MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Spannung: Die großen Fragen vor dem San Marino-GP

Von Thomas Kuttruf
Die heiße Phase der Motorrad-Straßen-WM beginnt mit einer spannenden Ausgangslage in allen Klassen der MotoGP. Nicht nur in der Königklasse mit den Topfavoriten Martin, Bagnaia und Márquez geht es in Italien hoch her.

Gleich zweimal in Folge werden die schnellsten Motorrad-Piloten der Welt auf der Rennstrecke Marco Simoncelli antreten. Runde 1 ist zugleich das 13. Match der Weltelite der Saison 2024. Nach dem ersten Dutzend MotoGP-Events haben sich in allen Kategorien äußerst spannende Situationen ergeben.

Bevor sich die Piloten der Straßenweltmeisterschaft am Freitagmorgen zum freien Training auf die Strecke begeben, gibt es mehr als nur eine spannende Frage:

Ist der Weltmeister fit?
Pecco Bagnaia ging vergangenen Sonntag im Kampf gegen Markenkollege Alex Márquez hart zu Boden. Der Weltmeister kann den GP mit angeschlagener Muskulatur in Angriff nehmen, stapelt aber tief. Selbst kleine Unzulänglichkeiten können große Konsequenzen haben. Sollte Pecco Bagnaia in den beiden Rennen wie 2023 chancenlos gegen Jorge Martin sein, dann wird die Titelverteidigung mit aktuell 23 Punkten endgültig zur Mammutaufgabe.

Setzt Marc Márquez seine Siegesfahrt fort?
Laut dem Betroffenen selbst lautet die Antwort: Nein. «MM93» betrachtet das frische Aragon-Event als glückliche Fügung, sieht unter realen Bedingungen keine Solofahrt wie am vergangenen Sonntag.  Beim Heimrennen der in Faenza stationierten Gresini-Mannschaft wird besonders, der ältere der Márquez-Brüder wieder um einen Podestplatz kämpfen können. Marc Márquez ist zudem zu lange im Geschäft, um in Misano alles auf eine Karte zu setzen.  Der Spanier hat seinen großen Moment 2024 bereits erlebt – der Fokus ist daher bereits auf 2025.

Bekommt Marc Márquez bereits neueste Entwicklungsteile?
Am Montag nach dem San Marino-GP bleiben alle Piloten für einen offiziellen Testtag. Im Sinne einer optimalen Einstimmung auf 2025 ist nicht auszuschließen, dass der Gresini-Pilot bereits in wenigen Tagen sein Debüt auf einer GP24 geben könnte. Ein positiver Test würde beiden Seiten helfen. Denn auch Ducati muss frühzeitig sicherstellen, dass die gegenwärtige Dominanz der Desmosedici auch im nächsten Jahr weitergeht.

Wie ergeht es Stefan Bradl?
Der Deutsche ist erneut mit einer Wildcard dabei. Erst vor wenigen Wochen schlug sich der HRC-Testpilot auf dem Red Bull Ring in Österreich abermals wacker. Bradl, frisch verheiratet, trägt nach wie vor ein großes Kreuz. Erst zu den Vorsaisontests 2025 wird der Moto2-Weltmeister Unterstützung von Aleix Espargaro und Taka Nakagami bekommen. Spannend: In Misano setzt Bradl eine offensichtlich nahezu rundum neue RC213V ein. Chassis, Motor und Aerodynamik entsprechen erneut einer neuen HRC-Ausbaustufe.

Überraschung durch Pol Espargaro?
Auch KTM setzt in Misano erneut auf eine Entwicklungs-Offensive. Pol Espargaro, der beim Spielberg-GP bedeutenden Fortschritte der Österreicher demonstrierte, wird auch an der Adria eine deutlich andere Spezifikation der RC16 pilotieren. Nachdem der Spanier nun wieder im Fahrfluss ist, wird die KTM-Wildcard in Misano sicher mehr als nur als orangefarbenes Beiwerk.

Moto2: Kommt Sergio Garcia zurück?
Die größte Sensation des Moto2-Rennens im MotorLand Aragon war eine Nicht-Leistung. WM-Spitzenreiter Sergio Garcia und seine bis dato streberhaft perfekt agierende MSi-Mannschaft leisteten sich zuletzt einen sportlichen Totalausfall. Die Konkurrenz, mit Ausnahme von Joe Roberts der sturzbedingt auch nicht ins Ziel kam, nahm das Geschenk an. Vor dem Misano-GP ist aus einer Einmann-Show ein Fünfkampf mit Garcia, Ogura, Roberts, Lopez und Dixon geworden. Die Moto2-WM ist wieder komplett offen.

Moto3: Legt Jakob Rosenthaler nach?
Beim Spielberg-GP sorgte der Österreicher Jakob Rosenthaler bei seiner Premiere mit Platz 22 für gute Laune. Unter den Fittichen, der um Nachwuchs bemühten Intact-GP-Mannschaft mit Jürgen Lingg, Peter Öttl und JuniorGP-Manager Dirk Reissmann wird der Linzer auch in Misano auf eine potenzielle Zukunft in der Moto3-WM vorbereitet.  Mit Noah Dettwiler, Stefan Bradl und Lukas Tulovic sind in den WM-Klassen damit vier deutschsprachige Athleten am Start.

MotoE: Zweiter Matchball für Hector Garzo
Bereits am kommenden Samstag wird der erste Weltmeister der MotoGP 2024 gekürt. Allerbeste Chancen hat Intact-GP-Pilot Hector Garzo. Der Teamkollege von Lucas Tulovic, der vor den beiden Finalrennen auf WM-Rang 9 liegt, führt mit soliden 38 Zählern vor Mattia Casadei. Ein vierter Platz reicht dem Spanier zum Titelgewinn für das deutsche Team.

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