Mirko Cecchini: «Antonelli sucht keine Ausreden mehr»
Niccolò Antonelli mit Ongetta-Teamchef Mirko Cecchini
Ein Hauch von Bedauern ist in Mirko Cecchinis Stimme zu hören. Während der Zweitakt-Ära war eine 125-ccm-Box eine Art Magier-Werkstatt. Ein Chefmechaniker konnte seine Fähigkeiten an allem testen, auch am Motor. Mittlerweile ist das anders. Bei einer Viertakt-Maschine spielt das Werk die Schlüsselrolle.
«Wir, die Crew, brauchen noch immer technische Fähigkeiten, ohne Zweifel, aber der zusätzliche Wert eines Teams besteht heutzutage in der Fähigkeit, mit den Fahrern zu sprechen», sagt er. «Ihnen Ratschläge geben. Vorschläge, was sie machen sollen. Sie wenn nötig auch beruhigen oder aufbauen. Wir müssen uns ihres Potenzials bewusst sein, aber auch ihre Fehler kennen.»
Ein anderer Job. Doch ein Job, in dem Mirko und Giancarlo, als Herz und Seele von CBC, der Rennabteilung des Ongetta-Rivacold-Teams, noch immer ganz vorne sind. In der Saison 2015 erzielte ihr Nummer 1-Fahrer Niccolò Antonelli zwei Siege in Brünn und Motegi. Damit war er 2015 der Italiener mit den meisten Siegen in der kleinsten Klasse.
Ein bemerkenswertes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass «Nicco» zuvor nie auf dem WM-Treppchen stand. Nach drei Jahren in der Weltmeisterschaft war, vor seinen Siegen, begonnen worden, von dem Lockenkopf aus Cattolica als verlorener potenzieller Weltmeister zu sprechen. Schnell, aber als Sturzkönig bekannt, fehlte ihm das undefinierbare Etwas, das den Unterschied macht.
Mirko und Giancarlo haben es geschafft, sein Schicksal zu wenden, im nächsten Jahr wird Antonelli zusammen mit ihrem Team ein ernsthafter Titelanwärter sein. Sie wissen das und stellen sich der Herausforderung.
«Wir haben Karten, die wir ausspielen können. Ohne Zweifel», weiß Mirko. «In der letzten Saison reifte dieser Junge stark. Am Anfang des Jahres suchte er noch nach Ausreden, wenn er sein Ziel nicht erreichte. Das tut er nun nicht mehr. Er übernimmt nun selbst die Verantwortung. Er hat gelernt, wie man einen engen Kampf gewinnt. In den ersten Rennen war es nicht so, weil er es nicht gewohnt war, über die gesamte Renndistanz an der Spitze zu kämpfen. Auf der anderen Seite ist er immer am Maximum. Er ist in der Lage, ab den ersten Metern in Runde 1 schnell zu sein, dafür braucht er keinen Windschatten. Wir haben keinen Zauberstab, er hatte diese Qualitäten schon immer. Er musste nur erkennen, wie er sie einsetzen kann.»
Niccolò war also ein Glückspiel für Mirko und Giancarlo. Der 75-jährige Giancarlo ist Mirkos Vater und einer der am meisten respektierten Chefmechaniker im Paddock. Er hat eine lange Geschichte als Mitglied dieses Zirkus hinter sich, da er bereits über 50 Jahre im Geschäft ist. Er hat Provini, Pasolini, Saarinen und Carruthers betreut. Sein Lehrer war Jörg Möller. «Er war mein bester Lehrmeister», sagt Giancarlo.
In den letzten Jahren, in denen er immer mehr Verantwortung und Wissen an seinen nun 44-jährigen Sohn Mirko übergab, kümmerten sie sich um Gibernau, Checa, Locatelli, Corsi und Dovizioso. Um nur ein paar Namen zu nennen. Giancarlo ist immer noch ein aktiver, effizienter und hoch angesehener Mitstreiter in der CBC-Garage. Er ist Mirkos bester Ratgeber.
«Wir hoffen, um den Titel zu kämpfen. Niccolò glaubt an sich selbst und sucht nach jeder Ungenauigkeit, um sie abzulegen. Wir müssen in jedem Rennen konkurrenzfähig sein. Und auf ein bisschen Glück hoffen, das man immer für ein gutes Resultat braucht.»
Der nächste Test findet am 11. und 12. Februar in Valencia statt. Dort wird die neue Honda eingesetzt. «Wir hoffen, dass der Rahmen so gut ist wie der derzeitige, denn er ist exzellent. Und der Motor sollte noch ein kleines bisschen besser sein.»