2017 vorexerziert haben.
Sogar über eine Rückkehr in die Moto3-Weltmeisterschaft, die er 2012 gewonnen hat (5 Siege, 15 Podestplätze in 17 Rennen) oder über einen Moto2-Testfahrer-Deal dachte er nach.
Aber jetzt könnte sich doch noch eine Gelegenheit als Stammfahrer ergeben – im finnischen Kallio Racing Team in der Supersport-600-Weltmeisterschaft, die im Rahmen der Superbike-WM ausgetragen wird. Dort ging der WM-Siebte Niki Tuuli weg zu CIA Landlord Insurance Honda, dem Team von Simon Buckmaster. Deshalb wäre die Fahrerpaarung Loris Cresson und Cortese vorstellbar.
«Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv bemüht, damit meine Karriere irgendwie weitergeht, wenn es mit der Moto2 nicht mehr klappt», schilderte Cortese gegenüber SPEEDWEEK.com.
«Inzwischen bin ich mit Mika und Vesa Kallio in Kontakt, die ja ein Supersport-Yamaha-WM-Team haben. Vesa hat mich angerufen und mich gefragt, ob eine Möglichkeit besteht und ob ich mir vorstellen könnte, 2018 bei ihnen zu fahren.»
«Aber sie haben ein gewisses Budgetproblem, ich müsste rund 150.000 Euro mitbringen. Jetzt bin ich auf der Suche, ob wir dieses Geld zusammenbringen», schilderte Sandro. «Das ist auf jeden Fall ein Top-Team, Morais und Tuuli sind 2017 auf den WM-Rängen 4 und 7 gelandet.»
Tatsächlich schaffte Sheridan Morais auf der Yamaha R6 einen Sieg und einen zweiten Platz, auch Niki Tuuli fuhr einen Sieg ein.
«Wir haben erfahren, dass Sandro bisher keinen Platz für die kommende Saison hat», sagte Mika Kallio gegenüber SPEEDWEEK.com. «Vielleicht können wir ihm helfen, wenn wir finanzielle Unterstützung finden. Wir haben in der WSSP 600 einen Platz frei.»
Cousin Vesa Kallio, ein ehemaliger 125-ccm-GP-Fahrer, ist der Besitzer des Teams Kallio Racing. «Wir verhandeln mit Ex-Weltmeister Sandro Cortese, er könnte in der kommenden Saison für unser Team fahren», bestätigte Vesa. «Wir bemühen uns jetzt, ein paar Sponsoren und Supporter für dieses Projekt zu finden, um Sandro für unser World-SSP-Team fahren lassen zu können. Wir sind ein kleines, privates Team. Es wäre wichtig für uns, wenn wir Geldgeber aus Deutschland oder aus der Region von Sandro finden könnten.»
«Ich rechne damit, dass wir mit Sandro sehr gute Resultate erzielen könnten», betont Vesa Kalio. «Dadurch würden wir alle miteinander mehr Publicity erhalten. Mit einem deutschen Topfahrer in der Supersport-WM würde das Interesse an dieser Rennserie sicher ansteigen.»
Sandro Cortese hat in fünf Moto2-Jahren drei Podestplätze erreicht. Der Umstieg in die Supersport-SWM wäre kein komplizierter Wechsel, denn er würde weiter mit 600-ccm-Vierzylinder-Motoren mit rund 130 oder 140 PS fahren.
Und er weiß: Randy Krummenacher war nach seinem SSP-Einstieg 2016 bis zum letzten Rennen im Puccetti-Kawasaki-Team WM-Zweiter, erst beim Finale fiel er auf den dritten WM-Rang zurück.
«Ich habe bisher keine Geldgeber, ich kenne auch die Superbike-Manager der Dorna nicht. Ich werde jetzt Kontakt mit ihnen aufnehmen», schilderte Cortese. «Ich weiß nicht, wie schwierig es wird, die erforderliche Summe aufzubringen. Das Interesse an der Supersport-WM war in Deutschland bisher um einiges geringer als an der Moto2. Alle Sponsoren, die ich bisher gekannt habe, bleiben bei Intact. Dadurch ist die Sache für mich schwierig. Ich habe heute früh auch schon mit Mika Kallio gesprochen, sie suchen selbst intensiv. Wir werden auch Yamaha Deutschland fragen, ob sie sich eine Unterstützung vorstellen könnten. Ich könnte ja für Yamaha im Gegenzug als Markenbotschafter auftreten oder den Talenten im Yamaha-Cup helfen. Vielleicht ist ein gewisser Support durch Yamaha Deutschland möglich.»