Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Aki Ajo (KTM): Das Geheimnis seiner Erfolge

Von Günther Wiesinger
Aragón-GP 2021: Aki Ajo mit Sieger Rául Fernández und Remy Gardner (2.)

Aragón-GP 2021: Aki Ajo mit Sieger Rául Fernández und Remy Gardner (2.)

Das Red Bull KTM Ajo-Team sorgte in der Moto2-WM mit Gardner und Fernández für 13 Siege und sieben Doppelsiege. Teamchef Ajo verrät sein Erfolgsrezept.

Der finnische Teambesitzer Aki Ajo hat mit seinem Red Bull KTM Ajo-Team in den letzten Jahren nicht weniger als vier Fahrer von den kleinen Klassen in die zwei MotoGP-Teams von KTM befördert: Miguel Oliveira, Brad Binder, jetzt Remy Gardner und Vizeweltmeister Raúl Fernandez. Der achtfache Moto2-GP-Saisonsieger aus Spanien beklagte sich zwar nach dem verpatzten Titelfight über eine vermeintliche Bevorzugung von Gardner im Team von Ajo.

Doch Aki Ajo will auf diese haltlosen Vorwürfe gar nicht eingehen. «Wir haben 2021 eine so großartige Moto2-Saison gehabt, wir haben 13 von 18 Rennen gewonnen. Es ist schwer zu sagen, wer von den beiden der bessere Fahrer ist», gibt Ajo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zu bedenken. «Remy hat beim Portugal-GP 2020 sein erstes Moto2-Rennen gewonnen und sich 2021 nach dem Wechsel in unser Team enorm gesteigert. Deshalb habe ich Remy und Raúl schon vor dem Finale in Valencia gesagt: was immer am letzten Renntag passiert, ihr sollte sooo stolz sein auf eure Saison. Es gibt keinen Grund, über irgendetwas zu weinen oder aus irgendeinem Grund enttäuscht zu sein. Klar, beide haben dann erbittert um den Titel gekämpft, der WM-Zweite ist dann verärgert. Aber jeder Fahrer musste sich irgendwann. Klar werden: ‚Ich habe genug Gründe, um happy zu sein. Die Saison 2021 war ein wichtiger Schritt in meinem Leben. Ich habe die besten Augenblicke meiner bisherigen Laufbahn erlebt.‘ Das ist die Botschaft, die ich Remy und Raúl vermittelt habe. Das hat auch dazu beigetragen, dass es bis zu letzten Renntag in der Box absolut keine Zerwürfnisse gegeben hat. Wir sind als ein gemeinsames Team aufgetreten.»

Aki Ajo will nicht beurteilen, wer von seinen beiden Schützlingen mehr verdient hätte, der zuverlässigere Gardner (5 Siege) oder der siegreichere Fernández mit seinen acht Siegen, mit denen er sogar den Rekord von Marc Márquez aus dessen Moto2-Rookie-Saison 2011 übertraf.

Ajo weiter: «Die fünf Siege von Remy und seine einzigartige Konstanz konnten sich sehen lassen. Anderseits hat Raúl mit seinen acht GP-Siegen als Rookie Geschichte geschrieben, auch wenn er dazu drei Nuller durch Stürze verzeichnet hat. Aber diese darf man einem so schnellen Klasseneuling nicht verübeln. Raúl hätte den Titel auf jeden Fall mehr verdient gehabt als einige Fahrer in der Vergangenheit, die viel weniger Rennen gewonnen haben. Manche haben ja gar keinen Sieg errungen oder nur einen…»

Jetzt bringt Aki Ajo mit Pedro Acosta (17) das nächste Supertalent in die Moto2-WM. Er will aber den Ball flach halten und die Erwartungen tief halten. Auf keinen Fall will er bei Acosta den Eindruck erwecken, dass er ähnliche Leistungen bringen soll wie Raúl Fernández.

Ajo hat sich in im GP-Sport nicht nur als Weltmeister-Macher einen Namen gemacht, sondern auch als notorischer Tiefstapler.

Denn schon beim Katar-Test im vergangenen Winter hat sich die Performance von Gardner und Fernández abgezeichnet. Doch Ajo dämpfte die Erwartungen seiner Fahrer damals mit den Worten: «Wir haben noch keinen einzigen Punkt errungen.»

Selbst nach dem dritten Saisonsieg von Rookie Rául Fernández bläute Ajo dem Spanier kein: «Just keep working.» Arbeite einfach weiter.

