Gardner: «Im Rennen schaust du nicht auf die Tribüne»
Remy Gardner beim Katar-GP 2020
Remy Gardner ist zwar Australier, der 22-Jährige wohnt aber schon seit Jahren in der Nähe von Barcelona und sagt deshalb: Mein Leben spielt sich hier ab, ich bin hier zu Hause.» Das gilt in der Corona-bedingten Zwangspause noch viel mehr, denn in Spanien gilt seit mehr als einem Monat eine strikte Ausgangssperre.
Im Interview mit SPEEDWEEK.com erzählt der Kalex-Pilot aus dem Onexox TKKR SAG Team, wie er in seinem Garten trainiert, was die «zweite Pre-Season» für die Fahrer bedeutet und welche Szenarien er sich bei einem Neustart der Moto2-WM vorstellen könnte.
Remy, wie hältst du dich zu Hause fit?
Ich mache das, was man zu Hause tun kann – Hometrainer und solche Dinge. Ich habe auch einen kleinen Garten und ein Trial-Bike. Also habe ich im Garten ein paar kleine Hindernisse aufgebaut und dort alle zwei Tage zweieinhalb Stunden lang geübt. Das fanden die Nachbarn dann weniger gut. (Er lacht.)
Also ist es nicht mehr erlaubt?
Sie beschweren sich nicht, aber ich will das nicht zu sehr ausreizen. (Er lacht.) Aber es ist gut, ich bin in der Sonne und ich kann wenigstens noch irgendeine Art von Bike fahren. Es geht mir wie allen anderen auch, ich warte einfach darauf, bis wir wieder auf unser richtiges Motorrad steigen dürfen.
Das erste und bisher einzige Rennen der Saison hast du auf Platz 5 beendet. Wie wird sich die monatelang Zwangspause auswirken? Glaubst du, dass manche Fahrer mehr oder weniger Probleme haben werden, wieder in den Rhythmus zu finden?
Das ist ein guter Punkt. Ich glaube tatsächlich, dass manche Jungs etwas mehr Mühe haben werden, wenn sie jetzt nicht Motorradfahren können und nicht diese Konstanz haben. Glücklicherweise glaube ich nicht, dass ich zu diesen Fahrern gehöre. Ich habe das Gefühl, dass ich ziemlich schnell wieder reinfinden kann. Ich bin zum Beispiel in Jerez an den ersten zwei Testtagen schon 1:40er-Zeiten gefahren. Ich glaube, ich war teilweise eineinhalb Sekunden schneller als die Jungs, die schon in der Woche davor getestet hatten.
Manche Jungs sind ziemlich gut darin, sich schnell anzupassen. Andere werden hingegen ein bisschen mehr Mühe haben. Daher glaube ich schon, dass man in den ersten paar Rennen etwas andere Jungs vorne sehen wird, bis sich alle wieder zurechtfinden.
Ist vor dem Neustart ein Test nötig oder reicht vor dem Grand Prix der Freitag mit zwei freien Trainings aus?
Das ist eine gute Frage, ich habe auch schon mit einigen Kollegen darüber gesprochen… (Er seufzt.) Ein Test wäre schon schön, denn das ist irgendwie wieder eine Pre-Season, eine längere noch dazu. Es wäre also gut.
Auf der anderen Seite wäre es auch interessant zu sehen, was passiert, wenn einfach jeder am Freitag auf die Strecke geht. Drei freie Trainings und dann findet am Sonntag das Rennen statt. Und mehr kriegst du nicht. (Er lacht.)
Es gibt noch einige Fragezeichen, die WM-Promoter Dorna vor einem eventuellen Re-Start klären muss.
Ja, dafür ist die Dorna zuständig. Ich bin sicher, dass sie eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen werden, sie haben bisher einen richtig guten Job gemacht. Ich glaube, dass sie alles, was in ihrer Macht steht, unternehmen werden – selbst wenn es abwegig sein sollte. Sie lieben den Sport und wollen für die Fans Events auf die Beine stellen.
Macht es für dich als Fahrer einen Unterschied, wenn es 2020 nur noch Geisterrennen ohne Zuschauer und Gäste geben wird?
Das wäre nicht wirklich ein Problem. Klar, ich würde die Fans und die Leute im Fahrerlager vermissen, weil es schön ist, wenn alle kommen, um dich zu unterstützen. Aber am Ende müssen wir uns auf den Job konzentrieren, den wir erledigen müssen. Und wenn du einmal auf dem Bike bist… (Er schmunzelt.) Dann schaust du nicht auf die Tribüne, solange das Rennen nicht vorbei ist.