Der ominöse Circuit of Wales wird zum Politikskandal
Seit fast 13 Jahren führt der «Circuit of Wales» ein geisterhaftes Dasein. Ein Gespenst, das nicht greifbar ist. Eigentlich hätte dort 2015 schon der «British Motor Cycle Grand Prix» stattfinden sollen. Ursprünglich war der Baubeginn für 2013 vorgesehen. Aber es fand nie ein Spatenstich statt.
Denn die Finanzierung dieses monströsen Projekts ist im großen Stil gescheitert. Spätestens im Herbst 2016 wurde offenkundig: Aus dem «Circuit of Wales» ist ein Politikskandal entstanden, ranghöchste Politiker aus Grossbritannien hatten plötzlich Erklärungsbedarf. Es ging um Vergeudung von Steuergeldern und andere Delikte. Es wurde ein Kriminalfall daraus.
Heute steht Circuit of Wales (Welsh: Cylchffordd Cymru) is a failed motor racing circuit and technology park development proposal in Blaenau Gwent on the outskirts of Ebbw Vale, Wales, adjacent to the Neath to Abergavenny Trunk Road (A465).[1] The intention was that it would be funded by private investors and backed by the Welsh Government. In April 2016, BBC News reported that The Heads of the Valleys Development Company,[2] would continue to negotiate with both the financial backers, Aviva, and the Welsh Government.[3]
The circuit was designed to FIA and FIM standards with the aim of hosting events such as the MotoGP, Superbike World Championship, Motocross World Championship, British GT Championship, British Touring Car Championship and the World Touring Car Championship.[4][5]
Ken Skates, AM and Economy Secretary, issued a statement on 29 March 2017 that detailed reports had been requested and the decision concerning £425M public funding would be available by mid-May.[6] In June 2017, a proposed taxpayer-funded guarantee of £210million was rejected by the Welsh Government on the grounds that the financial risk was too great. The original planned opening had been 2016. In September 2018, an application to renew the expired planning consent was submitted to Blaenau Gwent County Borough Council.
SPEEDWEEK.com hat das Projekt schon vor drei Jahren als Luftschloss bezeichnet und von einer Fata Morgana geschrieben, ausgeheckt vom hoffnungslosen Phantasten Michael Carrick, der auch die Dorna hinters Licht geführt und ihr in seinem Größenwahn einen exklusiven 10-Jahres-Vertrag bis Ende 2024 abgetrotzt hatte. Genau genommen besteht ein Deal über fünf Jahre mit Option auf fünf weitere.
Kein Wunder, wenn britische Rennstreckenbetreiber von Pisten wie Silverstone und Donington Park von Anfang an Sturm liefen. Denn sie müssen sich in diese schwierigen Branche seit Jahren ohne Subventionen über Wasser halten.
Außerdem existieren in Großbritannien genug Rennstrecken, sogar Rockingham steht heute als Ruine da und wird für keine grossen Events benützt.
Die Baukosten für den ominösen «Circuit of Wales» schwankten von Jahr zu Jahr. Im Frühjahr 2016 war von 370 Millionen Pfund die Rede, das waren damals noch 470 Millionen Euro. Ursprünglich war mit Kosten von 315 Millionen Pfund gerechnet worden, also rund 400 Millionen Euro. Auch die Summe 453 Millionen Euro war zu hören.
Das ganze Areal sollte sich über schwindelerregende 3,358 Millionen Quadratmeter erstrecken, das Projekt nahm riesige Dimensionen an. Im Endstadium sollte auch ein Technologiepark entstehen, ein Automobil-Cluster samt Research und Development Centre mit Supermärkten und Hotels. Auch Sportwagenhersteller wie Aston Martin und TVN sollten in die Gegend um Ebbw Vale in Südwales gelockt werden.
Aber die walisische Regierung hat schon mehrmals kalte Füsse bekommen. Kein Politiker im «Welsh Goverment» will für dieses wahnwitzige Projekt den Kopf hinhalten.
Im Frühjahr 2016 hieß es, ein Investor habe 453 Millionen Euro zugesagt, er verlange aber eine 100-prozentige Ausfallsgarantie der walisischen Landesregierung. Doch die EU-Gesetze erlauben in solchen Fällen nur Staatshilfen bis 80 Prozent. Danach sollten die Gemeinden Blaenau Gwent und Monmouthshire mit Geld einspringen. Sie lehnten ab.
