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LaGlisse: Das einstige Weltmeister-Team im Abstieg

Von Günther Wiesinger
Das spanische LaGlisse-Team gewann 2013 die WM und trat 2015 als Husvqarna Factory Team auf. Jetzt fehlen die Sponsoren und die Spitzenfahrer. Es geht mit Dalla Porta und Maria Herrera weiter – auf KTM.

Eine wechselhafte Saison erlebte das spanische LaGlisse-Team in der Moto3-Weltmeisterschaft 2015. Anstelle von Aki Ajo bildete die Truppe von LaGlisse-Teambesitzer Jaime Fernández-Avilés das Husqvarna Factory Team.

Die Saison wurde mit Isaac Vinales und Maria Herrera begonnen, doch Vinales wurde wegen nicht geleisteter Sponsorship-Mitgift und schwankender Leistungen im Juli durch Lorenzo Dalla Porta ersetzt.

In der Saison 2014 trat LaGlisse noch unter der Bezeichnung Calvo-Team mit Jakub Kornfeil und Isaac Vinales auf. Aber dann ging Sponsor Calvo verloren, Teammanager Pablo Nieto wanderte zum Sky VR46-KTM-Team von Valentino Rossi ab, wo er dem ehemaligen Ducati-Manager Vittoriano Guareschi nachfolgte. Seither ist das Geld knapp bei LaGlisse.

Nieto hatte 2013 bei LaGlisse das Ruder übernommen, weil Teambesitzer Jaime Fernández-Avilés wegen Betrugsverdachts eine Gefängnisstrafe drohte. Ihm wurde vorgeworfen, er habe in der Spanischen Meisterschaft zu den Zeiten von Luis d'Antin einen Team-Lkw durch Urkundenfälschung unrechtmässig in seinen Besitz gebracht.

Aber die LaGlisse-Mannschaft erlebte auch rosige Zeiten: 2013 gewann sie beim Finale in Valencia mit Maverick Vinales die Moto3-Weltmeisterschaft – gleich im ersten Jahr mit KTM und im Kampf gegen das Red Bull-KTM-Ajo-Werksteam mit Luis Salom und gegen das Estrella Galicia-0,0-KTM-Team von Alzamora mit Alex Rins.

Jetzt fehlen die grossen Sponsoren, deshalb muss LaGlisse wieder kleinere Brötchen backen. Nächstes Jahr wird nach dem Rückzug von Husqvarna wieder auf KTM gefahren, das Fahrerduo mit Dalla Porta und der tüchtigen Maria Herrera bliebt unverändert.

Es sind fast drei Jahre vergangen, seit es in der Moto3-Weltmeisterschaft einen Knallefffekt gab: Der damalige JHK-T-Shirt-LaGlisse-Teambesitzer Jaime Fernández-Avilés wurde in Spanien wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung zu zweieinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe von 52.000 Euro verurteilt.

Das Team von Fernández-Avilés hatte 2012 die Moto3-WM mit Efren Vazquez und Adrian Martin (auf FTR-Honda) bestritten und wollte dann höher hinaus. Deshalb engagierte es den Titelfavoriten Maverick Viñales und sicherte sich Werksmaschinen von KTM.

LaGlisse: Schwere Vorwürfe gegen dem Teambesitzer

Doch Teamchef Jaime Fernández-Avilés hatte 2005 einen 48.000 Euro teuren Lkw für sein Rennteam gemietet und ihn dann nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurückgebracht. Ihm wurde später vorgeworfen, er haben stattdessen einen Kaufvertrag gefälscht, um das Fahrzeug auf illegale Weise auf seinen Namen anmelden zu können. Jaime Fernández-Avilés wurde im Februar 2013 wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung zu zweieinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe von 52.000 Euro verurteilt. Er sollte damals seine Haftstrafe am 12. März 2013 antreten muss. Er rechne damit, nur drei bis vier Monate absitzen zu müssen, liess Fernández-Avilés gegenüber spanischen Journalisten durchblicken.

Der Teambesitzer war über den ehemaligen MotoGP-Teamchef Luis d'Antin zum Motorradsport gekommen und hatte einst dessen Team in der Spanischen Meisterschaft geleitet, ehe die Ermittlungen gegen ihn begannen.

Die Ermittlungen erstreckten sich über Jahre hin. Fernández-Avilés legte immer wieder Einsprüche ein und zog das Verfahren zur nächsten Instanz. Aber im Winter 2012/2013 wurde die letzte Beschwerde der Rechtsanwälte abgewiesen. Am 12. März 2013 sollten sich für Fernández-Avilés die Gefängnistore öffnen.

Der Teambesitzer ist ein Gambler, der im Fahrerlager gerne seinen 3,5-Liter-Mercedes CLS zur Schau stellt. Im November 2012 hatte er Kopfschütteln geerntet, als er sich im Gegensatz zu Red-Bull-Teambesitzer Aki Ajo bereit erklärte, die von Blusens-BQR-Teamchef Raul Romero und Viñales-Manager Ricard Jové geforderte Ablösesumme von rund 450.000 Euro für Ausnahmekönner Maverick Viñales zu bezahlen.

Jaime Fernández-Avilés pokerte damals hoch und hoffte, dank Titelanwärter Viñales viele Sponsoren anlocken und sich dadurch sanieren zu können. Mit der 16-jährigen Ana Carrasco brachte er eine junge Rennfahrerin in die WM, auch das garantierte Publicity. Die Verurteilung traf ihn dann zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.

Schliesslich blieb ihm die Haft erspart, es kam zu einem Deal mit der Staatsanwaltschaft.

Jaime Fernández-Avilés entfernte sich damals selbst aus dem Schussfeld und zog sich aus dem Rampenlicht zurück. Er übergab die Führung des Teams im März 2013 an LaGlisse-Sportdirektor Pablo Nieto, der das Überleben des Teams absicherte. Denn mit einem verurteilten Straftäter wie Jaime Fernández-Avilés und einem Skandalteam wollte kein Werk wie KTM oder irgendein Sponsor etwas zu tun haben. Pablo Nieto, Sohn des 13-fachen Weltmeister Angel Nieto, führte selber bereits einige GP-Teams und hatte als ehemaliger KTM-125-Werksfahrer beste Beziehungen nach Mattighofen. Unter seinem Management wurde gleich im ersten Jahr mit Vinales der WM-Titel gewonnen.

Die triste Bilanz 2015: Lorenzo Dalla Porta auf dem 25. WM-Rang, Maria Herrera auf dem 29.

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