Favorit mit Boxhandschuhen: Moto3-Ass David Munoz
Der Spanier David Munoz zählt zu den aufsehenerregenden Newcomern der letzten Jahre. Nach dem mittlerweile klassischen Karriereweg über den Red Bull Rookies Cup und die Junioren-WM der Moto3 – beides bestritt Munoz in den Jahren 2020 und 2021 im erfolgreichen Parallelflug – schlug der Spanier im Sommer 2022 erstmals bei einem Grand Prix auf.
War das Debüt des 16-Jährigen in Mugello mit Platz 11 schon beeindruckend, schon beim zweiten Einsatz fuhr Munoz sensationell aufs Podium. Da dem Rookie die Überraschung in Spanien gelungen war, glaubten nicht wenige an einen einmaligen Sprung in Top-Charts. Falsch gedacht. Als wäre Munoz schon immer dagewesen, mischte er auf der KTM des BOE-Teams fortan tapfer in der WM-mit. Neben einem weiteren Podestplatz in Österreich ließ der Youngster noch im Premierenjahr vier weitere Top-10-Resultate folgen.
2023 festigte David Munoz sein Image – und das in jeder Hinsicht. Denn während auch die sportliche Leistungskurve weiter nach oben zeigte, schon beim Auftakt glänzte der KTM-Pilot mit einem weiteren Podium, etablierte sich das Riesentalent auch auf den Notizblöcken der Rennkommissare. Schnell war klar, in dem jungen Rennfahrer steckt neben siegfähigem Speed auch hohes Aggressionspotenzial.
Immer dann, wenn in der Moto3-Klasse größere Staubwolken aufstiegen, mit hoher Wahrscheinlichkeit steckte die KTM mit der Startnummer 44 mittendrin. Die Offiziellen machten auch bei Munoz keine Ausnahme und schrieben eifrig Strafzettel. Trotz der bei einem Rookie nachvollziehbaren hohen Fehlerquote beendete der Spanier seine erste volle GP-Saison auf dem guten neunten Rang.
Dennoch, nicht weniger als viermal fasste Munoz Long-Lap-Strafen für aggressive Fahrweise aus, mit der er auch andere Piloten in Gefahr und mit auf den Boden genommen hatte. Große Verwandtschaft mit dem rigorosen Marc Marquez zeigte Munoz auch in anderen Situationen. Als der Moto3-Pilot seine KTM kurz vor dem Start zum Saisonauftakt in Losail abwürgte, weigerte sich Munoz zunächst, die Startaufstellung zu verlassen. Am Ende musste sich das Heißblut den Marshalls beugen und dem Feld aus der Boxengasse hinterherhetzen. Als 16. verpasste er knapp einen Punkt.
Den Vogel schoss Munoz dann in Italien ab. Auf der Rennstrecke von Misano gelang dem BOE-Piloten ein bislang einmaliges Kunststück. An den beiden aufeinanderfolgenden GP-Rennen an der Adria radierte die #44 jeweils in der Startrunde an der identischen Stelle durchs Feld und sorgte für Startunfälle in Kurve 2. – Double Long-Lap Penalty. Wenige Wochen später in Malaysia rempelte Munoz im Training Kontrahent Farioli von der Piste – Durchfahrtsstrafe.
Bei allem Temperament setzte der 18-jährige Moto3-Rabauke sein Talent auch für gute Taten ein. Fast unbemerkt landete Munoz nach einer turbulenten Saison 2024 auf dem starken fünften Platz der Moto3-WM. Da alle vor ihm liegenden Fahrer im kommenden Jahr in der Moto2-WM unterwegs sind, zählt David Munoz zwangsweise zum engeren Favoritenkreis.
Das Handling des Supertalents mit hohem Blutdruck dürfte eine interessante Herausforderung für seinen neuen Teamchef Peter Öttl sein. Gelingt es dem extrem erfahrenen Bayer, den Neuzugang mit der Richtung Dosis aus Biss und Gelassenheit auf die Piste zu schicken, dann ist der nächste Aufstieg auf der Ergebnisleiter vorprogrammiert.