Jake Dixon: Letzte MotoGP-Chance mit Marc VDS?
Nach sportlich frustrierenden Jahren in der Moto2-Struktur von Petronas und den Endrängen 18 und 20 brachte der Wechsel von Jake Dixon in die Mannschaft von Jorge «Aspar» Martinez den ersehnten Durchbruch.
2022 katapultierte sich der Brite bis auf den sechsten Rang der WM-Tabelle nach vorn. Noch besser lief es beim zweiten Anlauf mit der Mannschaft aus Valencia. Nur knapp schrammte Dixon, der als ehemaliger Superbike- und Supersport-Pilot in England den Quereinstieg in den GP-Zirkus geschafft hatte, an WM-Rang 3 vorbei.
Entsprechend hoch waren die gemeinsamen Erwartungen vor dem Start der Kampagne 2024. Zunächst entwickelt sich die allerdings zum Albtraum. Gleich beim Debüt in der Wüste von Losail krachte Dixon so derbe auf den Kopf, dass die Ärzte den Mitfavoriten bis auf Weiteres aus dem Verkehr zogen.
Erst beim sechsten WM-Rennen war das Trauma überwunden. Mit einem Paukenschlag in Form eines dritten Platzes meldete sich der Pilot zurück. Der WM-Zug schien hier allerdings bereits lange abgefahren. Was den Familienvater dennoch nicht von einer spektakulären Aufholjagd abhielt.
Ab Assen lief Dixon zu Rekordform auf. Nach Platz 4 ging es weiter an den Sachsenring. Mit vier Podestplätzen in Folgen gelang der #96 eine Serie, die keine anderer Pilot der Moto2-WM inklusive Titelträger Ai Ogura schaffen sollte. Lauter Höhepunkt der Karriere war hierbei der Sieg vor den heimischen Fans in Silverstone.
Dem eindrucksvollen Hoch folgte dann aber erneut ein böser Einbruch der Leistungskurve. Mit vier Nullnummern in den letzten sieben Events purzelte der zwischenzeitlich bis auf WM-Rang 5 zurückgekehrte Aspar-Pilot wieder bis auf Endrang 8.
Für die Mannschaft des Belgiers Marc van der Straten schien die aufregende Karriere des Engländers gerade richtig, um den scheidenden Tony Arbolino zu ersetzen. Arbolino, ebenfalls mit einem Yoyo-Egebnismuster unterwegs, wurde bereits früh als neuer Frontmann des Pramac-Moto2-Teams ausgerufen.
Der Weggang des Italieners kommt für Dixon einem Glücksfall gleich. Denn trotz seiner unglücklichen Saison und des Rückschritts in der WM-Tabelle ist Wechsel zu Marc VDS auch eine Beförderung. Keine andere Mannschaft gewann in der noch kurzen Geschichte der Moto2 seit 2011 mehr Titel als das Team des belgischen Industriellen.
Spannend: Der populäre Dixon muss sich 2025 nicht nur auf das neue Umfeld einstellen, erstmals sitzt er zudem nicht mehr auf einem Rennen des deutschen Herstellers Kalex. Marc VDS, das alle drei Fahrertitel (2014, 2017 und 2019) mit Kalex gewonnen hatte, entschied sich für 2025 für einen technischen Neustart mit Boscoscuro. Umstellen muss sich ebenfalls Dixons Teamkollege Filip Salac, der zur Saison 2024 bei den Belgiern angedockt hatte.
Als sicher gilt, nur wenn es Jake Dixon gelingt, auf der Bosocscuro mit Marc VDR Racing den WM-Titel in der Moto2-einzufahren, hat England die Chance auf den heiß ersehnten Nachfolger von Cal Crutchlow in der MotoGP. Die Uhr tickt laut – noch im Januar feiert Dixon seinen 29. Geburtstag. Die Voraussetzungen für den Titelgewinn eines Engländers in der Motorrad-WM waren dafür lange nicht mehr so gut wie jetzt.