Lucio Cecchinello: Es gab Kontakt zu Suzuki & Aprilia
Lucio Cecchinello
LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cechinello hat in diesem Jahr mit Cal Crutchlow nach einem zähem Saisonbeginn bereits zwei MotoGP-Rennen gewonnen – in Brünn und auf Phillip Island.
LCR-Honda ist in diesem Jahr das einzige Ein-Fahrer-Team in der «premier class», daran wird auch nach 2017 nichts ändern.
Aber für 2018 möchte Cecchinello wieder auf zwei Fahrer aufstocken, der 24. Platz im Feld ist für das LCR-Team reserviert.
Cecchinello hätte auch 2017 gerne zwei Fahrer eingesetzt – wie 2015 mit Cal Crutchlow und Jack Miller. Er musste diese Pläne aber verwerfen.
«Ich hatte keine Chance, nächstes Jahr wieder mit zwei Fahrern anzutreten», gibt der Italiener im Gespräch mit SPEEDWEK.com zu. «Denn mein Geld reicht im Moment nicht aus für zwei Fahrer. Ausserdem mussten die Hersteller in diesem Jahr das neue Fünf-Jahres-Agreement mit der Dorna unterschreiben. Es gibt jetzt zwar den neuen maximalen Preis für die Leasingkosten pro Fahrer und Saison. Aber mein Budget reichte nicht aus. Ich würde sagen, für 2018 habe ich eine bessere Chance. Aber das ist bisher nicht sicher.»
Zur Erinnerung: Die Leasingkosten werden nach 2016 bei 2,2 Millionen Euro pro Fahrer und Saison gedeckelt.
Es gab im vergangenen Mai Meldungen, LCR stehe bei Suzuki auf der Wunschliste für ein Kundenteam für 2017.
«Es gab ein paar Gespräche mit Suzuki in Mugello, dann folgten weitere konkretere Gespräche, nachdem Teammanager Davide Brivio von einer Reise nach Japan zurückgekehrt war», schildert Cecchinello. «Es gab dann eine Diskussion mit Davide. Ich habe ihm klar gemacht, dass es mich freut, dass Suzuki ein Programm mit einem Satellitenteam ankündigen will. Ich habe aber erwähnt, dass ich mit Honda reden möchte, bevor ich in tiefergehende Verhandlungen mit Honda einsteige. Es kam dann in Mugello zu einem wichtigen Gespräch mit Honda. Es war wirklich meine Priorität, mit Honda weiterzumachen. Nach dem Meeting in Mugello habe ich ein Shakehands mit Shuhei Nakamoto, Tetsuhiro Kuwata und Livio Suppo gemacht. Danach war klar: Ich bleibe bei Honda.»
Hat sich auch Aprilia bei LCR erkundigt, ob man sich ein Kundenteam mit dem italienischen Partner vorstellen könnte?
«Ja, Aprilia hat uns in diesem Zeitraum ebenfalls kontaktiert. Ich habe zu Romano Albesiano gesagt, dass mir sehr viel an einer weiteren Zusammenarbeit mit Honda liege», schilderte der siebenfache 125-ccm-GP-Sieger. «Ich habe ihm aber auch mitgeteilt, dass es mich freue, dass er an mich gedacht habe. Ich bin seit 30 Jahren im Rennsport, seit 23 Jahren mit Honda. Das war zwar keine lückenlose Zusammenarbeit, weil wir mit Honda begonnen haben und zwischendurch Aprilia gefahren sind. Aber bevor ich Honda nach einem so langen Zeitraum die Kooperation mit Honda beende, werde ich natürlich wirklich tiefgründig darüber nachdenken. Denn am Ende hat uns Honda in vielen schwierigen Momenten Unterstützung zukommen lassen. Ich bin nicht der Typ, der dann so einem Werk leichtfertig den Rücken zukehrt und bei einer kurzfristigen Gelegenheit zugreift. Ich ziehe eine langfristige Planung vor. Und Honda weiß, daß sich die MotoGP-Kategorie entwickelt.»
«Es steigen neue Werke mit großen Organisationen ein. Diese Hersteller engagieren sehr gute, erfahrene Ingenieure, sie gaben enorme Budgets. Honda hat zwar in diesem Jahr wieder die Weltmeisterschaft gewonnen, aber sie befinden sich im Vergleich zur Vergangenheit in einer etwas schwachen Position. Denn früher waren alle Honda-Fahrer sehr konkurrenzfähig, man hat sie dauernd in den Top-5 oder Top-6 gesehen, zum Beispiel mit Stefan Bradl. Solche Ergebnisse sind uns 2016 schwergefallen, zumindest bis zum Sommer. Honda denkt jetzt tiefgründig darüber nach, die gesamte Organisation neu zu strukturieren. Da geht es um den Technical Support und um eine engere Zusammenarbeit mit den Kundenteams.»