MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Fiorenzo Caponera: Hauptsponsor weg – Moto3-Aus

Andrea Migno, Fiorenzo Caponera und Jaume Masia

Andrea Migno, Fiorenzo Caponera und Jaume Masia

Eines der renommiertesten Moto3-Teams wird sich nach dieser Saison aus der Moto3-WM zurückziehen. Denn Teambesitzer Fiorenzo Caponera (2019 noch mit Sieg in Argentinien!) wurde vom Hauptsponsor im Stich gelassen.

Seit 2016 hatte Fiorenzo Caponera sein Team mit mysteriösen Geldgebern aus Dubai finanziert. Zuerst trat sein Moto3-Team unter der Bezeichnung «Platinum Bay Real Estate» auf, es handelte sich um ein Immobilienunternehmen. Seit 2018 wird auf den Moto3-KTM für die Firma «Bester Capital Dubai» geworben. Aber irgendwann haben dort die Ansprechpartner die Telefone nicht mehr abgehoben, die Geldquelle versiegte.

Fiorenzo Caponera kam 2019 nicht mehr zu allen Rennen, er musste Kosten sparen, die Teamvereinigung IRTA griff ihm finanziell unter die Arme, damit er die Saison über die Bühne bringen kann. Aber für 2020 gehen die zwei Startplätze verloren, Caponera muss sein GP-Team dichtmachen.

Dabei hat die Saison für das Bester Capital-Dubai-KTM-Team, das 2000 und 2002 die 125er-WM mit Roberto Locatelli und Andrea Vincent gewann, so gut begonnen. 2019 gelang bereits beim zweiten Saison-GP in Las Termas ein Sieg mit Jaume Masia.

Der 1956 südlich von Rom geborene Fiorenzo Caponera gründete 1998 sein eigenes 125-ccm-GP-Team, der namhafte Sponsor damals war der populäre italienische Sänger Vasco Rossi. Seitdem hat er mit Roberto Locatelli (2000) und Arnaud Vincent (2002) zwei WM-Titel in der 125-ccm-Klasse gewonnen. Und mehr als 20 Jahre nach dem Start mischt das Caponera-Team (Roberto Locatelli sorgte 1999 für die ersten zwei Siege des Teams) immer noch an der Weltspitze mit: Jaume Masia gewann den Argentinien-GP 2019 auf der Moto3-KTM seines Bester Capital Dubai-Teams.

Angefangen hat der Italiener Caponera, der elf Jahre in Luxemburg wohnte und seit 2010 im Kanton Tessin in der Schweiz ansässig ist, jedoch bereits als Manager von Loris Capirossi. Das war von 1994 bis Ende 1996. «Ich habe damals für Loris auch den Vertrag mit Aprilia in die Wege geleitet», erzählt Caponera, der eine Firma für Kommunikation im Sport- und Musikbereich führt.

Dann fügte der Haudegen hinzu: «Mein erster Fahrer war Ivan Goi, der 1996 auf dem Österreichring im Team von Massimo Matteoni seinen ersten und einzigen Grand Prix gewann. Er war mit 16 Jahren lange der jüngste GP-Sieger.»

Dann wurde es Scott Redding, der 15 Jahre alt war, als er 2008 den Donington-GP (125 ccm) gewann. Seit Valencia 2018 ist es jedoch der Türke Can Öncü und wird es wohl auch bleiben, da das Mindestalter 16 Jahre ist und für Öncü als Red Bull-Rookies-Cup-Sieger eine Ausnahme gemacht wurde.

Es war übrigens ein «historisches» Podium damals auf dem Österreichring, denn neben Ivan Goi und Dirk Raudies stand 1996 auch Valentino Rossi auf dem 125-ccm-Podest. Für Rossi war es der erste Podestplatz in seiner GP-Karriere und für Ex-Weltmeister Raudies der letzte!

Ein Sprung ins neue Zeitalter

In Argentinien 2019 bescherte Jaume Masia dem Team einen Sieg. Doch danach hat das Caponera-Team in Jerez komplett versagt. Schon im Training. Lag es an Set-up- Problemen oder eher an den Fahrern? Caponera: «Stress, Stress pur. Jerez war für Masia das Heimrennen, mit der anwesenden Familie, Freunden und Bekannten, so lässt sich ein WM-Lauf eben nicht mehr so locker angehen. Ein Mechaniker sagte mir, Jaume habe gezittert vor Nervosität.»

