Aki Ajo/Red Bull-KTM: Wer ist sein stärkster Fahrer?
Der finnische Red Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo hat 2013 die Moto3-WM mit Luis Salom gegen Maverick Viñales (Calvo-KTM) und 2014 mit Jack Miller gegen Alex Márquez (Estrella Galicia 0,0 Honda) verloren.
Für die Saison 2015 hat Ajo zwei neue Fahrer für das Red-Bull-Team verpflichtet, den Südafrikaner Brad Binder und den Portugiesen Miguel Oliveira, dazu bekommt der Tscheche Karel Hanika eine neue Chance, er hat 2013 den Red Bull Rookies-Cup gewonnen.
SPEEDWEEK.com hat mit Aki Ajo in der KTM-Rennabteilung in Munderfing gesprochen, wo seine Technikercrew gerade die neuen KTM-Werksmaschinen für die Moto3-Saison 2015 aufbaut.
Aki, deine Topfahrer steigen jedes Jahr in eine andere Kategorie auf. Vor einem Jahr war klar, dass Jack Miller in deinem Team der stärkste Fahrer sein würde. Jetzt hast du mit Binder und Oliveira zwei Fahrer, die auf Mahindra schon Podestplätze erzielt haben; Hanika könnte auch vorne mitmischen. Wen schätzt du am stärksten ein?
Ich glaube, wir haben das Glück, dass wir im Momentan ein sehr starkes Trio haben. Wir haben wieder drei Fahrer im KTM-Team – und drei exzellente Fahrer. Ich bin wirklich enthusiastisch.
Im Moment bauen wir die neuen Motorräder in Munderfing auf.
Binder hat 2014 im Ambrogio-Team zwei Podestplätze erreicht, Oliveira war bisher viermal auf dem Podest. Wer macht den besseren Eindruck? wer hat die meiste Erfahrung?
Es ist so schwierig zu sagen, welcher unserer Fahrer die besten Chancen hat. Ehrlich gesagt, ich vertraue darauf, dass alle drei Fahrer eine Chance haben werden, ganz vorne mitzumischen.
Wenn du mich nach dem Fahrer mit der meisten Erfahrung fragst, dann ist es natürlich Oliveira, er hat schon 62 WM-Läufe absolviert. Er bestreitet jetzt die fünfte Saison in der WM.
Aber Ende der Saison 2014 hat sich auch Karel deutlich gesteigert, er hat sich besser zurechtgefunden. Bei Brad Binder wissen wir, dass er schon im Vorjahr zweimal unter den Top-3 war, er hat die WM als Neunter beendet.
Man kann diese drei Fahrer schwer vergleichen.
Wir werden uns einfach wie immer bemühen, alle drei Piloten gleichwertig zu behandeln, damit sie an der Spitze mitfighten können. Da geht es nicht nur um die Motorräder, es geht um alle anderen Details. Das ist unsere Aufgabe. Wir haben keine Nummer 1.
Miguel Oliveira war schon 2012 für dein Team vorgesehen, am Schluss wurde ihm Cortese vorgezogen. Der Portugiese hat schon 2013 auf der Werks-Mahindra eine Pole-Position erreicht, er gilt als schnell und clever. Was fehlt ihm noch zum konstanten Spitzenfahrer? Kannst du aus ihm einen Titelkandidaten formen?
Absolut. Auf jeden Fall. Ich hatte mit Oliveira schon bei den ersten November-Tests in Jerez und Valencia ein sehr gutes Gefühl. Er hat sich im Team sehr rasch wohl und heimisch gefühlt, das ist wichtig. Wir brauchen diese familiäre Atmosphäre im Team.
Mit Márquez, Miller und Rins steigen die ersten drei der WM in höhere Klassen auf. Deshalb ist alles offen. Fenati hat 2014 vier Rennen gewonnen, er wird als einer der Favoriten gehandelt, auch Vazquez mit seinen zwei GP-Siegen wird wieder stark sein. Wer sind deine Favoriten?
(Er lacht). Es gibt im Moment so viele Favoriten, in dieser Kategorie liegt alles dicht beisammen. Das ist der Grund, warum die Moto3 so interessant und abwechslungsreich ist. Die Moto3-WM ist eine der interessantesten Sportarten der Welt.
Wenn ich jetzt eine Vorhersage abgebe, schaue ich womöglich nach der Saison wie ein Depp aus. Es gibt zu viele Anwärter. Es ist besser, wenn ich keine Namen nenne. Es sind zu viele.
Es sind zehn, zwölf oder 15 Fahrer, die Weltmeister werden können.
Welcher von den zwei Neulingen hat sich rascher an die KTM gewohnt? Binder oder Oliveira?
Ehrlich gesagt, sie haben sehr ähnliche Zeiten erreicht. In Jerez war Oliveira ein bisschen schneller, in Valencia war sogar Hanika der Schnellste aus dem Trio. Aber die Zeiten lagen sehr eng beisammen.
Was hat sich am 2015-Motorrad geändert? Wird zum Beispiel das Chassis noch einmal probiert, das Miller vor dem Misano-GP entsorgt hat, weil es auf den holprigen Pisten nicht seinen Vorstellungen entsprach?
Nein, das neue Motorrad unterscheidet sich ziemlich stark vom 2014-Modell. Miller fuhr nur ein Update-Chassis von 2013. Jetzt verfügen wir über ein komplett neu entwickeltes Fahrwerk. Es unterscheidet sich deutlich vom bisherigen. Die Fahrer haben beim letzten Test sehr positiv über das Chassis-Feeling gesprochen. Sie haben das alte Motorrad mit dem neuen verglichen und waren mit den Änderungen sehr happy.
Wir haben hohe Erwartungen.
Aber wir sind uns bewusst, dass auch unsere Mitbewerber unablässig arbeiten und entwickeln. Alle verbessern sich.
2015 wird das Drehzahllimit von 14.000/min auf 13.500/min gesenkt. KTM wollte trotzdem keine Leistung verlieren. Ist das gelungen?
Ich denke, am Schluss wird der Unterschied nicht sehr gross sein.
Aber der Fahrer hat vielleicht das Gefühl, er hat Power verlieren, weil er jetzt seine Schaltpunkte bei geringerer Drehzahl hat. Das heisst: Die Drehzahl sinkt beim Schalten auf eine niedrigere Drehzahl ab als bisher.
Aber die Konkurrenz unter den Moto3-Werken ist gnadenlos. Deshalb werden sich alle bemühen, keine Leistung zu verlieren.