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Aprilia macht ein Geheimnis um die neue Verkleidung

Von Ivo Schützbach
Diese Woche soll im MotoGP-Test auf Phillip Island erstmals die neue Aprilia-Verkleidung zum Einsatz kommen. «Ich finde sie nicht seltsam, sondern schön», bemerkte Rennchef Romano Albesiano.

Im Januar testete Aleix Espargaró in Perugia im Windkanal neue Verkleidungen für die Aprilia RS-GP. Den heutigen ersten Testtag auf Phillip Island nützt Aprilia, um eine gute Basisabstimmung zu erarbeiten. Dafür verwendet Espargaró zwar die 2017-Maschine, an dieser ist aber noch die letztjährige Verkleidung montiert.

Am Donnerstag soll die neue Verkleidung zum Einsatz kommen, wie Aprilia-Rennchef Romano Albesiano gegenüber SPEEDWEEK.com verriet. «Vorausgesetzt, wir können unser Programm planmäßig abspulen», schränkte der 53-Jährige ein. «Es hängt auch davon ab, wie stark der Wind ist. Momentan ist er stark, da ist es schwierig, Aerodynamik-Tests zu fahren.»

Wie groß der Nutzen der neuen Verkleidung sein wird, will Albesiano nicht beziffern: «Richtig ist, dass wir damit etwas Anpressdruck zurückgewinnen. Dafür müssen wir Kompromisse mit dem Luftwiderstand eingehen. Zusammengenommen ist es das wert, dass wir es testen. Um zu verstehen, ob sich das Motorrad damit korrekt verhält.»

Werdet ihr Winglets auf der Verkleidungsinnenseite verwenden, wie es Ducati oder Yamaha machen? «In der neuen Aerodynamik-Ära in MotoGP geht es um den internen Luftfluss», ist sich der Rennchef bewusst. «Mehr will ich dazu nicht sagen.»

Albesiano weiß wovon er redet, er hat Aeronautik studiert.

Lassen sich mit in der Verkleidung angebrachten Flügeln die gleichen Effekte erzielen wie mit externen, fragte SPEEDWEEK.com im Fahrerlager von Phillip Island nach. «Auf Aprilia bezogen kann ich das nicht genau sagen», gab der Italiener zu. «Wir haben nie viel Arbeit in die Winglets investiert. Wir haben einfach Flügel rangeschraubt und damit ganz gute Ergebnisse erzielt. Mit unserer neuen Verkleidung kommen wir letztlich vielleicht auf das gleiche Ergebnis – es ist aber einiges komplizierter als bisher.»

Aleix Espargaró beschrieb die neue Verkleidung als «seltsam». Albesiano muss schmunzeln: «Seltsam ist vielleicht nicht das richtige Wort, da muss bei der Übersetzung etwas verloren gegangen sein. Wenn wir das erste Mal mit der Verkleidung fahren, kann jeder für sich entscheiden, ob sie seltsam aussieht oder nicht – ich finde sie schön.»

Trotz einiger Paparazzi vor Ort ist es bislang keinem gelungen, einen Schnappschuss zu machen – Aprilia hält die Verkleidungen streng unter Verschluss.

Fahrer mit unterschiedlichen Bikes unterwegs

Aprilia lässt seine Fahrer Aleix Espargaró und Sam Lowes auf Phillip Island mit unterschiedlichem Material ausrücken. Aleix sitzt auf der 2017er-Maschine, Lowes auf der 2016er. Läuft alles wie geplant, darf Aleix die neue Verkleidung diese Woche probieren, Lowes darf am Freitag eventuell auf das 2017-Bike klettern.

Wieso habt ihr Aleix nicht gleich mit neuem Motorrad und neuer Verkleidung fahren lassen? «Wenn man zwei Chassis’ vergleichen will, dann muss man das unter gleichen Voraussetzungen tun», erklärte Albesiano. «Mit gleichem Motor, gleicher Elektronik und Aerodynamik. Wenn das erledigt ist, können wir uns auf die Aerodynamik konzentrieren. Ob dafür das Chassis von 2016 oder 2017 verwendet wird, ist egal. Das sind zwei unterschiedliche paar Schuhe.»

Während Aprilia von Espargaró nach dem Sepang-Test Ende Januar für das Chassis viel Lob erhielt, bemängelte der Spanier die Leistungsfähigkeit des Motors. «Damals hatten wir keine optimale Abstimmung für den Motor», räumte Albesiano ein. «Wir konnten nicht alle Leistung nützen, die in unserem Motor steckt. Wenn du dir die Topspeeds in Sepang anschaust, standen wir nicht schlecht da. Aleix war mit dem Verlauf der Drehmomentkurve nicht zufrieden, sie vermittelte ihm nicht das Gefühl für den Motor, wie er es haben möchte. Es ist nicht so, dass wir echten Leistungsmangel haben – und arbeiten trotzdem daran. Wie alle anderen auch. Das ist aber nicht unser Hauptproblem – das ist die Kraftentfaltung, die alte Geschichte.»

Ist nach wie vor Ducati maßgeblich, was die Spitzenleistung betrifft? Albesiano überlegt: «Auf Rennstrecken mit langen Geraden kann man den Topspeed messen, dieser steht im Zusammenhang mit der Motorleistung. Ducati ist schneller als alle anderen, deshalb gehen wir davon aus, dass sie viel Leistung haben. Das bestätigen auch die Aussagen der Fahrer. Wie viele PS uns fehlen, kann ich nicht sagen. Wir versuchen so viele wie möglich zu finden.»

Wenn am letzten Wochenende im März in Katar die MotoGP-Saison 2017 beginnt, werden sich die Aprilia-Bikes kaum von jenen im Phillip-Island-Test unterscheiden. «Die 2017er-Bikes sind Prototypen, für das erste Rennen werden wir die finale Version haben», verdeutlicht Aprilias Rennchef. «Ein paar Details ändern sich noch.»

Ein Motorrad hat Aprilia bereits weniger, Sam Lowes crashte am Nachmittag. «Als er stürzte, stürzten innerhalb weniger Runden drei andere Fahrer in der gleichen Kurve», nahm Albesiano den Engländer in Schutz. «Vielleicht lag das am starken Wind. Sam stürzte, dazu Bautista, Redding und ich meine Barberá. Ich will Sam wegen dieses Sturzes nicht verurteilen. In Sepang ist er nie gestürzt und fuhr konstant. Er wächst an den Aufgaben und ist von den anderen Rookies aus der Moto2-WM nicht weit entfernt. Wir setzen hohe Erwartungen in ihn, bis Saisonmitte wollen wir ihn auf Augenhöhe mit Aleix sehen.»

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