Reine Fantasie: 6000 neue Arbeitsplätze
Die Circuit-of-Wales-Plaudertaschen um CEO Michael Carrick machten den Politikern den Mund wässrig, indem sie die Schaffung 6000 neuer Arbeitsplätze ankündigten, schon in der Bauphase sollten 1600 Arbeiter beschäftigt werden. Und die 5,631 km lange Piste sollte eines Tages bis zu 750.000 Besucher im Jahr anlocken, sie sollten in dieser verlassenen Gegend jährliche Umsätze von 50 Millionen Pfund gewährleisten.
Doch bisher sicherte Carrick nur einen Arbeitsplatz, nämlich seinen eigenen.
Viele Briten machen sich seit Jahren über das Projekt in Wales lustig. «Immerhin hat der Circuit schon einen Twitter Account», schmunzelt Ex-500-ccm-GP-Fahrer Niall Mackenzie.
Es ist eine Geschichte, in der sich Dichtung und Wahrheit ständig vermischen.
SPEEDWEEK.com war immer schon skeptisch, denn in der heutigen Zeit so eine Anlage im abgelegenen Wales zu bauen, erschien uns wenig sinnvoll.
Beim Silverstone-GP 2015 bot SPEEDWEEK.com dem Circuit-of-Wales-Direktor Chris Herring eine Wette an. 100 Pfund, dass wir in Wales nie einen britischen Motorrad-GP erleben. Er entgegnete: «Ich setze höchstens 10 Pfund.»
Inzwischen hat sich Herring von dem Projekt verabschiedet. «Ich habe sieben Jahre lang viel Arbeit und Energier investiert, es ist nichts herausgekommen», seufzt er.
Inzwischen muss die Heads of the Valleys Development Company (die Firma, die hinter dem Projekt steht), den Grand Prix 2017 noch einmal in Silverstone durchführen, zum dritten Mal.
Die Dorna will den Vertrag jetzt möglichst bald auflösen und mit dem Silverstone Circuit einen neuen 5-Jahres-Deal aushandeln.
Noch nie in 25 Jahren ist die Dorna so zum Narren gehalten worden wie im Zusammenhang mit dem «Circuit of Wales».
Inzwischen hat sich auch eine BBC-Dokumentation im Programm «Week In Week Out» mit dem Skandal befasst. Auch «WalesOnline» liefert immer wieder kritische Berichte über die Hintergründe des skandalösen Rennstreckenprojekts.
Sogar das «Wales Audit Office», also die staatlichen Rechnungsprüfer, haben sich jetzt eingeschaltet. Es wird geprüft, auf welche Weise öffentliche Gelder in Zusammenhang mit den Machenschaften des 425 Millionen Pfund teuren Circuit of Wales verschleudert wurden.
Die «Heads of the Valleys Development Company» bekam zuerst Zuschüsse in der Höhe von 2 Millionen Pfund und dann eine Bankgarantie in der Höhe von 7,35 Millionen, um die Pläne vorantreiben und private Sponsoren für die Arena in Ebbw Vale begeistern zu können.
Aber inzwischen ist das Vorhaben zum Stillstand gekommen. Denn die Firma hat nach sieben Jahren immer noch keine namhaften Investoren aufgetrieben.
Der Politiker David Davies, Chairman des «Welsh Affairs Select Committee», sagte gegenüber der BBC, er plädiere für einen Zahlungstopp, bis die Rechnungsprüfer ihre Untersuchungen abgeschlossen haben. Dem Audit Office wurden einige brisante Unterlagen von einem Whistle Blower zugespielt.
Seitdem bestehen heftige Bedenken über die Art und Weise, wie die Manager der «Heads of the Valleys Development Company» (HOTVDC) mit den Steuergeldrn umgegangen sind. Im Mittelpunkt der Kritik steht der Projektentwickler und Bauunternehmer Michael Carrick.
«Wenn Michael Carrick private Investoren hat, dann sollte er sie ans Tageslicht bringen», erklärte Politiker Davies. «Mindestens 9 Millionen Pfund sind in dieses Vorhaben bereits investiert worden. Es ist an der Zeit herausfinden, was mit diesem Geld geschehen ist. Es sollte kein zusätzliches Geld mehr investiert werden.»
CEO Michael Carrick versicherte, es seien von privaten Firmen und Professionisten Arbeiten im Wert von 23 Millionen Pfund erledigt worden. Diese Aufträge seien aber bis heute nicht bezahlt worden.
