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Luca Grünwald: Der eilige Aufbruch nach Australien

Von Günther Wiesinger
Australien-GP 2013: Luca Grünwald ist eingetroffen

Australien-GP 2013: Luca Grünwald ist eingetroffen

Luca Grünwald gilt als eines der grössten deutschen Talente. Mit 18 war er schon zweimal IDM-Meister (125 ccm und Moto3), jetzt hofft er auf eine GP-Karriere.

Er heisst zwar Luca mit Vornamen. Aber er hat keine italienischen Vorfahren wie Dario Giuseppetti, Sandro Cortese oder Luca Amato. Er ist ein Ur-Bayer.

Das ist nicht zu überhören. So macht man sich zum Beispiel in Waldkraiburg bei Mühldorf am Inn verständlich.

In Motorsportkreisen ist Mühldorf durch die Speedwaybahn ein Begriff. «Aber da bin ich fast nie unten», sagt der Moto3-Pilot, der bei den zwei Überseerennen die Kalex-KTM von Kiefer Racing fährt.

Luca Grünwald (18) bestritt am vergangenen Wochenende die IDM-Supersportrennen auf dem EurospeedwayLausitz. Am Montag wurde er von Kiefer Racing plötzlich als Ersatz für Florian Alt für Australien und Japan aufgeboten. Knapp vier Stunden nach dem Anruf sass er im Flugzeug.

Mit 174 cm und 60 kg hat Grünwald eine ideale Figur für die kleinste GP-Klasse.

Luca, wie ist das abgelaufen letztes Wochenende? Wann kam das Thema Kiefer und Alt-Ersatz erstmals auf?

Stefan Kiefer war ja daheim, er war nicht in Malaysia. Er ist am Samstag in der Lausitz vorbei gekommen. So habe ich von der Unterarmverletzung von «Flo» erfahren.
Ich habe dann kurz überlegt und gedacht: Vielleicht kann ich statt ihm in Valencia fahren, wenn er nicht rechtzeitig fit wird. An die Überseerennen habe ich eigentlich gar nicht gedacht. Kiefer und ich sind dann so verblieben, dass wir gesagt haben: Schauen wir mal, ob sich für Valencia was ergibt.
Es war ja geplant, dass ich für mein IDM-Team Motorrad Bayer – Bikerbox Racing den Superstock-EM-600-Lauf in Jerez fahre an diesem Wochenende.
Aber dann habe ich am Montag noch einmal einen Anruf von Stefan Kiefer gekriegt. Er hat mich gefragt, ob ich eine Möglichkeit sehe, die zwei Übersee-GP zu fahren. Ich habe geantwortet: «Natürlich.»

Wann kam dieser Anruf?

Um halb 12 Uhr Mittag ungefähr. Ich war gerade in der Berufsschule; da werde ich zum Kfz-Mechatroniker ausgebildet.
Ich habe sofort bei meinem Bikerbox-Team angerufen und gefragt: Können wir Jerez ausfallen lassen? Die haben das sofort verstanden. Sie haben gesagt: Da siehst du was von der Welt, du kommst super zum Fahren.
Dann gab es noch ein Problem mit dem Flug, er war eigentlich schon ausgebucht. Wir sollten um 15.45 Uhr von München mit Emirates über Dubai und Kuala Lumpur nach Melbourne fliegen. Aber Stefan Kiefer und ich bekamen noch kurzfristig einen Platz.

Da hast du nicht mehr viel Zeit zum Packen gehabt? Und wie bist du zu einem Visum gekommen?

Das mit dem Visum hat alles der Stefan geklärt und ausgefüllt. Ich bin dann von der Berufsschule heim, bin ich zu meinem Teamchef gefahren, der wohnt eine halbe Stunde entfernt, weil der alle meine Rennklamotten im Truck gehabt hat, die waren ja schon fast auf dem Weg nach Jerez in Spanien. Dann war ich wieder daheim.
Inzwischen war es 14.15 Uhr. Dann sind wir mit dem Auto los zum Flughafen; es hab noch Umleitung und Stau.
Wir sind um 15.20 Uhr ins Flughafengebäude reinmarschiert. Wie gesagt: Offizielle Abflugzeit war 15.45 Uhr. Normals schaffst du das nimmer.
Aber wir sind durchgerannt, haben noch Sperrgut gehabt. Ich habe gehofft, dass ich den Flieger noch kriege. Ich wollte früh genug nach Australien kommen, wegen dem 9-Stunden-Zeitunterschied.
Stefan hat auf mich gewartet. Ich bin in letzter Sekunde in den Flieger reingesprungen. Als die Türen zugingen, war ich mal froh...

Wann bist du im Fahrerlager auf Phillip Island eingetroffen?

Wir sind am Mittwoch um 2 Uhr früh in Melbourne gelandet. Um 6 Uhr waren wir dann im Quartier auf der Insel. Nachher habe ich ein bisserl geschlafen und bin zur Rennstrecke gefahren.

Dann hast du die Strecke angeschaut?

Ja, die Piste schaut super lustig aus; sie sieht schön aus.

Du hast mit Wildcards schon fünf WM-Rennen bestritten. Du warst 2012 beim Moto3-WM-Lauf in Sachsen Achter, mit einer FTR-Honda des Freudenberg-Teams. Aber dein Papa Uli konnte dich in den letzten Jahren nicht mehr so tatkräftig unterstützen. Er ist seit 2010 gesundheitlich angeschlagen?

Ja, er hat einen Schlaganfall im Kleinhirn gehabt. Seitdem hat er ständig Kopfweh, dazu Gleichgewichtsprobleme. Er ist von Beruf Kaminfegermeister. Es wird besser, aber bis er ganz gesund ist, wird es lange dauern. Er kann mir jetzt bei der Geldbeschaffung nicht mehr viel helfen. Er ist zwar selbstständig, hat aber ein ganz normales Einkommen

Welche Ziele hast du dir für den Australien-GP gesetzt?

Das ist schwer zu sagen. Die Meisterschaft ist sehr ausgeglichen, es gibt sehr viele starke Fahrer.
Ich möchte mich so schnell wie möglich vom 600er- auf den 250er-Viertakter umstellen. Ich bin aber seit einem Jahr kein Moto3-Motorrad mehr gefahren.

Bist du schon einmal eine Moto3-KTM gefahren?

Ja, ich habe zweimal eine getestet, auf dem Slovakiaring und in Almeria. Das war das neue Rookies-Cup-Motorrad. Ich wurde von Testleiter Sebastian Risse dazu eingeladen.

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