Valentino Rossi bedauert: «Stillstand bei Yamaha»
Im Rennen: Valentino Rossi vor Marc Márquez und Aleix Espargaró, dahinter Dovizioso
Valentino Rossi und Jorge Lorenzo verbringen die siebte gemeinsame Saison im Yamaha-Werksteam – 2008, 2009, 2010, 2013, 2014, 2015 und 2016.
Aber noch nie sind beide Fahrer um selben Rennen gestürzt.
«Ja, stimmt das?» Rossi meinte, das sei zumindest seit fünf Jahren nicht vorgekommen und war verblüfft, als er hörte, es sei noch gar nie geschehen.
Rossi meint, die Yamaha sei mit den Michelin-Vorderreifen am Limit, am Saisonstart sah es allerdings nicht danach aus.
Passieren die Vorderrad-Rutscher jetzt vermehrt, weil Marc Márquez und Honda stärker geworden sind?
«Wir sind vorne nicht immer in Schwierigkeiten. In Motegi aber war es schlimmer als üblich. Mit dem Setting, das wir hier für schnelle Rundenzeiten brauchten, war der K-Vorderreifen, also unser Rennreifen, ein bisschen zu hart. Du bist immer am Limit... Und wenn du einen kleinen Fehler machst, kann ein Crash passieren. Der weiche Vorderreifen war für mich hier keine Option, das wäre für mich zu riskant gewesen. Ich wäre damit nichts bis ins Ziel gekommen... Naja, anderseits, ich bin ja schließlich auch mit dem K nichts ins Ziel gekommen», machte sich Rossi über sein Schicksal lustig. «Jorge hätte den weichen Vorderreifen eventuell im Rennen nehmen können... Gleichzeitig wissen wir, dass die Honda in der zweiten Saisonhälfte stark verbessert wurden. Wenn du in der WM 52 Punkte hinten liegst, wenn du aufholen musst, dann können schnell Fehler passieren. Das ist normal.»
Trotzdem wirkte Rossi ratlos. «Ich muss betonen, dass ich vor dem Crash überhaupt keine Warnung gespürt habe. Normal spürst du irgendwas, bevor du zu Boden gehst. Ich habe gepusht, klar. Ich tat alles, um Marc einzuholen. Aber ich wollte ihn nicht in dieser Runde einholen... Ich wollte mich in dieser frühen Rennphase nicht auf eine verrückte Aktion einlassen. Ich sah auf meinem Dashboard, dass meine Rundenzeit und die Sektorzeiten sehr ähnlich waren wie in der Runde zuvor. Ich war am Limit, weil ich die Flucht von Márquez verhindern wollte. Dann bin ich zu dieser Kurve gekommen, ich war nicht zu schnell, ich war auf der Linie, ich wurde nicht rausgetragen. Aber – bumm! Ich lag auf dem Boden.»
Rossi: «In Austin war es anders, dort bin ich zu eng eingebogen, ich habe eine Bodenwelle erwischt. Kurz bevor ich runterflog, ging mir noch durch den Kopf: Fuck! Aber fast im selben Augenblick war ich bereits im Kiesbett.»
«Dieser Crash heute in Japan ist eine Schande, weil es zwar in der Realität schwer geworden wäre, Márquez zu besiegen. Aber ich wusste, ich kann ihn herausfordern, ich kann gegen ihn fighten. Aber wir sind leider leer ausgegangen. Zum Glück haben wir nächsten Sonntag schon wieder ein Rennen.»
Jorge Lorenzo beklagte sich in Japan, Yamaha habe seit März weniger Fortschritte gemacht wie die anderen Hersteller. Stimmt Rossi zu? Rossi: «Hm. Wir sind sehr gut in die Saison gestartet. Aber in der zweiten Saisonhälfte hat Honda die Probleme gelöst, die sie im Frühjahr hatten. Yamaha hat gearbeitet, Yamaha hat sich angestrengt. Aber die neuen Teile, die sie uns geliefert haben, funktionierten nicht. Es ist uns deshalb nie ein Schritt nach vorne gelungen. In den letzten zwei Jahren haben wir in der Sason immer Schritte nach vorne geschafft. In diesem Jahr gab es einen Stillstand, weil uns die neuen Komponenten nicht nach vorne gebracht haben. Das ist der Grund, warum wir in der zweiten Saisonhälfte so viel Mühe haben und keine Siege mehr erreichen.»
Rossi kämpft jetzt gegen Lorenzo um den zweiten WM-Rang, der Mallorquiner liegt 14 Punkte hinter ihm. Aber der große Druck ist weg. Wird Vale jetzt entspannter ans Werk gehen?
«Wir haben nach dem Rennen heute ein langes Meeting gemacht, seit meinem Crash ist bereits einige Zeit verstrichen», sagte Rossi. «Jetzt können wir schon an die nächste Saison denken, wir müssen 2017 bessere Arbeit eisten. Anderseits haben wir noch drei Rennen vor uns. Wir kommen auf drei Pisten, die mir gefallen. Ich war zuletzt zweimal WM-Zweiter, ich will diesen zweiten WM-Rang nicht mehr aus der Hand geben. Vielleicht übermannt mich in der kommenden Nacht noch der Zorn. Aber momentan komme ich mit der Situation gut klar. Ärgerlich und rätselhaft ist nur, dass der Sturz so plötzlich passiert ist. Völlig ohne Warnzeichen. Aber ich kann es nicht mehr ändern.»