Tom Lüthi: Gab es keinen würdigeren Ersatz?
Tom Lüthi: Wo bleibt ein guter Ersatzfahrer?
Niemand wird Interwetten-Paddock-Teambesitzer Daniel M. Epp widersprechen, wenn er beanstandet, dass kein ebenbürtiger Tom-Lüthi-Ersatz auf freiem Fuss frei rumläuft, und dass es keinen Ersatzfahrer gibt, der eine Garantie auf Top-Ten-Plätze liefert.
Aber musste es ausgerechnet Sergio Gadea (28) sein, der in so vielen Jahren im renommierten Aprilia-125-Werksteam von Jorge «Aspar» Martinez so wenig gewonnen hat wie kaum ein anderer?
Fahrer wie Alvaro Bautista, Gabor Talmácsi, Julián Simón und Nico Terol sahnten bei Martinez serienweise 125-ccm-WM-Titel ab, Gadea stand im Schatten und wurde mit Ach und Krach zweimal WM-Fünfter.
«Er ist ein netter Typ», sagt Epp, der letzte Romantiker der Vollgasbranche. Aber «nett sein» ist keine Kategorie, in der man im Motorsport mit Punkten oder Lorbeeren überschüttet wird.
Klar, Gino Rea musste man nicht nehmen, der war 2012 im Gresini-Team nur WM-21. Aber er kennt die aktuelle Suter MMX2 und war im Oktober beim Regen-GP in Sepang Dritter. Carmelo Morales (34) wäre sicher ein Fighter gewesen, auch Kenny Noyes wäre für einzelne Lichtblicke in Frage gekommen.
Aber Gadea?
Er hat nur eine Moto2-Saison bestritten, und die liegt inzwischen auch schon drei Jahre zurück. 2010 war das, auf einer Kalex im Team von Sito Pons. Er schaffte aus heiterem Himmel einen zweiten Platz in Mugello, das darf niemand wegdiskutieren. Aber seither hat er wenig bis nichts gezeigt.
Warum nicht dem Schweizer Talent Jesko Raffin eine Chance geben? Dann hätte man wenigstens den überstrapazierten Begriff «Swissness» wieder aus dem Hut zaubern können.
Wo war Señor Gadea 2012? Nirgends, von ein paar Aushilfsjobs abseits des GP-Sports mal abgesehen.
Das Team geht zum Texas-GP, um Daten für Tom Lüthis WM-Kampagne 2014 zu sammeln? Die Daten von Gadea werden für Tom Lüthi so wertvoll sein wie Sexualkunde-Tipps für einen Eunuchen.
Ich hätte statt Gadea aus Marketinggründen lieber gleich Elena Rosell engagiert, die ist nicht langsamer als ihr Landsmann, aber garantiert medienwirksamer. Ausserdem ist sie in den letzten zwei Jahren nichts anderes gefahren als Moto2.
Mit Sergio Gadea hat das Interwetten-Team niemandem einen Gefallen getan. Den Fans nicht, den Technikern nicht, den Sponsoren nicht.
Und Tom Lüthi schon gar nicht. Der verletzte Schweizer Weltklassefahrer hätte sich einen würdigeren Ersatzmann verdient.