Seit zwei Jahren faselt Carrick immer wieder von privaten Investoren. Aber er weigert sich hartnäckig, ihre Namen zu nennen.
Die Regierung von Wales beteuert, sie könne das 7,35-Millionen-Pfund-Darlehen von Carrick zurückfordern, habe aber bisher darauf verzichtet.
Die BBC-Reporter fanden eine Firma, die «Aventa Capital Partners Limited», die Michael Carrick gehört und von ihm betrieben wird. Sie bekam 967.000 Pfund von der «Heads of the Valleys Development company» für die Suche von Investoren.
Die Aventa hat auch Kosten in der Höhe von 35.000 Pfund für Gartenarbeiten am herrschaftlichen Wohnsitz von Carrick bezahlt.
Er sprach von einem Buchhaltungsfehler; in Wirklichkeit seien das Bürokosten gewesen. Es gab aber über Jahre hinweg insgesamt 17 Rechnungen für die Gartenarbeiten... Carrick konnte und wollte bisher auch nicht darlegen, in welche Kanäle die 967.000 Pfund geflossen seien. Er sprach von «Dienstleistungen».
Druck auf die Politiker
Im April 2016 hatte Carrick das «Welsh Government» gebeten, einen 350-Mio-Pfund-Deal mit dem Investor Aviva zu unterzeichnen. Die damalige Wirtschaftsministerin Edwina Hart weigerte sich. Sie wollte den Steuerzahlern kein so grosses Risiko aufbürden.
Carrick wandte sich dann im Juli an ihren Nachfolger, den Infrastruktur- und Wirtschaftsminister Ken Skates. Er begehrte jetzt 75 Prozent der geplanten Baukosten – und holte sich wieder einen Korb.
Inzwischen soll Carrick seine Ansprüche auf 49 Prozent reduziert haben. Er versprach dafür Rückzahlungen von 4 Millionen pro Jahr in den nächsten 30 Jahren, falls der Circuit of Wales zum Erfolg wird.
Fall sich die Rennstrecke als wirtschaftlicher Flop entpuppt, müsste die Regierung von Wales aber für 210 Millionen Pfund geradestehen und diese Summe über 35 Jahre hinweg abstottern.
Die Geschäftsbank «Kleinwort Benson» soll Carrick jetzt helfen, weitere Investoren zu finden, die 100 Millionen Pfund beisteuern.
Aber ohne Hilfe der walisischen Regierung ist das Projekt sowieso zum Scheitern verurteilt. Inzwischen will sich kein Politiker mehr daran die Finger verbrennen.
Dem ehemaligen Labour-Parteichef Neil Kinnock wird im Zusammenhang mit dem Circuit of Wales vorgeworfen, er habe einen walisischen Politiker mehrfach unter Druck gesetzt, er solle einen Kredit für das in Schwierigkeiten befindliche «Circuit of Wales»-Projekt befürworten. Der ehemalige EU-Kommissär, der jetzt im «House of Lords» sitzt, hat 2014 mehrere Briefe an Hedley McCarthy geschrieben, den Vorsitzenden des «Blaenau Gwent Councils».
Ein Schreiben wurde sogar auf dem offiziellen Briefpapier des ehrwürdigen «House of Lords» verfasst, Michael Carrick soll es für Lord Kinnock entworfen haben.
Lord Kinnock musste inzwischen auch einräumen, dass er «fünf oder sechs Telefonanrufe in dieser Angelegenheit» mit McCarthy geführt habe.
McCarthy liess sich nicht einschüchtern und entgegnete: «Ich war verblüfft über die Tonart dieses Schreibens und von der Tatsache, dass es auf dem offiziellen House of Lords-Papier verfasst wurde.»
Denn McCarthy wusste genau, dass Lord Kinnock in diesem Zusammenhang in seiner Rolle als Chairman der «Heads of the Valleys Development Corporation Ltd.» agierte – und nicht als Politiker.
McCarthy weiter: «Blaenau Gwent ist die zweitkleinste Gemeinde in Wales und hat noch nie über ein Darlehen in dieser Grössenordnung nachgedacht oder beratschlagt. Wir haben knappe Budgets und können nicht für solche Summen geradestehen.»
Lord Kinnock wandte sich in Wales auch schriftlich an den First Minister Carwyn Jones und schlug ihm ein kurzes Meeting vor, um Vorschläge in Zusammenhang mit dem Bau des Circuit of Wales zu diskutieren.