Marc Márquez: «Valentino Rossi machte alles richtig»
MotoGP-Weltmeister Marc Márquez sicherte sich auf dem Twin Ring Motegi den fünften Saisonsieg und damit auch den fünften WM-Titel seiner GP-Karriere. Der 23-jährige Ausnahmekönner hat in seinen 147 GP-Einsätzen schon 55 Rennen gewonnen – 29 davon in der MotoGP-Klasse. 89 Mal stand er auf dem Siegertreppchen – das ist eine beachtliche Bilanz.
Doch obwohl der Repsol-Honda-Pilot in Japan nach 2013 und 2014 bereits seinen dritten Titel in der höchsten WM-Klasse einfuhr, gestand er hinterher unumwunden, dass er Schwierigkeiten hatte, sich auf die letzten Rennrunden zu konzentrieren. Denn als er realisierte, dass Jorge Lorenzo gestürzt und er damit auf Titel-Kurs war, wurde der schnelle Spanier nervös.
«Als ich bemerkt habe, dass Lorenzo ausgefallen war, habe ich die ganze Konzentration verloren. Ich fuhr die eine Kurve im dritten statt im ersten Gang und die nächste im fünften statt im vierten – das spiegelte sich natürlich auch in den Zeiten. Ich war auf dieser Runde eineinhalb bis zwei Sekunden langsamer unterwegs. Doch als dann Dovi hinter mir auftauchte, wusste ich, dass ich pushen muss», schilderte Márquez.
Und der Weltmeister verriet auch: «Ehrlich gesagt glaubte ich von Anfang an daran, den Titel gewinnen zu können. Nach den Rennen in Argentinien und Austin sagte ich mir: Es wird hart, aber es ist möglich. Die anderen Piloten sind ja auch nur Menschen – auch wenn es natürlich irrsinnig wirkt, auf die Fehler von Valentino Rossi und Jorge Lorenzo zu hoffen, denn die leisten sich normalerweise keinen einzigen Schnitzer. In diesem Jahr hatte sie aber einige Fehler drin und nach der Sommerpause konnte ich wirklich angreifen.»
Dass erstmals in sieben Jahren gleich beide Yamaha-Werksfahrer die Zielflagge nicht sahen, war auch für den Champion eine Überraschung: «Es ist wirklich schräg, deshalb habe ich am Donnerstag vor dem Rennen auch noch gesagt, es ist unmöglich, dass ich in Japan den Titel hole. Ich hatte mir natürlich nicht vorstellen können, dass beide Yamaha-Piloten einen Fehler machen würden.
«Ich weiss nicht, was bei Jorge los war. Und Valentino hat vielleicht einfach versucht, mich zu schnappen, aber ich pushte», rätselte Márquez weiter, und betonte: «Letztlich denke ich, dass Valentino die richtige Vorgehensweise gewählt hat. Denn er musste auf Sieg fahren, wenn er seine kleine Chance auf den Titel noch wahren wollte. Ich war im vergangenen Jahr in der gleichen Situation. Deshalb fuhr er natürlich am Limit, um mich zu schnappen.»
Auf die Frage, ob er den Titel gewonnen habe, weil er der Stärkste im MotoGP-Feld war, oder weil sich seine Gegner zu viele Fehler geleistet hatten, lautet Márquez' Antwort: «Vielleicht fuhr ich nicht so stark wie in den Jahren zuvor und es stimmt, die anderen Fahrer haben sich auch Fehler geleistet. Aber wenn man sich die Tabelle anschaut, dann sieht man, dass wir auch mehr Rennen gewonnen haben. Das heisst, dass wir sehr, sehr stark waren. Die Anderen haben Fehler gemacht, aber es ist wie im letzten Jahr: Wenn mich niemand unter Druck gesetzt hätte, dann hätte ich auch keine Fehler gemacht. Deshalb habe ich hart gepusht und fuhr am Limit, um die Gegner in die Fehler zu treiben.»
Der ältere Bruder von Alex Márquez versprach auch, dass er in den verbleibenden drei Rennen der Saison wieder voll angreifen wird: «Vielleicht werden wir den alten Marc ein bisschen sehen», erklärte er und lachte. «Das Team hat mir gesagt, dass wir vorsichtig sein müssen. Aber natürlich, mit Phillip Island und Valencia stehen noch zwei Strecken auf dem Programm, die ich besonders gerne mag. Mal schauen, was da möglich ist.»