Andrea Migno wurde zwar noch Zehnter, sein Teamkollege Masia hingegen stürzte. Bereits in Le Mans lief es dann bedeutend besser. Masia und Migno fuhren in der Spitzengruppe mit, verpassten aber das Podest diesmal knapp. Migno landete auf Platz 5, Masia auf Rang 12. Mit nur 3,7 Sekunden Rückstand.

Hat Fiorenzo nie das Ziel gehabt, in die 250ccm- oder Moto2-Klasse aufzusteigen? Caponera: «In der 250er-Klasse waren wir ja auch vertreten, aber nein, ich bin gerne in der kleinen Klasse geblieben und habe mich um die jungen Fahrer gekümmert, obwohl es zwischendurch nervte, dass sie sich für nichts interessieren und nur das Smartphone oder die Playstation im Kopf haben. (Er lacht.) Kaum sind sie vom Motorrad geklettert, ist Social Media angesagt.»

Caponera fand fast immer namhafte Sponsoren. Hat er bisher noch nie das Messer am Hals gespürt? Konnte er die Budgets immer sichern? (Er schmunzelt.) «Sagen wir es so, es ist immer schwieriger gworden, in Europa Sponsoren zu finden, deshalb haben wir uns Richtung Asien, Indien oder zu den Arabern orientiert.» Dann fügte er an: «Die haben Geld, für die ist eine Million wie für uns Hunderttausend.»

Was nervt den Teambesitzer sonst noch, abgesehen vom Social Media-Hype? «Nerven tut mich das nicht, aber das gab es früher praktisch nicht, dass ein Debütant Pole-Position fuhr oder gleich das erste Rennen gewann. Die meisten Fahrer brauchten zwei Jahre, bis sie sich etabliert hatten und gutes Material bekamen. Heute ist die Technik ziemlich ausgeglichen; in der Moto3 sowieso. Wenn ein Fahrer gut drauf ist und genug Selbstvertrauen hat, gewinnt er – ob auf einer Honda oder KTM. Die Jungs heute sind gar nicht mehr besonders am Motorrad interessiert. Ich sage auch meinen Chefmechanikern, ihr müsst jetzt mehr Psychologen sein und weniger Mechaniker. Zu den Zeiten mit den Zweitaktern bauten wir die Motoren noch selber zusammen, heute darfst du sie gar nicht mehr öffnen.»

Den mageren Zeiten mit Mahindra trauert Caponera nicht nach. 2017 wechselte er endlich zu KTM. Als Suter Racing noch für den Bau der Mahindra verantwortlich war, waren die Bikes aus Indien noch konkurrenzfähig. Aber als die Inder und Italiener das Kommando übernahmen, war der Ofen bald aus. «Über diese Jahre möchte ich keine Worte mehr verlieren», seufzt Caponera.

Erfolgsbilanz des Caponera-Teams

(Die Fahrer und deren beste Platzierung in der Saison)
1998
Ivan Goi (I), 125 ccm (9. Le Mans und Brünn)

1999
Roberto Locatelli (I), 125 ccm (Sieg in Le Mans und Assen)
Roberto Rolfo (I), 250 ccm, (5. in Barcelona)

2000
Roberto Locatelli (I), 125 ccm (Weltmeister)
Simone Sanna (I), 125 ccm (Sieg in Barcelona und Rio)
Luca Boscoscuro (I), 250 ccm (7. in Sepang)

2001
Neuer Hauptsponsor: Brillenhersteller Safilo Oxydo
Simone Sanna (I), 125 ccm (Sieg auf dem Sachsenring)
Luca Boscoscuro (I), 250 ccm (7. in Assen)

2002
Neuer Hauptsponsor wurde mit Excalt Cycle erneut ein Brillenhersteller.
Arnaud Vincent (F), 125 ccm (Weltmeister)
Franco Battaini (I), 250 ccm (2. Welkom)

2003
Nachdem Vincent zu KTM gewechselt war, kam Steve Jenkner (D) ins Team. Er erreichte seinen ersten und einzigen Sieg in Assen im Regen. Sein Teamkollege war der spätere Weltmeister Gabor Talmacsi (H).

2004
Neuer Hauptsponsor wurde der Getränkehersteller Rauch Bravo. Jenkner blieb im Team und bekam mit Marco Simoncelli einen aufstrebenden Italiener als Teamkollegen.
Steve Jenkner (D), 125 ccm (2. in Jerez)
Marco Simoncelli (I), 125 ccm (Sieg in Jerez).

