Gino Rea: Fans finanzieren seine Wildcard-Einsätze
Le-Mans-Startplatz: Rea programmiert noch die ECU, Freundin Julianne als Gridgirl
Der Engländer Gino Rea, 2012 im Moto2-WM-Rennen im Regen von Sepang Dritter, trat beim GP von Frankreich in Le Mans erstmals in dieser Saison mit einer Moto2-Wildcard an. Er hat alle Angebote aus der Superbike- und Supersport-WM abgelehnt, weil er unbedingt in der Moto2-Klasse bleiben will. Er fiel auf das neue Moto2-ESGP-Team von Ekerold und Stigefelt herein, das bereits vor dem ersten Test pleite war. Danach wurde Rea arbeitslos. Er betreibt jetzt sein eigenes «Gino Rea Race Team», wenn auch mit vorsintflutlichen Mitteln.
Der Auftritt von Gino Rea in Le Mans erinnerte an finanziell schmalbrüstige Privatteams der 1970er-Jahre. Der Fahrer schraubte selbst an den Bikes, unterstützt von seinem Vater. Als Gino einmal mit seinem technischen Latein am Ende war, erkundigte er sich via Twitter: «Welcher Elektroniker kennt sich bei der Honda-ECU aus und kann helfen?»
Der 23-jährige Brite aus London, dessen Vater aus Italien stammt, schaffte trotz aller Hindernisse die 31. Trainingszeit und lag im Rennen nach sieben Runden an zwölfter Stelle (!), ehe er wegen eines Defekts an die Box fahren und aufgeben musste.
Gino, du hast für 2013 insgesamt vier bis sechs Wildcard-Rennen geplant. Aber du hast bisher nur 20.000 Pfund aufgetrieben, du bist mit einem winzigen Ford-Transit-Lieferwagen aufgekreuzt. Wo werden wir dich wieder sehen?
Mugello und Barcelona lassen wir aus, aber in Assen möchte ich auf jeden Fall wieder dabei sein. Es kommen noch weitere Strecken, die mir liegen, Brünn, Misano und sicher auch Silverstone. Ehrlich gesagt: Wir haben die Strecken ein bisschen danach beurteilt, wie hoch dort die Aussicht auf Regen ist. Dann habe ich bessere Erfolgschancen.
Ist es richtig, dass deine Fans den Start in Le Mans überhaupt erst ermöglicht haben?
Ja, das ist korrekt. Wir haben eine Webseite eingerichtet. Sie heisst:
www.ginoreaclub.com
Über diese Website kann man mir mit Geldbeträgen weitere Rennen finanzieren. Wir haben genug für Le Mans sammeln können; es ist sogar noch was übrig geblieben.
Das Motorrad gehört euch?
Nein, es gehört FTR. Es ist ein 2012er-Chassis. Ohne die Unterstützung von FTR wäre die ganze Aktion gar nicht erst möglich gewesen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar wir FTR sind. Wir haben jedoch vor Le Mans nur einen Testtag gehabt. Wir sind also hinter den anderen Teams monatelang im Rückstand, was Testfahrten betrifft.
Der dritte Platz in Malaysia 2012 hat also nicht gereicht, um den Platz im Team Gresini behalten zu können?
Ich hätte auch WM-Dritter werden können, es hätte nichts daran geändert. Sponsor Federal Oil aus Indonesien hat sogar schon für 2014 zugesagt; sie wollten unbedingt einen Indonesier im Team haben; so hat Doni Tata Pradita meinen Platz bekommen. Der Thailänder Wilairot bringt bei Gresini auch seine eigenen Sponsoren mit. Somit stand ich auf der Strasse.Warst du kein Thema bei Interwetten? Du hättest Thomas Lüthi für die ersten Rennen ersetzen können?
Doch, es gab Gespräche und ich rechnete damit, dass es klappen würde. Dann entschieden sie sich für Gadea. Wohl, weil er mehr Erfahrung hatte. Ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, lassen wir mal offen (Er grinst). Ich war die ganze Zeit daheim im Fitness Centre und wäre gerne für dieses Team gefahren. Ein gutes Team und ein gutes Motorrad. Das wäre interessant gewesen.