MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Domi Aegerter (MV Agusta): Stillstand statt Punkten

Von Günther Wiesinger
Domi Aegerter

Domi Aegerter

Die noblen Grafen Domenico, Giovanni und Corrado Agusta würden sich im Grab umdrehen, wenn sie ansehen müssten, was aus ihrer ruhmreichen Motorradmarke geworden ist.

Es ist nicht verwunderlich, wenn bei Forward-Teambesitzer Giovanni Cuzari die Nerven blankliegen. Nicht nur weil ihm im Fahrerlager an jedem GP-Wochenende ehemalige Fahrer und Teammitglieder begegnen, denen er Geld schuldig ist. Das beginnt schon beim Texaner Colin Edwards, der 2014 mitten in der Saison bei Forward in der MotoGP-Klasse ausgestiegen ist, weil seine Gage nicht bezahlt wurde. Er nahm dann lieber einen Job als Michelin-Testfahrer an.

Cuzari wurde im Juli 2015 in der Schweiz rund vier Wochen lang eingesperrt, seither steht er bei der Dorna auf der schwarzen Liste.

Das MotoGP-Team musste er damals auf Druck von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta zusperren. Und als Cuzari später 2916 in den Medien jammerte, die Moto2-Teams würden von der Dorna zu wenig Geld erhalten, legte ihm Ezpeleta nahe, sich gefälligst aus dem Staub zu machen, wenn ihm die Spieregeln nicht gefallen.

Damals träumte Cuzari noch davon, 2016 bei MV Agusta Teamprinzipal für die Supersport- und Superbike-WM zu werden.  Außerdem wollte er MV Agusta 2017 in die MotoGP-WM bringen und 2019 von MV Agusta die Einheitsmotoren für die Moto2-Klasse liefern lassen.

Kein Wort wahr. Lauter Lügen. Nichts davon ist Wirklichkeit geworden. Und: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.

Außerdem hat der ehemalige MV-Agusta-Chef Giovanni Castiglioni nicht mehr viel zu reden in seiner abgewirtschafteten Firma, AMG Mercedes hat den 25-Prozent-Anteil an der Motorradmarke verkauft, die keine 9000 Motorräder im Jahr herstellt.

Immerhin darf Forward das diesjährige Gefährt mit dem Gitterrohrstahlrahmen als MV Agusta anpreisen. Wie viel MV in dieser Kiste steckt, wissen die Götter. MV Agusta selbst hat sich noch mit keiner Silbe zu diesem Projekt bekannt. Auf der Website von MV Agusta Reparte Corse wird die Moto2-Mitfahrt bisher ignoriert. Auf der Facebook-Seite wird nur über Platz 3 von Raffaele De Rosa in Imola berichtet – vom 14. Mai. Selbst Wikipedia bringt MV Agusta-Rennabteilung nicht mit der Moto2-Klasse in Zusammenhang.

In Le Mans erlebte die Forward-Truppe ein Desaster, denn Domi Aegerter blieb in der letzten Runde auf Platz 13 mit leerem Tank liegen. Er drosch vor lauter Wut mehrmals wuchtig auf die Verkleidung ein und sprach dann verklausuliert von einem «technischen Defekt».

Forward sprach von einer defekten Benzinpumpe. Naja, wenn der Tank leer ist, streikt auch die Benzinpumpe.

«Entweder haben sie sich beim Verbrauch verrechnet oder sie haben einen zu kleinen Benzintank», vermutete Remy Gardners Crew-Chief Alfred Willeke in der SAG-Kalex-Nachbarbox.
«Wir haben im nassen FP3 am Samstag ein Highlight gehabt, aber im Qualifying haben wir aus den nassen Bedingungen kein Kapital schlagen können», schilderte Aegerter zerknirscht. Deshalb haben wir vom 25. Platz starten müssen. Das neue Chassis hat im Rennen gut funktioniert, ich habe aber von Ausfällen und Stürzen profitiert, aber ich konnte im Mittefeld mitfahren, ich konnte zum Beispiel Marini überholen. So bin ich auf Platz 13 vorgefahren. Leider ging der Motor in der letzten Runde aus, das Motorrad ist stehengeblieben. Ich habe drei kostbare Punkte verloren. Ich bin sicher enttäuscht, ich war zornig, denn das ist ärgerlich. Ab Dienstag testen wir zwei Tage in Barcelona; in zwei Wochen werden wir in Mugello neu angreifen.»

Für Cuzari bleibt die Situation ungemütlich. Letztes Jahr klagte sein Ex-Partner Marco Curioni erfolgreich Geld ein, jetzt will ihn der Italiener Andrea Oleari am Teamsitz in Lugano/Schweiz vor Gericht bringen. «Forward schuldet mir 27.000 Euro», erzählte der Crew-Chief von Loris Baz von 2015, der 2016 noch für das Moto2-Team von Forward gearbeitet hat. «Ich habe alle Dokumente meinem Rechtsanwalt übergeben.»

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