Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Das Racing Team Germany hat Schulden bei Honda

Von Günther Wiesinger
In Sepang: Terrell Thien und Dirk Heidolf

In Sepang: Terrell Thien und Dirk Heidolf

Das RTG steigt von Honda auf Peugeot um, das Fahrerduo bleibt mit Masbou und McPhee unverändert. Jetzt droht Ungemach von Honda: Die Japaner sitzen auf unbezahlten Rechnungen.

Als das Saxoprint Racing Team Germany beim ersten Meeting des Selektions-Komitees Ende August beide Teamplätze verlor, war die Erklärung kurz und einfach. «Heidolf zahlt keine Rechnungen, das Team verkauft illegal Fahrerlagerkarten.»

Später beteuerte der leidgeprüfte Teamteilhaber Dr. Uwe Fischer mehrmals, er kümmere sich darum, dass alle Rechnungen bezahlt werden. «Aber ich kann nur jene Rechnungen bezahlen, die uns vorliegen», erklärte der ehemalige Sachsenring-GP-Rennarzt.

In den Monaten nach dem Silverstone-GP bekam das RTG zuerst einen Fixplatz zurück, weil Teammanager Dirk Heidolf entmachtet wurde und Terrell Thien (ihm gehörte das Schedl-Team mit Philipp Öttl in der Saison 2015) seine Position übernahm. Beim Valencia-GP wurde auch noch der zweite Teamplatz fixiert, als sich ein Bündnis mit Peugeot/Mahindra abzeichnete.

Ursprünglich wollte die Teamvereinigung IRTA dem RTG nur zwei «commercial entries» zugestehen, also kommerzielle Nennungen, was mit einem Einnahmeverlust von 220.000 Euro pro Fahrer einher gegangen wäre. Unter solchen Voraussetzungen wäre das Team nicht zu betreiben gewesen, erklärte Thien bei seinem Amtsantritt im Oktober in Sepang/Malaysia.

Thien erzählte damals auch, er habe vor seinem Abflug zwei offene Rechnungen (Fahrergage Masbou und Hospitality-Kosten) bezahlen lassen.

Aber inzwischen wird das Saxoprint RTG von weiteren finanziellen Altlasten eingeholt. In der vergangenen Woche meldete sich HRC beim Racing Team Germany wegen offener Materialkosten für die Moto3-Saison 2015.

Bei Nichtbezahlung droht eine Klage. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich das RTG und HRC/Honda vor einem deutschen Gericht treffen.

Heidolf: Verdacht auf Versicherungsbetrug

Als Dirk Heidolf im Januar 2010 einen Einbruch in der Teamwerkstätte am Sachsenring meldete, machte er anfangs einen Schaden von rund 130.000 Euro geltend. Es seien auch Honda-RS-250-Kitmotoren aus der WM-Saison 2009 darunter gewesen, beteuerte er.

Die Versicherung verweigerte jedoch die Bezahlungd der Schadensumme, weil es neben anderen Ungereimtheiten den Verdacht gab, die Schlösser zur Werkstatt seien nicht wirklich aufgebrochen worden. Dazu hätten die geleasten Motoren laut Vertrag bereits Ende November 2009 an HRC retourniert werden sollen. Sie hätten sich also gar nicht mehr im Besitz von Heidolf und des RTG befinden dürfen. Später soll Heidolf die Forderungen auf 60.000 Euro reduziert haben.

Fast zwei Jahre lang stand der Sachse unter dem Verdacht auf Versicherungsbetrug. Schliesslich wurde er im Dezember 2012 vor dem Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal mangels an Beweisen frei gesprochen. Nach einem anderen Gerichtsverfahren musste Heidolf 69.000 Euro für die fehlenden Motoren an Honda bezahlen.

Die Zeugen der Anklage, ein Kriminalbeamter und ein Versicherungs-Sachverständiger, sagten bei der Kripo aus, man habe bei dem im Januar 2010 gemeldeten Einbruch zahlreiche fingierte Spuren gefunden, einige Schlösser seien nur zum Schein aufgebrochen worden, es habe eigentlich nie ein Einbruch stattgefunden. Die Versicherung weigerte sich, die angebliche Schadenssumme zu bezahlen, weil sie ihre berechtigten Zweifel hatte.

Trotzdem bekam Heidolf für 2014 und 2015 von HRC wieder Werksmaterial für die Moto3-WM, denn die Manager Suppo und Nakamoto wussten nichts von den Vorkommnissen der Vergangenheit.

RTG-Teammanager Terrell Thien («Ich bin dort nur als Berater tätig») muss jetzt die Altlasten beseitigen, die dauernd neu auftauchen und das ohnedies arg strapazierte Budget belasten.

«Im GP-Team macht Heidolf jetzt gar nichts mehr», versichert Thien. «Er darf auch von der RTG-Adresse keine E-Mails mehr verschicken. Das geht einfach nicht. Er hat die Auflage bekommen, dass er die E-Mail-Schreiberei lassen soll. Wenn das nicht aufhört und er immer hinter meinem Rücken rumpfuscht, kann ich meinen Job nicht erledigen. Nächstes Jahr soll Dirk Heidolf gar keinen permanenten GP-Pass mehr bekommen. Er soll auch keine Teamkleidung mehr tragen. Wir brauchen einen Neuanfang.»

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