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Jürgen Lingg: «Denken über Moto3-WM-Projekt nach»

Von Sharleena Wirsing
Die Intact-Teamteilhaber Wolfgang Kuhn, Jürgen Lingg und Stefan Keckeisen mit Matthias Meggle

Die Intact-Teamteilhaber Wolfgang Kuhn, Jürgen Lingg und Stefan Keckeisen mit Matthias Meggle

«Wir wollen etwas für den deutschen Nachwuchs tun. Auf ein Moto3-Projekt hätte ich wirklich große Lust», versicherte Intact-Teamchef Jürgen Lingg im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Mit Matthias Meggle fördert das Team Dynavolt Intact GP bereits einen vielversprechenden Nachwuchsfahrer aus Bayern. Der 16-jährige Meggle tritt 2016 neben dem Red Bull Rookies Cup auch im Northern Europe Cup an. Dort ist er für Intact GP unterwegs und wird vom ehemaligen GP-Pilot Ralf Waldmann betreut. Für die Saison 2018 spielen die Teamteilhaber Jürgen Lingg, Stefan Keckeisen und Wolfgang Kuhn mit dem Gedanken, ein Moto3-Projekt in der Weltmeisterschaft auf die Beine zu stellen.

«Wenn Matthias einen guten Job macht und im Rookies Cup gut fährt, dann könnte ich mir schon vorstellen, dass wir versuchen, ob wir das Budget und den Startplatz für ein Moto3-Team kriegen. Das betrifft die Saison 2018. Im nächsten Jahr wären die Spanische Meisterschaft oder Wildcard-Einsätze für Meggle denkbar. Wir müssen aber erst abklären, ob er Wildcard-Einsätze fahren darf, denn sie dürften sich auch nicht mit dem Red Bull Rookies Cup überschneiden. Ich denke, wir würden eher zur Junioren-WM tendieren, wenn er in Spanien halbwegs mithalten kann, dann werden wir schon versuchen, das Budget zusammenzubekommen.»

Auf welche deutschen Piloten hat Lingg noch ein Auge geworfen? «Dieses Projekt würden wir gerne mit deutschen Fahrern aufbauen. Auch Kevin Orgis war in den letzten Rennen des Red Bull Rookies Cup schnell unterwegs. Auf ein solches Projekt hätten wir schon Bock. Man muss auch wirklich etwas für den Nachwuchs machen. Wir haben uns schön öfter darüber unterhalten, ich hätte da wirklich Bock drauf.» Lingg erhofft sich von diesem Projekt mehr Einfluss auf den Werdegang junger deutscher Fahrer, um sie in der Weltmeisterschaft durch bestmögliche Betreuung Schritt für Schritt zum Erfolg zu führen.

«Das ist so ein Fernziel. Mit unserem Umfeld könnte das klappen. Das Moto3-Budget ist aber dasselbe wie in der Moto2-Klasse. Die Teams in der Moto3- und Moto2-Klasse würde ich separat aufziehen. Auch der Name des Moto3-Teams würde sich dann neu ergeben. Aber ich würde beide Projekte betreuen – Moto3 und Moto2. Das ist vom Arbeitsaufwand her machbar, denn ich bin da ganz in meinem Element, wenn ich so etwas organisieren darf. Das macht mir sehr viel Spaß», lächelte Lingg.

Die Nachwuchssituation in Deutschland ist seit Jahren schwierig, in der Moto3-Klasse der Weltmeisterschaft hält derzeit nur Philipp Öttl die deutsche Flagge hoch. Lingg will dafür sorgen, dass in Zukunft mehr deutsche Piloten in der Weltmeisterschaft eine Chance erhalten. «Man muss die deutschen Talente wie Kevin Orgis im Auge behalten, obwohl er derzeit mit dem Kiefer-Team zusammenarbeitet. Wir müssen uns noch viel mehr damit befassen, welche Fahrer in Deutschland Potenzial haben. Ich denke aber, es gibt immer Fahrer, die förderungswürdig sind. Der Gedanke ist nun da, dass wir mit Matthias etwas auf die Beine stellen. Dafür muss er sich im nächsten Jahr aber noch gewaltig steigern.»

«Es wäre schon schön. Nur als Beispiel, denn er hat sein eigenes Team: Wenn man einen erfahrenen Fahrer wie Philipp Öttl hätte und dann einen jungen Fahrer nachziehen kann, dann könnte er viel vom erfahrenen Piloten lernen. Durch einen Fahrer mit Erfahrung weiß das Team dann auch, in welche Richtung es mit der Abstimmung geht. Das wäre schon sehr interessant. Ob sich das Projekt verwirklichen lässt, ist noch nicht sicher. Aber wir spielen mit diesem Gedanken», versicherte Lingg.

Er will den jungen Fahrern eine Aufstiegsmöglichkeit in die Moto3-WM geben, die nicht von den Sponsor-Geldern abhängig ist, die der Fahrer mitbringt. Denn an diesem Faktor scheiterten bereits viele Karrieren deutscher Nachwuchsfahrer. «Ja, das ist unser Ziel. Viele Fahrer kommen immer nur bis zu diesem Punkt, doch dann stagniert es wegen des Budgets. Wenn wir es nun auf die Reihe kriegen, ein Moto3-Team zu machen, dann haben sie auch ein Ziel. Sie wissen: Wenn ich gut bin, dann kann ich in diesem Team umsonst fahren. Sie müssen dann nicht – wie viele andere – ein hunderttausend Euro oder mehr mitbringen. Sie sollen wissen: Wenn ich meine Leistung bringe, dann kann ich dort fahren. Dann denke ich, dass sie sich noch mehr einsetzen und mehr Ehrgeiz haben. Das würde mir wirklich gefallen. Ich habe schon mit einigen Leuten darüber gesprochen, die das auch so sehen», versicherte der Schwabe.

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