KTM-Techniker Risse: «Input von vielen Fahrern»
Wintertest: Sebastian Risse (li.) mit Maverick Viñales
KTM dominiert in der Moto3-Weltmeisterschaft mit den Piloten Maverick Viñales, Luis Salom und Alex Rins das Geschehen. SPEEDWEEK.com hat sich mit KTM-Entwicklungs-Ingenieur Sebastian Risse über die Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr unterhalten.
KTM hat die Moto3-WM schon im Vorjahr klar dominiert und den Titel mit Sandro Cortese gewonnen, dazu zehn von 17 WM-Rennen. In welchen Bereichen bestand trotzdem noch technischer Handlungsbedarf?
Zum Beispiel wollten wir das Gewicht weiter runterbringen, obwohl wir schon während der Saison 2012 einige Updates gebracht haben.
Nach Platz 3 von Sandro Cortese in Katar 2012 wurden handstreichartig gleich mehrere Kilogramm abgespeckt?
Das kommt drauf an, wo man jetzt ansetzt. Wir haben jedenfalls von Oktober 2012 bis jetzt noch einmal 4 kg abgespeckt.
Beim letzten Rennen im November 2012 hat ja Sandro schon unser neues Bike eingesetzt.
Was ist nach dem Debüt in Katar 2012 zuerst mal passiert?
Es kommt sehr darauf an, ob man einen schweren oder leichten Fahrer hat. Jetzt sind wir in einer Situation, in der bei uns die schweren auch nicht mehr übergewichtig sind, was das Gesamtgewicht von Motorrad, Bekleidung und Fahrer betrifft. Letztes Jahr waren die mittelschweren Fahrer genau richtig, die leichten mussten Ballast dazupacken.
Wir wollten allen Piloten die Chance geben, gewichtsmässig mit dem idealen Motorrad zu fahren. Deshalb sind wir jetzt relativ leicht. Das Motorrad wiegt jetzt 80 kg. Das Gesamtgewicht beträgt 148 kg samt Fahrer nach dem Rennen.
Wir haben während der letzten Saison schon einige Teile gewichtsmässig in Angriff genommen, die austauschbar waren und blieben. So haben wir Verkleidung und Kühler optimiert.
Beim Kühler wurde vor einem Jahr viel eingespart. Er war anfangs überdimensioniert?
Ja, wir haben beim Kühler ohne Wasser 700 Gramm eingespart, weil der Kühler sehr effektiv funktioniert. Das weiss man aber vorher nie genau. Wir wollten halt auf Nummer Sicher gehen. Wir haben dann gesehen, er ist viel zu gross, was einerseits für die Aerodynamik schlecht war, anderseits hat es gewichtsmässig nicht weiter geholfen.
Und wo ist seit Oktober noch eingespart worden?
Das war dann der andere Ansatz. Der liegt eher an der Gesamtauslegung oder an der Grundidee einer Konstruktion.
Die kann man halt nur austauschen, wenn man komplette Bauraum-Pakete in Angriff nimmt. Wir haben versucht, das nicht während der Saison zu machen, weil das viele Unsicherheiten bringt und ein riesiger logistischer Aufwand ist. So etwas macht man dann zwischen zwei Saisonen.
Ihr hattet das 2013-Motorrad bereits beim WM-Finale 2012 startbereit. So konnten die Werksfahrer noch im November auch in Albacete und Almeria testen, Arthur Sissis hat das Finale zur Spanischen Meisterschaft bestritten. Das war die halbe Miete für weitere Erfolge 2013?
Wir haben den ersten Prototyp des neuen Motorrads erstmals mit Testfahrer Joan Olivé im August 2012 gefahren. In Aragón und Almeria.
Im November hatten wir die Gelegenheit, das neue Motorrad zum letzten Grand Prix zu bringen. Das war ein Geschenk für unseren Weltmeister.
Danach haben wir ein recht straffes Testprogramm gehabt, bei dem jedes Team schon einen Fahrer auf dem 2013-Motorrad sitzen haben konnte.
Dadurch haben wir von vielen Seiten Input bekommen, was natürlich sehr hilfreich war.