Ein Jahr danach: Gedenken an Jason Dupasquier
Einen ganz besonderen Platz im Herzen hat Jason Dupasquier natürlich beim PrüstelGP Team, das am Donnerstag – ohne viel Aufsehen, wie von der Familie Dupasquier gewünscht – eine Kerze und Blumen an der Strecke abgelegt hatte, wo Jason vor einem Jahr tragisch verunglückte.
«Wir vermissen dich alle so sehr. Wir hoffen, du wachst im Rennfahrerhimmel über uns», lautete die Botschaft des sächsischen Rennstalls an das viel zu früh verstorbene Moto3-Talent. Begleitet wurden sie von einigen ehemaligen Teamkollegen und Freunden von Jason wie Barry Baltus, Filip Salac und Miquel Pons.
Der «Ja5On»-Schriftzug fährt bei PrüstelGP ohnehin immer mit und prangt etwa am Team-Truck oder auf den Ausweisen der Teammitglieder.
Jasons Startnummer 50 wurde von der Dorna schon im Vorjahr beim Deutschland-GP auf dem Sachsenring zurückgezogen und darf in der Moto3-Klasse nicht mehr vergeben werden.
Jasons Stern war gerade erst aufgefangen
Jason Dupasquier wurde am 7. September 2001 in Bulle im Kanton Freiburg geboren. Der Sohn des erfolgreichen Ex-Motocross-WM-Piloten Philippe Dupasquier (WM-Vierter 125 ccm im Jahr 2002) schlug wie sein Vater eine Zweirad-Karriere ein.
Nach einer schwierigen ersten Moto3-WM-Saison 2020 ohne Punktgewinn legte Jason eine rasante Steigerung hin: Der Schweizer hatte erkannt, dass er sich mehr anstrengen muss, wenn er sich in der heiß umkämpften 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Klasse an der Spitze etablieren und gegen die stärksten Gegner aus Spanien und Italien durchsetzen will. Er hatte sich deshalb entschieden, seine Performance auf einen höheren Level zu heben und dafür einige Opfer zu bringen.
Seine Familie mit Papa Philippe und Mutter Andrea schlug deshalb im Winter den Wohnsitz in Südspanien auf, wo Jason bei besserem Wetter fast täglich mit verschiedenen Motorrädern sowie mit dem Rennrad und Mountainbike trainierte. Papa Philipp Dupasquier, jetzt 47 Jahre alt und einst Vierter in der Achtelliter-Motocross-WM, war vom Talent seines Sohnes überzeugt und unterstützte ihn beim Weg an die Weltspitze nach Leibeskräften.
Jason war mit 17 Jahren in der Saison 2019 im Red Bull-Rookies-Cup auf dem achten Gesamtrang gelandet. Er fuhr damals zwei fünfte Plätze als beste Saisonergebnis ein und wurde dann von PrüstelGP in die WM befördert. Der Schweizer Unternehmer Olivier Métraux, dessen Vater Michel die Teamvereinigung IRTA gegründet hat, stieg bei Prüstel mit seiner Firma CarXpert als Hauptsponsor ein.
Tatsächlich schaffte Jason Dupasquier (er debütierte 2020 in Katar in der Moto3-WM) bei den ersten fünf Grand Prix 2021 den ersehnten Durchbruch: In Doha fuhr er beim Saisonauftakt auf seiner KTM zum ersten Mal in die Punkteränge – und das auf Anhieb als Zehnter. Beim Spanien-GP 2021 in Jerez sollte er als Siebter seine persönliche Bestleistung zeigen. Als bestes Q2-Ergebnis stand ein neunter Rang beim zweiten Katar-GP am 3. April 2021 zu Buche.
Auch die Beständigkeit des vielversprechenden Westschweizers, der bei seinem Debüt in der WM auch unter den Fittichen von Tom Lüthi stand und als größte Schweizer GP-Hoffnung seit mehr als 15 Jahren galt, konnte sich sehen lassen: Jason landete von Katar bis Le Mans bei den total fünf Rennen auf den Rängen 10, 11, 12, 7 und 13 (im Regen von Le Mans). Er kam als starker WM-Zehnter nach Mugello und lag nach dem FP3 sensationell an fünfter Position.
Doch dann ereignete sich am Nachmittag des 29. Mai 2021 der verhängnisvolle Qualifying-Unfall: In der Schlussphase des Q2 stürzte Dupasquier in der schnellen Kurve «Arrabbiata 2» schwer und wurde vom nachfolgenden Ayumu Sasaki überfahren. Dabei erlitt der junge Schweizer ein Polytrauma. Die Ärzte im Careggi-Krankenhaus von Florenz verloren trotz größter Anstrengungen einen Tag später den Kampf um sein Leben. Jason wurde nur 19 Jahre alt.
Ein Jahr ist seither vergangenen. Die Erinnerungen an Jason Dupasquier aber bleiben, im Fahrerlager und darüber hinaus.