2005
Steve Jenkner (D) wechselte in die 250-ccm-Klasse.
Marco Simoncelli (I), 125 ccm (Sieg in Jerez)
Joan Olivé (E), 125 ccm (3. Mugello)

2006
Das Team wurde in Multimedia Racing umgetauft.
Pablo Nieto (E), 125 ccm (5. in Doha und Le Mans)
Raffaele De Rosa (I), 125 ccm (6. Le Mans)
Vincent Braillard (CH), 125 ccm (punktelos)

2007
Raffaele De Rosa (I), 125 ccm (4. in Doha und Istanbul)
Dominique Aegerter (CH), 125 ccm (11. in Motegi)
Simone Grotzky (I), 125 ccm (15. in Jerez)

2008
Andrea Iannone (I), 125 ccm (Sieg in Shanghai)
Takaaki Nakagami (J), 125 ccm (8. in Donington)
Michael Ranseder (A), 125 ccm (7. in Shanghai)

2009
Ongetta (Textil- und Garnhersteller) wurde neuer Hauptsponsor.
Jonas Folger (D), 125 ccm (2. in Le Mans)
Takaaki Nakagami (J), 125 ccm (5. in Le Mans und Donington)
Lorenzo Zanetti (I), 125 ccm (7. in Donington)

2010
Jonas Folger (D), 125 ccm (4. in Brünn und Estoril)
Alexis Masbou (F), 125 ccm (9. in Jerez)
Luca Marconi (I), 125 ccm (punktelos)

Unter der Bezeichnung Team AirAsia – Sepang Circuit fuhren für Caponera 2010:
Sturla Fagerhaug (N), 125 ccm (9. auf dem Sachsenring)
Zulfahmi Khairuddin (MAL), 125 ccm (15. in Barcelona, auf dem Sachsenring, in Brünn und Estoril)

2011
Simone Grotzky (I), 125 ccm (8. in Brünn)
Taylor Mackenzie (GB), 125 ccm (5. in Jerez)
Giulian Pedone (CH), 125 ccm (15. in Valencia)

2012
Nach 13 Jahren mit Aprilia wechselte das Ambrogio-Team in der Moto3 zuerst auf Oral Engineering und nach drei Rennen auf Suter-Honda.
Giulian Pedone (CH), Moto3 (10. in Le Mans)
Simone Grotzky (I), Moto3 (15. auf dem Sachsenring)
Alex Márquez (E), Moto3 (6. in Barcelona und Indianapolis)

2013
Brad Binder (RSA), Moto3 (4. in Valencia)
Danny Webb (GB), Moto3 (13. Doha und Indianapolis)
Jules Danilo (F), Moto3 (punktelos)
Luca Amato (D), Moto3 (punktelos)

2014
Brad Binder (RSA), Moto3 Suter/Mahindra (2. auf dem Sachsenring)
Jules Danilo (F), Moto3 Suter/Mahindra (14. in Aragón)

2015
Der belgische Energiedrink-Hersteller Outox Reset Drink wurde neuer Hauptsponsor. Outox, so der Name des neuen Softdrinks aus Belgien, soll den Promillegehalt im Blut nach einer durchzechten Nacht erheblich senken.
Alessandro Tonucci (I,) Moto3 Mahindra (punktelos)
Darryn Binder (RSA), Moto3 Mahindra (punktelos)

2016
Das Team erhielt wieder einen neuen Namen, diesmal war es ein Sponsor aus Dubai – Platinum Bay Real Estate.
Darryn Binder (RSA), Moto3 Mahindra (4. auf Philip Island)
Karel Hanika (CZ), Moto3 Mahindra (punktelos)

2017
Wechsel zu KTM
Darryn Binder (RSA), Moto3 (4. in Mugello)
Danny Webb wurde nach zwei Rennen durch Marcos Ramirez (E) ersetzt (3. auf den Sachsenring und in Valencia)

2018
Neue Teambezeichnung Bester Capital Dubai
Darryn Binder (RSA), Moto3 KTM (3. in Motegi)
Marcos Ramirez (E), Moto3 KTM (3. in Jerez und Le Mans)
Jaume Masia (E), Moto3 KTM (4. in Assen)

2019
Bester Capital Dubai mit KTM
Jaume Masia (E), Sieg in Las Termas
Andrea Migno (I), Platz 2 in Las Termas

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