Keine Hilfe für Intact – Unverständnis bei der Dorna
Kurz vor dem Jahreswechsel berichtete SPEEDWEEK.com, dass das deutsche Team Intact GP sein Nachwuchsprogramm in der Junioren-WM und dem European Talent Cup schweren Herzens beerdigt. Die in Memmingen stationierte Truppe hat sich zusammen mit KTM als Partner jahrelang engagiert, doch inzwischen lässt sich das nicht mehr finanzieren.
«Ich habe so oft gehört, wie super das ist und wie gut das unsere Jungs in Spanien machen, aber zahlen sollen wir es schon selbst», kritisierte Teammanager Jürgen Lingg.
Das Intact-Team versuchte den ADAC als Partner ins Boot holen. Doch in München schreibt man sich das Thema Nachwuchsförderung zwar gerne auf die Fahnen, die richtigen Schlüsse wurden in den vergangenen Jahrzehnten aber nur selten gezogen.
Der ADAC engagiert sich im Northern Talent Cup, der Nachfolgeserie des ADAC Junior Cups. Anschließend fehlt den Youngstern aber die Brücke in den European Talent Cup und in Folge in die Junioren- und dann Moto3-WM.
Genau diese bot bislang das Intact-Team. Ohne diese Möglichkeit werden es Talente wie die Österreicher Jakob Rosenthaler und Leo Rammerstorfer oder der Thüringer Fynn Kratochwil in Zukunft noch schwerer haben gegen die Flut an Fahrern aus Spanien und Italien zu bestehen, die witterungsbedingt und organisatorisch in ihren Heimatländern vielfach bessere Voraussetzungen haben.
«Es wurde gut gemacht, dass sie in den nationalen Meisterschaften jetzt mit den gleichen Honda NSF250R fahren wie später im European Talent Cup», hielt Lingg fest. «Die Motorräder sind bis auf Kleinigkeiten original und beinahe gleich. Aber nach dem Northern Talent Cup geht es für die Fahrer halt nicht weiter. Dann müssten sie in den European Cup oder in den Red Bull Rookies Cup.»
Im ETC oder der JuniorGP müssen die deutschsprachigen Talente zukünftig bei vor allen spanischen Teams anklopfen, um unterzukommen.
«Das Problem ist immer die Sprachbarriere, dann kann es dir passieren, dass du das fünfte Rad am Wagen bist», verdeutlichte der gebürtige Lindenberger. «Du musst eine gewisse Mitgift abliefern, aber was du bekommst, weißt du nicht. Manchmal geht es gut, manchmal ist es nicht so, wie es sein soll. Wir haben immer größten Wert daraufgelegt, dass das Material neu ist und alles passt. Aber es ist ja ganz klar, dass wenn ein Deutscher oder ein Österreicher in ein spanisches Team kommt, der Teamkollege ist ein Spanier und das ganze Team spricht spanisch, dass das für denjenigen viel komplizierter ist, wie wenn er in ein deutschsprachiges Team kommt. Dann kann man viel besser miteinander reden und sich verständigen.»
GP-Promoter Dorna engagiert sich intensiv in der Nachwuchsförderung, wohin die zwischen 1992 und 2013 an den Deutschen Motor Sport Bund geflossenen zirka 2,65 Millionen Euro versickert sind, konnte bislang niemand aufklären. Der DMSB kehrte das Thema unter den Teppich und scherte sich nicht im Geringsten um diese finanziellen Ungereimtheiten.
Als klar wurde, dass auch der ADAC nichts zur Rettung des Intact-Juniorteams beitragen wird, sprach Lingg mit Anna Ezpeleta, der Tochter von Carmelo, die sich bei der Dorna um das Thema Nachwuchs kümmert. «Ich schilderte ihr die Situation und sie meinte, dass das wirklich schade wäre. Auch für sie war es unverständlich, dass uns niemand hilft.»