Pol und Aleix Espargaró: Gemeinsam zum Erfolg
Wie Pech und Schwefel: Aleix und Pol Espargaró
In seiner zweiten Saison in der Moto2-Klasse übernahm Pol Espargaró die Kalex des Teams Tuenti HP 40 von Sito Pons von seinem älteren Bruder Aleix. Trotz eines neuen Teams und einer neuen Maschine war der 21-Jährige aus Granollers die Überraschung der Klasse. Er holte vier Siege, elf Podestplätze und acht Pole-Positions.
«Das Team ist wie eine Familie und ich fühle mich sehr wohl. Dies macht es mir leichter, denn ich habe viel Vertrauen zu den Menschen in meiner Umgebung, zu meinen Mechanikern und auch zu meinem Bruder. Er ist immer bei mir und hilft mir. Für mich ist es sehr wichtig, dass Aleix dabei ist und mir sagt, was ich falsch mache und wie ich mich verbessern kann», erklärt Pol.
Der 23-jährige Aleix stimmt ihm zu: «Wenn ich in Pols Box bin, versuche ich so viel zu helfen wie ich kann. Pol ist ein grossartiger Fahrer, aber wenn man auf der Strecke ist, dann sieht man einige Dinge nicht und deshalb versuche ich ihm diese Dinge zu erklären. Es ist sehr schwierig für mich nicht nervös zu werden und ich wäre gerne ruhiger.»
Doch Pol erhält nicht nur mündliche Ratschläge seines älteren Bruders, der die CR-Wertung der MotoGP-Klasse mit der ART-Aprilia des Teams Power Electronic Aspar von Jorge Martinez gewann: «Vielleicht war Aleix 2011 in der Moto2-Klasse nicht der schnellste Fahrer, aber er konnte das Bike sehr gut abstimmen», erläutert Pol. «Er hat viel getestet und hart gearbeitet. Deshalb hatten wir viele Informationen, die auf seiner Arbeit von 2011 fussten. Das hat mir sehr geholfen. Er hat viel an der Kupplung gearbeitet, was bei der Kalex sehr wichtig ist. Ich sehe mir immer seine Telemetrie-Daten an und mache, was er 2011 getan hat. Vielleicht bin ich auf manchen Strecken etwas schneller als er, aber ich nutze diese Informationen immer, um noch schneller zu werden.»
Die Espargarós sind mehr als gewöhnliche Brüder, denn sie sind zudem die besten Freunde, was ihnen auch auf der Rennstrecke hilft, bestätigt Pol: «Unsere Beziehung ist unbeschreiblich. Einen Bruder in der Weltmeisterschaft zu haben ist eine zusätzliche Hilfe, weil jeder in der MotoGP-WM so wetteifernd ist. Aleix hilft mir viel und mit seiner Anwesenheit ist schon die Hälfte der Arbeit getan. Wenn ich glücklich bin ist er da, damit ich einen kühlen Kopf bewahre. Wenn ich stürze oder etwas Ähnliches passiert, dann spornt er mich an.»
Sie haben beide einen ähnlich aggressiven Fahrstil, aber abseits der Strecke sind Unterschiede erkennbar, wie Pol erklärt: «Wenn man unsere Persönlichkeiten betrachtet, sind wir sehr unterschiedlich. Aleix ist nervös, was die Menschen auch im Fernsehen beobachten können. Er ist immer in Bewegung, während ich entspannter bin. Ich kann zuhause bleiben, entspannen und fernsehen, aber er kann das nicht. Er muss weiter seine Runden auf dem Fahrrad drehen und kann nicht aufhören. Er ist ein nervöser Junge.»
«Ja, das bin ich», stimmt Aleix seinem Bruder zu. «Pol wird zwar auch mit jedem Jahr nervöser, aber ich bin der impulsivere von uns beiden. Er ist ein wirklich guter Fahrer, aber wir sind sehr unterschiedlich. Wir lieben es bis zur letzte Runde am Limit zu fahren, aber manchmal müssen wir einsehen, dass es in Ordnung ist, ein Rennen unter den Top-5 zu beenden. Doch in diesem Moment sind wir beide sehr aggressiv.»
Abseits der Strecke sind die Espargarós ebenfalls kaum zu trennen, erzählt Aleix: «Wir versuchen die meiste Zeit miteinander zu verbringen. Wir mögen Fussball und wir gehen immer zusammen zu den Spielen des FC Barcelona. Er bevorzugt Supermoto während ich lieber Motocross fahre, aber wir begleiten uns gegenseitig und helfen einander. Wir sind Brüder, aber wir sind auch Freunde und verbringen viel Zeit miteinander.»
Werden wir Aleix und Pol bald zusammen in der MotoGP-Klasse sehen? «Mir würde das sehr gefallen», bestätigt Aleix. «Die MotoGP-Kategorie ist die Königsklasse und dort mit meinem Bruder zu fahren, wäre wie ein Traum. Es wäre unglaublich. Ich versuche zu bleiben und auf ihn in der MotoGP-Klasse zu warten. Ich hoffe er wird den Moto2-Titel in diesem Jahr gewinnen und 2014 den Schritt in die MotoGP-Klasse schaffen. Das wäre grossartig.» Wenn man bedenkt, wie gut Pol 2012 seinen Job erledigt hat, wird dieser Wunsch eher früher als später in Erfüllung gehen.