Weltmeister Marc Márquez: «Unbeschreiblicher Druck»
Marc Márquez feierte in Japan seinen fünften WM-Titel
Sein Fahrstil ist so spektakulär wie seine Erfolge. Marc Márquez kratzt mit dem Ellbogen über den Asphalt, reißt die Maschine nach oben und verschwindet unter einem lauten Aufschrei des Motors seiner Repsol-Honda. So kennen Fans und Beobachter den furchtlos wirkenden Spanier. Doch 2016 lernte Márquez, seinen unbändigen Siegeswillen zu zügeln – wenn es notwendig ist.
Alex Márquez erklärte nach dem Sieg seines Bruders in Japan, dass er ihn glücklicher einschätzt als nach dem Titelgewinn 2014. «Ich bin wirklich sehr, sehr glücklich. Ich kann sagen, dass ich glücklicher bin als 2014, denn damals war es schon absehbar. 2013 hatte ich keinen Druck, doch in diesem Jahr war der Druck so groß, ich kann ihn kaum beschreiben. Vor dieser Saison wusste ich vielleicht gar nicht, was echter Druck ist. In dieser Saison sagten sogar Teammitglieder manchmal zu mir: ‹Hey Marc, du musst lachen. Du bist nicht derselbe Marc. Du musst es genießen.› Manchmal habe ich vergessen, Spaß zu haben, weil der Druck so groß war. Doch der Schlüssel zum Erfolg ist Spaß», ist ihm bewusst.
«Als dann der erste und zweite Sieg kamen, klang der Druck etwas ab. Mein Team war mir in diesem Jahr eine sehr große Hilfe. Ich muss sagen, dass die Mittag- und Abendessen mit ihnen dafür sorgten, dass ich den Druck vergessen konnte und mich auf mein Team konzentrieren konnte. Was auch sehr wichtig ist: Ich konnte die anderen Fahrer vergessen. Es ist so einfach, sich verwirren zu lassen und dann den Job nicht richtig zu machen.»
Márquez konnte bereits 29 MotoGP-Siege feiern. Insgesamt gewann er bisher 55 Grands Prix und stand in 89 seiner 147 GP-Rennen auf dem Podest. Er ist mit 23 Jahren der jüngste Pilot aller Zeiten, der fünf WM-Titel sichern konnte.
Ist dieser Titel wichtiger als deine bisherigen, weil du mehr gelernt hast? «Ja. Dieser Titel ist sehr wichtig, denn 2013 hatte ich nicht damit gerechnet, ihn aber gewonnen. Ein echter Champion ist man vielleicht erst dann, wenn man dem Druck standhält und nicht dieselben Fehler macht. Im letzten Jahr habe ich einen hohen Preis dafür bezahlt, zu verstehen, dass auch die Herangehensweise an die Rennen und die Konstanz sehr wichtig sind. Ich habe das gelernt und in diesem Jahr angewendet. Natürlich musst du auch Risiken eingehen, aber in einigen Rennen war ich in diesem Jahr sehr geduldig. Das war der Schlüssel. Ich stürzte oft in den Trainings, aber nicht in den Rennen. Das Limit suchte ich immer im Training. In den Rennen konnte ich das Limit dann gut fühlen.»
Márquez bezeichnete den Titelgewinn in Motegi vor dem Japan-GP als nahezu unmöglich. «An diesem Wochenende hatte ich eigentlich nicht damit gerechnet, um den Sieg zu kämpfen. Wenn zu mir am Donnerstag jemand gesagt hat, dass ich den Titel hole, sagte ich, dass das fast unmöglich ist. Es ist wahr, dass ich bei allen Trainings bis zum Warm-up am Limit war. Ich bremste immer am Limit, in jeder Runde. Ein wichtiger Punkt war, als ich sah, dass Valentino draußen ist. Dann kam der alte Stil zurück, ich pushte für den Sieg. Ich war die ersten 15 Runden am Maximum, dann hatte ich drei Sekunden Vorsprung und versuchte, diesen Vorsprung zu kontrollieren», berichtete der Weltmeister.