MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Exklusiv: Thailand-GP in Buriram 2018 ist fix

Von Günther Wiesinger
Seit zwei Jahren haben sich die Thailänder bemüht, jetzt sind sie am Ziel ihrer Wünsche: Auf dem Chang International Circuit findet 2018 erstmals ein Motorrad-GP statt.

Seit dem Circuit of the Americas (COTA) in Austin Texas (dort wird seit 2013 gefahren) und dem Circuit Las Termas de Rio Honda in Argentinien (stand erstmals 2014 auf dem Kalender) haben wir keine neue Motorrad-GP-Strecke mehr erlebt.

Jetzt steht fest: 2018 wird der attraktive Chang International Circuit bei Buriram in Thailand erstmals Bestandteil des MotoGP-Kalenders sein – in allen drei Klassen.

Drei Jahre lang haben die Thailänder jetzt bereits die Superbike-WM und Supersport-WM beherbergt – jeweils bei ausverkauftem Haus.

Sie wollten schon nach einem Jahr von SBK auf MotoGP umsteigen, aber die Dorna pochte auf Erfüllung des SBK-Vertrags, der sich über drei Jahre erstreckte, denn es gab ohnedies nicht genug Rennen, schon gar nicht in Südostasien, nachdem Malaysia nach der Saison 2015 ausgestiegen war.

Doch jetzt sind die drei Superbike-Events vorbei. Die Dorna wird 2018 in Buriram einen Superbike-WM-Lauf abwickeln und dazu erstmals einen Grand Prix. Ob der Grand Pix im Frühjahr gefahren wird oder im Herbst, ist noch offen. Die Thailand-SBK-Runde lässt sich gut mit Australien vereinbaren. Die Dorna könnte aber den Grand Prix auch mit dem Katar-GP bündeln und den GP-Tross dann im April von Thailand nach Texas und Argentinien weiterschicken.

Bisher gab es mit den Chang International Circuit-Betreibern, deren Piste 400 km nordöstlich von Bangkok liegt, noch Diskussionen wegen eines Brauerei-Vertrags. Die Dorna hat Marketing-Verträge mit Singha-Bier, die Piste wird von der Biermarke Chang unterstützt. Aber nach monatelangen Gesprächen wurde ein tragbarer Kompromiss gefunden.

«Wir werden im nächsten Jahr 19 Grand Prix durchführen», ließ Carmelo Ezpeleta beim Katar-GP durchblicken.

Die neuen Rennstrecken Kymi-Ring in Finnland und Palembang in Südsumatra/Indonesien sollen für 2019 fertiggestellt werden und dann in den Kalender kommen.

Ob dann andere Grand Prix gestrichen werden oder ob zum Beispiel auf einer der vier spanischen Strecken nur alle zwei Jahre gefahren wird, ist noch offen. Wackelkandidaten könnten auch Texas (zu wenige Zuschauer) und der British Grand Prix (der Circuit of Wales wird wohl nie gebaut) werden.

Übrigens: An den Motorkontingenten wird sich wegen des zusätzlichen WM-Laufs 2018 nichts ändern. Die MotoGP-Teams müssen weiter mit sieben Motoren bei 19 Events durchkommen, nur die Neueinsteiger Aprilia und KTM (sie heissen jetzt «concession teams»), bekommen wie jetzt neun Triebwerke pro Fahrer und Saison bewilligt. In der Moto3-Klasse sind sechs Motoren erlaubt. In der Moto2 werden die Honda-CBR600 RR-Motoren einfach nach jedem dritten Grand Prix ausgewechselt und bei ExternPro im Motorland Aragón revidiert.

Seit 2015 hat sich dieser Grand Prix im Urlaubsparadies Thailand angebahnt Ein vom Präsident der Provinz Buriram, Newin Chidchob, angeführtes Konsortium liess bis Oktober 2014 die erste Rennstrecke Thailands fertigstellen, 400 nordöstlich von Bangkok.

Die Kosten für das Projekt wurden mit zwei Milliarden Baht beziffert, also mit knapp 52 Millionen Euro. Der Chang International Circuit bietet Platz für 50.000 Zuschauer. Die 4,554 Kilometer lange Strecke wurde von Hermann Tilke entworfen nach 422 Tagen Bauzeit eröffnet!

Buri Ram heisst übrigens: Ort der Freude oder Nettigkeiten.

Im März fand dort 2015 der erste Superbike-WM-Lauf statt, der Event war ausverkauft, der Thailänder Rattapark Wilairot gewann den Supersport-WM-Lauf, das war noch keinen Landsmann vor ihm gelungen, die Thais waren völlig aus dem Häuschen.

Die Idee, eine Rennstrecke in Buriram bauen zu lassen, sei aus seiner Begeisterung für Motorräder entstanden, liess Newin Chidchob durchblicken. Und wenn man so ein Projekt in Angriff nimmt, dann sollte es natürlich das Beste vom Besten sein.

«Deswegen haben wir auch den Nummer 1-Rennstrecken-Architekten der Welt engagiert, Hermann Tilke, der schon viele Strecken entworfen hat, inklusive Südkorea und Shanghai», schilderte er.

Der Hauptgrund, den Deutschen zu verpflichten, sei gewesen, einen Kurs zu bauen, der den Standards der FIA und FIM entspricht, erklärte der Thailänder. «Die Piste sollte sowohl den FIA-Standards der Kategorie 2 als auch denen der FIM Stufe A entsprechen.»

Nicht dumm genug für Formel 1

Somit können auf dem Chang International Circuit alle Rennen der obersten Liga, inklusive der MotoGP, ausgetragen werden, jedoch keine Formel-1-WM-Läufe; immerhin kommt die Tourenwagen-WM ins Land. «Ich bin verrückt, aber nicht dumm», bemerkte Newin zum Thema Formel 1. «Ich habe mich zum Bau der Strecke entschlossen, da ich ihr Potenzial und die wirtschaftlichen Vorteile gesehen habe, die sie der Region bringen wird. Innerhalb von fünf Jahren können wir schwarze Zahlen schreiben.»

In Sepang/Malaysia will man sich nach der Saison 20917 wegen der zu hohen Kosten von der Formel 1 verabschieden.

Hermann Tilke bezeichnet den Chang International Circuit in Buriram als eine der besten und modernsten Strecken der Welt. «Das ist etwas noch nie Dagewesenes. Diese Strecke hat eine Besonderheit, die keine andere hat. Am Außergewöhnlichsten ist die Haupttribüne», erklärte der 61-jährige Rennstrecken-Designer, der am Wochenende auch beim Katar-GP zu Gast war. «Sie befindet sich auf der Boxenanlage, auf dem höchsten Punkt des Areals. Die Zuschauer können alles sehen. Das ist normalerweise nur in amerikanischen Ovalen möglich, aber nicht bei Rundstrecken.»

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