Circuit of Wales: Eine Fata Morgana oder 2017 fertig?
Der Circuit of Wales – wird im Oktober mit dem Bau begonnen?
Eigentlich sollte der British Motorcycle Grand Prix an diesem Wochenende auf dem neuen «Circuit of Wales» stattfinden. Doch der Spatenstich für diese neue Rennstrecke wurde bereits mehrmals vertagt.
Und da die «Heads of the Valleys Development Company» bei der Dorna bereits einen Fünf-Jahres-Vertrag für die Ausrichtung des britischen WM-Laufs von 2015 bis 2019 unterschrieben hatte, musste dieses Unternehmen einen Ausweich-Schauplatz suchen. Der Deal mit Donington Park platzte, also wird der Grand Prix jetzt 2015 und 2016 wieder auf dem Silverstone Circuit ausgetragen.
«Heute wird in Wales entschieden, ob die Rennstrecke genehmigt wird», erklärte Circuit-of-Wales-Manager Chris Herring. «Es geht ja um öffentliches Land, also hat die Bevölkerung ein Mitspracherecht. Normal dauert so ein Verfahren einen Monat, jetzt dauert es schon zehn Monate. Die Behörden gehen sehr gewissenhaft vor.»
In Zeiten der Wirtschaftskrise überlegen sich die Politiker sehr gewissenhaft, ob so ein Monsterprojekt finanziert werden soll oder nicht, auch wenn am Schluss in dieser Krisenregion in der Nähe von Ebbw Vale in Wales rund 6000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.
«Wir möchten im Oktober mit den Bauarbeiten beginnen», erklärte Chris Herring heute in Silverstone im Exklusiv-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Für die erste Ausbauphase sind Investitionen von 160 Millionen Pfund (218 Millionen Euro) vorgesehen. Dann wäre die Infrastruktur ausreichend, um einen Motorrad-GP zu veranstalten. Wir möchten in knapp zwei Jahren fertig sein und den British Grand Prix 2017 in Wales durchführen. Insgesamt wurden für das Projekt Baukosten von 315 Millionen Pfund (430 Millionen Euro) veranschlagt. Da sind dann auch ein Technology Cluster, Hotelneubauten und so weiter eingerechnet.»
Der britische Motorrad-GP wird seit 2009 in Silverstone durchgeführt.
In England wurde die Dorna heftig kritisiert, weil sie einen 5-Jahres-Deal mit der Heads of the Valleys Development Company abgeschlossen hat, obwohl damals noch niemand sagen konnte, wie dieses Mega-Projekt finanziert werden sollte, ?auch wenn die Politiker aus Wales immer wieder Versprechungen machten und huldvolle Absichtserklärungen abgaben.
Noch heute vermuten einige Insider, der Circuit of Wales werde für immer eine Fata Morgana bleiben und in Wirklichkeit nie gebaut werden.
Michael Carrick spielt die Rolle des Protagonisten in der Heads of the Valleys Development Company. Er beteuert, das Projekt sei immer noch plangemäss auf Schiene, auch wenn es dauernd zu lästigen Verzögerungen und bürokratischen Hindernissen kommt. «Die Grösse dieses Unterfangens ist so gross, als dass man es wegen kleinen Herausforderungen nicht im Stich lassen kann», betont Carrick.
Rund 45 Minuten von Cardiff entfernt soll der Circuit of Wales in Blaenau Gwent entstehen. Die Architekten sprechen vom «signifikantesten Investment-Programm in der Automotive-Industrie in Grossbritannien der letzten 50 Jahre».
Neben der Rennstrecke, die in erster Linie für Motorräder geplant wird, soll ein Technology-Park entstehen, eine Kart-Piste, es sollen High-Tech-Industriefirmen angesiedelt werden, auch ein Einkaufszentrum und eine Motorsport-Akademie sind geplant. Das ganze Areal soll sich über eine Fläche von 3,3 Quadratkilometern erstrecken. «Es ist eine gute Geschichte, aber nicht nur eine Motorsport-Geschichte», erklärte der kühne Carrick, ein gebürtiger Australier, der auf dem Circuit of Wales 750.000 Zuschauer pro Jahr erwartet.