Jonas Folger (2.): «Ums Verrecken nicht gereicht»
Jonas Folger gegen Johann Zarco auf dem Sachsenring
Seinen Heim-GP um 0,059 sec zu verlieren, ist für jeden Rennfahrer bitter. Das galt beim Grand Prix von Deutschland 2016 auf für Jonas Folger. Doch der Bayer konnte sich bald über seinen zweiten Platz freuen. «Ich wusste, dass wir heute ein gutes Rennen fahren können», erklärte der 22-Jährige, der nun mit dem WM-Fünften Takaaki Nakagami gleichauf liegt.
«Es war ein verdammt langes Rennen, weil es so schwierig war zu fahren und alle so am Limit waren. Im Regen ist es sehr schwierig, ans Limit zu gehen, denn es kann schnell etwas passieren», weiß der Kalex-Pilot aus dem Team Dynavolt Intact GP. «Es war unberechenbar, ein enorm angespanntes und langes Rennen für mich, weil ich versuchte, sehr schnell zu fahren, aber nicht zu stürzen. Ich habe nie gewusst, wie weit ich wirklich gehen kann und habe mich sehr an den anderen Fahrern orientiert. Am Ende habe ich dann einfach mehr riskiert als Johann, aber es hat einfach nicht gereicht.» Eine gewisse Enttäuschung über den verpassten Sieg konnte Folger nicht verbergen.
Wie waren die Sichtverhältnisse? «Sie waren sehr schlecht. Als ich mehr Distanz zu Johann hatte, war es besser, aber sobald ich hinter einem Fahrer war, habe ich viel Spritzwasser abbekommen und wenig gesehen. Es war wirklich ganz schwierig, daher ich öfter mein Visier mit der Hand abgewischt, damit ich wieder was sehe. Aber es hat gereicht. Das war das kleinste Problem.»
Kann dir dieser zweite Platz die nötige Lockerheit geben, um eine Trendwende einzuläuten? «Ich hoffe es. Es hat geregnet, im Trockenen wäre es vielleicht anders gewesen, denn wir haben uns schwer getan. Doch es ist auf alle Fälle ein gutes Gefühl und eine gute Situation, um in die Sommerpause zu gehen. Auf das nächste Rennen in Spielberg freue ich mich schon sehr, denn ich war schon dort und bin schon ein paar Runden gefahren. In eineinhalb Wochen testen wir dort. Ich gehe davon aus, dass es eine Strecke ist, die mir sehr gut liegt. Der zweite Platz hilft sicher für den Rest der Saison.»
Warum zog Folger am Ausgang der letzten Kurve den Kürzeren? «Ich bin sehr viel Risiko ein, denn Johann war schon sehr spät auf der Bremse. Es war schwer, genau zur letzten Kurve an ihn heranzukommen. In den letzten drei Kurven habe ich sehr große Risiken auf mich genommen. Zum Glück ging alles gut, deshalb dachte ich mir: ‹So, jetzt gehört er mir. Jetzt fahr ich rein.› Ich habe dann versucht, die Linie ganz, ganz eng zu halten, daher hatte ich am Kurvenausgang nicht so viel Speed, weil ich so spitz reingefahren bin. Ich dachte, dass ich ihn in der Kurve bremsen kann, damit er am Scheitelpunkt die gleiche Geschwindigkeit hat wie ich und nicht mehr vorbeikommt. Irgendwie hat er es aber trotzdem geschafft. Es hat ums Verrecken nicht gereicht», schüttelte Folger grinsend den Kopf. «Ich bin sehr, sehr froh, denn auf dem Sachsenring hatte ich immer schwierige Wochenenden. Es ist es schön, auf dem Podest zu stehen und den Sieg nur ganz, ganz knapp verpasst zu haben. Das ist großartig.»
Zur Rennmitte fiel Folger hinter ein paar Gegnern zurück. «Ja, das stimmt. Zur Mitte des Rennens haben die Jungs vorne ganz schön Druck gemacht und gingen ein hohes Risiko ein. Bei habe Alex Rins ganz oft gesehen, wie er in jeder Runde riesige Rutscher hatte. Er war wirklich über dem Limit, so viel Risiko wollte ich nicht eingehen. Ich dachte mir: ‹Vernünftig bleiben, abwarten. Wir haben noch 20 Runden.› Genau so war es dann auch. Als Johann dann alleine war und nur noch wir vorne waren, merkte man, dass auch er niemanden mehr hatte, an dem er sich orientieren kann. So konnte ich mich hinbeißen. Durch ihn wusste ich immer, wie schnell ich fahren kann. Ich habe ihn mir für die letzte Runde zurechtgelegt, aber es hat nicht gereicht.»
Folger kämpfte gegen seinen zukünftigen Tech3-Teamkollegen Johann Zarco. «Das war wirklich schön. Johann ist ein super Kerl und ein fairer Fahrer, es hat super viel Spaß gemacht.»
Wird der zweite Platz noch gefeiert? «Natürlich», lachte Folger. «Ich feiere mit Freunden und Familie, vielleicht trinken wir noch ein Bier. Jetzt fahren wir heim und feiern dort.»