Motocross: Trauer nach tödlichem Unfall

Tom Lüthi: Vollgas ist sein täglich Brot

Von Günther Wiesinger
Im rennen von Jerez: Tom Lüthi vor Julián Simón

Im rennen von Jerez: Tom Lüthi vor Julián Simón

Tom Lüthi eroberte 79 Tage nach dem schweren Sturz in Valencia, der beinahe seine Karriere beendete, wieder fünf WM-Punkte.

Tom Lüthi ist Stammkunde des Chirurgen Dr. Marc Mettler im Spital von Münsingen bei Bern und Dauergast in der Clinica Mobile von Dr. Costa im GP-Fahrerlager. Zwei Wochen nach dem schweren Unfall von Valencia (14. Februar 2013) erklärte Dr. Mettler, er könne erst in einem Jahr beurteilen, ob das Ellbogengelenk des Interwetten-Suter-Fahrers jemals wieder vollständig genesen würde. «Es wird für immer ein Unfallgelenk bleiben», versicherte Dr. Mettler, der seinen Schweizer Patienten schon 14 Mal operiert hat.

Doch Tom Lüthi, der 125-ccm-Weltmeister von 2005, ist ein Stehaufmännchen. Er strafte alle medizinischen Prognosen Lügen und liess am 5. Juni in Jerez nach nur 79 Tagen als bravouröser Elfter im Moto2-Rennen den Grossteil der Weltklasse hinter sich. Dabei kann der Berner bis heute mit der rechten Hand keine Mineralwasserflasche öffnen. Ein Normalsterblicher wird nach so einer schweren Verletzung vier Monate für arbeitsunfähig erklärt. Doch Tom Lüthi ist kein willfähriger Kandidat für das Krankenlager. Er wollte auch keine Invaliditätsrente beanspruchen, er vertauschte lieber das Lazarett mit dem Rennsattel und brauste in der Moto2-WM zurück in die Weltspitze.

Die Motorrad-GP Karriere von Tom Lüthi (26) wurde immer wieder von Stürzen und Verletzungen überschattet. In seinen elf GP-Karrierejahren gab es unter anderem schon rund ein Dutzend Knochenbrüche und mehrere Gehirnerschütterungen.

Tom Lüthi: Die lückenlose Statistik seiner Knochenbrüche
29. September 2002, Hockenheimring/D
Sturz in der IDM 125, Mehrfachbruch im rechten Fuss.

17. August 2003, Brünn/CZ
Sturz beim 125-ccm-WM-Lauf, Bruch des linken Schambeinastes.

24. März 3004, Barcelona/E
Sturz bei Testfahrten, Zehenbruch.

6. Juni 2004, Mugello/I
Sturz, linkes Schlüsselbein gebrochen, Riss im linken Schulterblatt, Bänderdehnung in einem Fuss. Später entdecken Ärzte Spuren eines Haarrisses an der Wirbelsäule als Folge eines früheren Unfalls.

18. September 2005, Motegi/J
Sturz, Schulterluxation, Prellungen an beiden Füssen.

1. März 2006, Barcelona/E
Sturz bei Testfahrten, linkes Schlüsselbein gebrochen.

24. Mai 2006, Sachsenring/D
Sturz bei Testfahrten, linkes Schlüsselbein gebrochen.

16. Juni 2007, Münsingen/CH
Tom muss sich wegen eines Muskelloge-Syndroms, bei welchem die Nerven in den Armen durch Druck geschädigt werden, beidseitig operieren lassen. Er fährt jetzt 250er-WM.

30. Januar 2008, Valencia/E
Sturz bei Testfahrten, rechtes Schlüsselbein gebrochen.

8. Juni 2008, Barcelona/E
Sturz, Bruch des Mittelfingers an der linken Hand.

14. September 2008, Indianapolis/USA
Nach Sturz bewusstlos, tiefe Fleischwunde an der linken Hand, die in der Schweiz während vier Stunden operiert wird.

26. Juni 2010, Assen/NL
Bestreitet den GP der Niederlande mit gebrochenem linkem Schlüsselbein nach einem Sturz beim Training mit einer Motocross-Maschine und wird Dritter. Wird noch am Abend in der Schweiz operiert. Tom Lüthi ist in die Moto2-WM umgestiegen.

14. Februar 2013, Valencia/E
Sturz bei Testfahrten, Trümmerbruch des Ellbogengelenks und der Speiche, mehrere Brüche im Oberarm, drei Bänderrisse in der rechten Schulter. Wird in der folgenden Nacht in Münsingen/CH von Dr. Marc Mettler während fünf Stunden operiert.

 4. März 2013, Münsingen/CH
Von Dr. Marc Mettler werden jetzt auch die Bänderrisse in der rechten Schulter operativ zusammengeflickt.

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