Joan Mir: Wird er der nächste Superstar?
Vor zwei, drei Jahren diskutierten die größten Experten der GP-Szene, ob der Franzose Fabio Quartararo der nächste Marc Márquez sein werde.
Der talentierte Quartararo hatte mit 14 und 15 Jahren die stark besetzte internationale CEV Repsol-Moto3-Meisterschaft dominiert.
Die Grand Prix Commission veränderte dann auf Druck von Honda sogar für 2015 das Reglement, das den Einstieg in die Moto3-Weltmeisterschaft bis dahin erst nach dem 16. Geburtstag gestattete. Dann hieß es: Wer die CEV gewinnt, kann früher einsteigen...
Quartararo durfte also 2015 bereits beim Saisonauftakt in Losail/ Katar fahren, obwohl er erst am 20. April den 16. Geburtstag feierte.
Er stand im Team Estrella Galicia 0,0 Honda von Emilio Alzamora, der auch Marc Márquez entdeckt hat, arg im Rampenlicht.
Aber Quartararo blieb klar hinter den Erwartungen. Er heimste in zwei Moto3-Jahren zwei Podestplätze ein und zwei Pole-Positions. Es redeten wohl auch zu viele Besserwisser und Schulterklopfer auf ihn ein. Er wirkte ratlos, auch Riding Coach Randy de Puniet konnte keine Wunder wirken; Fabio wechselte für 2018 in die Moto2-WM bei Sito Pons.
Der Franzose begann die Moto2-WM 2017 mit Platz 7 in Katar zwar furios, blieb aber nachher einiges schuldig, kassierte später noch einen siebten und einen sechsten Platz, der 13. Gesamtrang konnte sich einigermassen sehen lassen.
Aber Fahrer wie Bradl, Márquez, Viñales und Rins haben in der ersten Moto2-Saison gleich Rennen gewonnen.
Warum ich das erwähne?
Weil jetzt der nächste zweifellos hoch begabte Moto3-Rennfahrer in den Himmel gehoben wird.
Die Rede ist von Weltmeister Joan Mir.
Seine Bilanz in der Saison 2017 ist eindrucksvoll, sie macht sprachlos.
Zehn Siege in 18 Rennen, zwei zweite Plätze und einen dritten Rang, also 13 Podestplätze in einer Saison. Nur ein Nuller – Sturz in Japan in Turn 7.
Die WM gewann Mir mit 93 Punkten Vorsprung vor Romano Fenati.
2018 wird Joan Mir im ruhmreichen belgischen Marc VDS Moto2-Team fahren, das die WM 2014 mit Rabat und 2017 mit Morbidelli gewann. Kein anderes Team hat in der Moto2-Klasse so viele Siege und Podestplätze erreicht.
Joan Mir: Senkrechtstarter in der Moto2-WM?
Jetzt wird erwartet, dass Joan Mir in die Fußstapfen seiner Landsleute tritt und wie Márquez, Viñales und Rins gleich im ersten Moto2-Jahr um Siege, Podestplätze und den Titel fightet.
Wer beobachtet hat, mit welcher Entschlossenheit Joan Mir 2017 ans Werk ging, wie unbändig sein Siegeswille war, wie ausgeklügelt sich seine Renntaktik und seine Beständigkeit präsentierte, der sollte sich keine Sorgen um die Zukunft von Joan Mir machen.
Mir sorgte für einige Rekorde. Nur Rossi (elf Siege 1997) hat in einer Saison in der kleinsten Klasse mehr Siege eingeheimst. Da Mir schon 2016 auf KTM in Spielberg gewann, hat er mehr Moto3-GP-Siege als jeder andere Fahrer auf dem Konto – nämlich elf.
Aber wir haben schon einige Moto3-Champions erlebt, die in die Moto2 kaum einen Fuß auf den Boden gebracht haben – ich denke nur an Sandro Cortese und Danny Kent.
Auch Alex Márquez wäre bei Marc VDS nach den ersten zwei sturzreichen Moto2-Jahren wohl ausgesiebt worden, wenn er nicht so einen berühmten Bruder und mit Estrella Galicia 0,0 einen einflussreichen Sponsor im Rücken hätte.
Und tatsächlich ging Alex Márquez im dritten Moto2-Jahr der Knopf auf. Er gewann drei Rennen und schaffte zwei zweite Plätze und einen dritten Rang, er wurde WM-Vierter. Er gilt jetzt neben Miguel Oliveira (KTM) als klarer Favorit für die WM 2018.
Joan Mir verfügt mit dem spanischen Rechtsanwalt Paco Sanchez über einen sehr umsichtigen Manager, der sich auch um Maverick Viñales kümmert und immens Erfahrung hat.
Joan Mir ist zweifellos ein Ausnahmekönner.
Ob er ein ganz besonderes Kaliber wie Viñales ist, der 2014 in Texas gleich sein zweites Moto2-Rennen gewonnen hat, wird sich zeigen.
Joan Mir, er kommt aus Palma di Mallorca, hat am 1. September seinen 20. Geburtstag gefeiert.
Er muss sich also nicht unter Druck setzen lassen. Bei Marc VDS kann er sich als Teamkollege von Alex Márquez 2018 in Ruhe entfalten. Er wird keinen Druck haben und soll behutsam aufgebaut werden.
Es ist keine Schande, zwei Jahre in der Moto2-WM zu verbringen.
Es hat auch Marc Márquez nicht nachhaltig geschadet.