Jochen Kiefer: «Vielleicht höre ich ganz auf»
Kiefer Racing in Brünn
Moto2-Teambesitzer Jochen Kiefer schwankt zwischen Zuversicht und Ratlosigkeit. «Im Moment tendiere ich eher dazu, mich ganz aus dem Rennsport zurückzuziehen», grübelte er am Freitagvormittag vor dem Moto2-Training in Silverstone. «Die Dorna hat mir zwar angeboten, ich könnte vier Fahrer im neuen Northern Talent Cup betreuen. Aber ich warte momentan noch mit einer Zusage ab.»
Vor zwei Wochen überlegte Kiefer noch, ob er 2020 mit Lukas Tulovic und dem Schweizer Marcel Brenner in die Moto2-Europameisterschaft bestreiten sollte. «Aber ich müsste wohl Kalex-Material besorgen. Denn KTM hat sich aus der Moto2 zurückgezogen, ich habe nur ein Motorrad von KTM für die Honda-600-Motoren aus der CEV-Repsol-Meisterschaft. Dazu habe ich die Kalex von Danny Kent aus dem Jahr 2016. Die könnte man eventuell einsetzen, denn so viel ist mit den Honda-Motoren seit damals nicht mehr entwickelt worden.»
Einige Minuten später ist bei Jochen Kiefer die alte Zuversicht und der Kampfgeist zurückgekehrt, die Mutlosigkeit verflogen. «Ich warte jetzt einmal ab, ob anderen Ideen auf den Tisch kommen. Ich bin ja immer noch da. Ich werde schauen, was sich für die nächste Saison ergibt. Ich könnte ja auch im Auftrag anderer Teams in irgendeiner Meisterschaft tätig werden. In den nächsten Wochen wird man sehen, ob und was mir angeboten wird. Und was davon Sinn macht und finanzierbar ist.»
Einen Umstieg in die Supersport- oder Superbike-WM schließt Kiefer aus. «Daran habe ich kein großes Interesse.»
Beim GP von Tschechien war durchgesickert, dass Kiefer seinen Moto2-WM-Platz nach dieser Saison an Petronas verliert.
Beim Brünn-GP trug das Kiefer-Team demonstrativ weisse Hemden mit der Aufschrift «Kiefer Racing – 30 Jahre Rennsport.»
«Denn 1989 in Speyer haben mein Bruder Stefan und ich das erste Motorradrennen bestritten», blickt Kiefer zurück. «1999 sind wir dann mit eine, eigene Racing Team neu in die IDM eingestiegen, als Teambesitzer.»