«Ich erinnere mich auch an den zweiten Katar-GP 2021, als Remy vor dem Rennen etwas nervös wurde, weil Sam Lowes im Training und Quali ziemlich schnell war», blickt Teamchef Ajo zurück. «Ich habe zu Remy gesagt: ‚Sam Lowes ist jetzt unsere Referenz, er ist im Moment ein sehr schneller Pilot. Er hat sehr viel Erfahrung. Machen wir es unkompliziert: Bis zur Saisonmitte kämpfen wir gegen ihn, und im letzten Saisonviertel besiegen wir ihn bei jedem Rennen. Mehr brauchen wir nicht zu tun.‘ Ich habe ein klares Ziel formuliert, ganz einfach. Remy hat dann meine Zielvorgabe zwei Rennen lang wiederholt. Er hat immer gesagt: ‚Ich erinnere mich an seine Aussagen. Wir bleiben ruhig, und bis zur Saisonmitte holen wir Sam ein. Und im letzten Viertel der Saison schnappen wir ihn.‘»

Aber natürlich durfte auch Ajo nicht davon ausgehen, dass eine Fahrer am Ende sieben Doppelsiege einfahren und die WM so klar dominieren würden. «Wir haben dann Sam Lowes früher von der WM-Spitze verdrängt als geplant. Aber das war ein Problem, mit dem ich gut leben konnte», lacht der Finne, der sich im vergangenen September in Aragón über den 100. GP-Sieg seines Teams freute – dank Raul Fernández. Inzwischen hält der Ajo-Rennstall bei 105 GP-Siegen.

Moto2-Ergebnis, Valencia (14. November):

1. Raúl Fernández, Kalex, 16 Runden in 25:38,612 min
2. Fabio Di Giannantonio, Kalex, 0,517 sec
3. Augusto Fernandez, Kalex, + 0,786
4. Celestino Vietti, Kalex, + 2,393
5. Aron Canet, Boscoscuro, 4,978
6. Xavi Vierge, Kalex, 5,091
7. Sam Lowes, Kalex, + 5,415
8. Jorge Navarro, Boscoscuro, + 5,808
9. Marcel Schrötter, Kalex, + 7,941
10. Remy Gardner, Kalex, + 9,112
11. Tetsuta Nagashima, Kalex, + 9,420
12. Thomas Lüthi, Kalex, + 10,355
13. Stefano Manzi, Kalex, + 11,898
14. Marcos Ramirez, Kalex, + 12,088
15. Hafizh Syahrin, NTS, + 12,361

Moto2-Endstand Fahrer-WM (nach 18 Rennen):

1. Gardner 311 Punkte. 2. Raúl Fernández 307. 3. Bezzecchi 214. 4. Lowes 190. 5. Augusto Fernandez 174. 6. Canet 164. 7. Di Giannantonio 161. 8. Ogura 120. 9. Navarro 106. 10. Schrötter 98. 11. Vierge 93. 12. Vietti 89. 13. Roberts 59. 14. Arbolino 41. 15. Beaubier 50. 16. Bendsneyder 46. 17. Ramirez 39. 18. Chantra 37. 19. Manzi 36. 20. Dixon 30. 21. Arenas 28. 22. Lüthi 27. 23. Garzo 16. 24. Corsi 16. 25. Alduguer 13. 26. Bulega 12. 27. Dalla Porta 10. 28. Syahrin 9. 29. Nagashima 5. 30. Lopez 4. 31. Baldassarri 3. 32. Baltus 2.

Marken-WM Endstand:

1. Kalex 450 Punkte. 2. Boscoscuro 199. 3. MV Agusta 19. 4. NTS 11.

Team-WM Endstand

1. Red Bull KTM Ajo 618 Punkte. 2. Elf Marc VDS Racing Team 364. 3. Sky Racing Team VR46, 303. 4. Inde Aspar Team 192. 5. Federal Oil Gresini 173. 6. Idemitsu Honda Team Asia 157. 7. Liqui Moly Intact GP 149. 8. Petronas Sprinta Racing 123. 9. Speed Up 119. 10. American Racing 89. 11. Italtrans Racing Team 74. 12. Pertamina Mandalika SAG Team 73. 13. Flexbox HP40, 56. 14. MV Agusta Forward Racing 19. 15. NTS RW Racing GP 11.


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