Sandro Cortese: «Wenn die Titelchance da ist...»
Zweiter Startplatz (nur 0,020 sec hinter Rabat) und Rang 7 im Rennen – Kalex-Pilot Sandro Cortese hat für das Dynavolt Intact GP-Team einen vielversprechenden Saisonauftakt hingelegt.
Sandro, Katar hat ein erstes Bild der Kräfteverhältnisse von 2014 widergespiegelt. Wer hat noch Titelchancen ausser Rabat und Kallio?
Ich denke, Tom hat ein sehr starkes Wochenende gehabt. Die Kalex funktionieren sehr, sehr gut. Und er war mit Abstand der beste Suter-Fahrer. Er zeigt bisher sehr starke Leistungen, das hat sich schon in der Vorsaison abgezeichnet. Neben Tito, Kallio und Tom muss man natürlich noch Nakagami aufzählen.
Nico Terol galt nach drei GP-Siegen im Vorjahr als einer der WM-Favoriten. In Katar hat er stark geschwächelt. Ist das Strecken-spezifisch? Oder hat er Mühe mit der Suter?
Wenn es mit Suter zu tun hätte, wäre Tom Lüthi auch nicht so stark. Terol und Torres waren letztes Jahr durchaus starke Gegner. Aber sie kämpfen im Moment noch ein bisschen mit sich selber. Schwierig zu sagen.
Du warst in Doha in allen Trainings unter den ersten drei. Ursprünglich lautete das Saisonziel, du willst konstant unter die ersten zehn fahren und manchmal um die Podestplätze fighten. Musst du jetzt die Ziele revidieren? Musst du jetzt auf den WM-Titel lossteuern unter dem Motto – jetzt oder nie?
Wenn die Chance für den Titelgewinn da ist, muss man sie ergreifen. Wir sind sehr gut in der Lage, Podiumsplätze einzufahren und Rennen zu gewinnen. Das haben wir in Doha gezeigt. Natürlich ist es noch ein bisschen früh, um um den WM-Titel mitzufighten. Wir müssen die ersten vier, fünf Rennen abwarten und dann schauen, wo wir stehen.
Aber wenn wir die nötige Konstanz aufbauen können und wenn es die Chance gibt, wenn wir immer vorne dabei sind, das zählt ja in der Moto2, dann kann sich eine WM-Chance ergeben. Man darf in der Moto2 einfach nicht locker lassen. Es hat im Titelkampf keinen Sinn, bei einem Rennen zu gewinnen und beim nächsten Zehnter zu werden.
Mika Kallio hat gesagt, es sei zuerst einmal wichtig, bei den ersten vier, fünf Rennen einen soliden Grundstein zu legen. Da darf man sich keinen Nuller leisten.
So ist es. Deshalb war es für mich einfach wichtig, nach dem Sturz im Qualifying im Katar-Rennen einfach jeden möglichen Punkt mitnehmen zu können. Dass am Schluss neun Punkte rausgekommen sind, ist natürlich sehr erfreulich. Ohne die Verletzung hätten es vielleicht elf Punkte mehr sein können – für Platz 2. Oder sieben oder fünf Punkte mehr.
Als du nach dem Qualifying ins Medical Centre gebracht worden bist, hat niemand mehr mit einem siebten Platz im Rennen gerechnet?
Nein, wenn ich nicht den Dainese-Rennstiefel mit der Karbon-Innenschalte getragen hätte, wäre meine Karriere vielleicht beendet gewesen. Dieser Innenschuh hat so viel abgefangen. Ohne diese Karbonschale wäre der Knöchel zersplittert... Dann hätte es ganz anders ausgeschaut.
Du warst im Quali 0,020 sec hinter Rabat. Hättest du ihn schlagen können, wenn du ohne Verletzung antreten hättest können?
Wenn ich fit gewesen wäre, hätte vieles anderes passieren können. Aber wenn ich mich daran erinnere, wie ich trotz des lädierten linken Fusses in den ersten vier, fünf Runden mitgefahren bin, hätte ich sicher um das Podium mitkämpfen können.
Ob es auch für den Kampf um den Sieg gereicht hätte... Da gehört immer auch etwas Glück dazu. Aber beim Fight ums Podium hätten wir uns sicher nicht verstecken müssen.
Wie sieht deine Idealvorstellung für die nächsten Rennen aus?
Jetzt möchte ich zuerst einmal so bald als möglich unsere erste Top-5-Platzung sicherstellen. Wenn es gleich geht, fahren wir gleich ums Podium. Oder um den Sieg.
Du musst dir Jack Miller als Vorbild nehmen. Der hat in Katar seinen ersten Podestplatz gleich mit seinem ersten GP-Sieg verknüpft.
So ist es...
Ist bei den nächsten Grand Prix eine Strecke dabei, die dir gar nicht liegt?
Nein, eigentlich gar nicht. Dort kann es nur besser werden im Vergleich zum Vorjahr... Damals habe ich ja kein gutes Wochenende erlebt.
Argentinien kenne ich nicht. Das soll eine schnelle Strecke sein. Nachher kommt Jerez, das ist eine meiner Lieblingsstrecken. Anschliessend folgt Le Mans, das ist auch gut; dort habe ich meine ersten Moto2-Punkte geholt. Dort bin ich gut unterwegs. Ich denke, die nächsten drei, vier Strecken sind sehr gut für uns.