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Stefan Pierer (KTM): «Das kriegen wir hin»

Von Günther Wiesinger
Das Red Bull-KTM-Team glänzte in Katar vor allem in der Moto2-Klasse – Platz 4 durch Oliveira. Firmenchef Stefan Pierer hat aber auch an der MotoGP-Performance nicht viel auszusetzen.

Das starke Red Bull-KTM-Werksteam trat beim Saisonauftakt in Losail/Katar erstmals in allen drei GP-Klassen an. In der Moto3-Kategorie schaffte der bei den Wintertests 17 Mal gestürzte Antonelli den siebten Platz, Teamkollege Bo Bendsneyder wurde von einem Gegner zu Sturz gebracht.

Dafür glänzte der Portugiese Miguel Oliveira in der Moto2-Klasse gleich beim Debüt von KTM mit dem Gitterrohrstahlrahmen mit Platz 2, er büßte nur 0,280 sec auf den Drittplatzierten Nakagami ein.
Und in der MotoGP-Klasse kamen die neuen Stammfahrer bei ihrem ersten Rennen mit der RC16 durch – Pol Espargaró und Bradley Smith verpassten aber mit den Rängen 16 und 17 die WM-Punkte um 6,1 und 10,3 Sekunden.

Übrigens: Auf der Tribüne entdeckten wir in Losail ein Transparent, gerichtet an die Firmenchefs Mateschitz (Red Bull) und Pierer (KTM): «Danke Didi & Stefan.»

Stefan Pierer, Chief Executive Officer der KTM Group, zog eine recht erfreuliche Bilanz für den größten europäischen Motorradhersteller, der im Januar zum 16. Mal in Serie die Dakar-Rallye gewonnen und bisher 271 WM-Titel eingeheimst hat.

Herr Pierer, wie lautet das Resümee nach dem ersten Grand Prix 2017? Haben Sie in der Moto2 nach dem Training auf einen Podestplatz gehofft?

Naja, ein Podestplatz gleich beim ersten Rennen, das wären schon Träume. Aber wir sind ganz nahe dabei. Oliveira hat es bis zur letzten Kurve probiert. Ich bin überzeugt, wir werden noch ein paar Podestplätze sehen von ihm in diesem Jahr.

Haben sie mit so einem Erfolg gerechnet beim neuen Moto2-Projekt? Die Moto2 lief ja bei euch nebenbei, die MotoGP hat Priorität?

Das größte Problem für uns war sicher, dass wir neben der MotoGP nicht den Fokus auf die anderen zwei Klasse verlieren. Man hat es in der Moto3 ein bisschen gesehen. Wenn du drei Klassen bestreitest, fehlt dir schon wieder ein bisschen die Power. Aber wir sind überzeugt, dass wir diese drei Klassen schaffen, weil in der Moto2 der Einheitsmotor ja konstant und für alle gleich ist. Damit ist das für uns eine leichte Aufgabe. Und der Stahlrohrrahmen ist besser als ein Alu-Chassis, davon bin ich felsenfest überzeugt.

In der Moto3-WM gab es für KTM bei den Fahrern einen Aderlass. Weltmeister Binder stieg in die Moto2 auf, das Leopard-Team mit Mir ist von KTM auf Honda umgestiegen, auch Martin und Fenati fahren jetzt Honda, dazu McPhee. Die Japaner haben in Katar in der Moto3-Klasse die ersten fünf Plätze belegt.

Ja, wobei man ganz klar sagen muss, Joan Mir ist sicher ein WM-Favorit, er war letztes Jahr auf der KTM schon gut dabei und hat ein Rennen für uns gewonnen. Der Rest ist offen.
Jetzt gehört in der Moto3 mehr Leistung her, bessere Übersetzungen, dann geht’s schon wieder.

Auf welche Fahrer setzt KTM in der Moto3-WM?

Antonelli hat mich im Rennen in Katar sehr überzeugt. Er hat bei den Wintertests und in den Trainings viele Crashes gehabt. Im Rennen ist er sitzen geblieben. Gestern hat ihm die Motorleistung gefehlt, sonst wäre er ganz vorne dabei gewesen. Bendsneyder hat Pech gehabt, er wurde vom Bike runtergeschossen.
Und das VR46-Team mit Bulega und Migno wird auch noch den einen oder anderen Erfolg landen. Das gilt auch für Philipp Öttl.
Bei den Jungen ist alles möglich.

In der MotoGP-Klasse wurde der Zeitrückstand von Donnerstag bis zum Warm-up von 3,3 auf 1,7 Sekunden verkürzt. Pol Espargaró verlor in den 20 Rennrunden 33,6 Sekunden. Damit kann man beim Debüt zufrieden sein?

Jeder Test und jedes Rennwochenende ist für uns natürlich eine wichtige Lehre. Je mehr Daten wir bekommen, je mehr wir probieren können, desto besser. Deshalb war es für uns schade, dass das FP4 und das Qualifying gestrichen werden mussten. Da hätten wir wieder etwas dazu lernen können. Aber wie gesagt: Jede neue Strecke bringt uns weiter, Schritt für Schritt.

Der Rückstand am Donnerstag im FP1 war trotzdem überraschend groß. In Australien hat Espargaró nur 1,9 Sekunden auf die Bestzeit verloren. KTM wollte dann den Motor zähmen und noch näher rankommen.

Wir haben gelitten, weil in Katar durch den Sand anfangs kein Grip vorhanden war. Diese Situation hat sich bis zum Rennen gebessert.
Außerdem haben wir noch eine zu aggressive Kraftentfaltung. Aber das kriegen wir schon hin.

Motoren-Konstrukteur Ing. Kurt Trieb macht sich bereits über einen Big-Bang-Motor Gedanken. KTM ist der einzige MotoGP-Hersteller mit einem Screamer-Triebwerk. Das erzeugt viel Leistung, geht aber auf Kosten der Fahrbarkeit.

Es wird parallel zum Screamer alles probiert. Nach zwei, drei Rennen wird man das schon sehen, ob wir Änderungen vornehmen müssen.

Wir stehen am Anfang. Die Konkurrenz hat teilweise 15 Jahre Vorsprung. Und beim neuen Konzept mit der Einheits-Elektronik und den Michelin-Reifen haben wir auch eineinhalb Jahre Erfahrungsrückstand.

Die Konkurrenz hat sich in diesen eineinhalb Jahren bei den Rundenzeiten auch stark gesteigert. Die Gegner haben von 2016 auf 2017 wieder eine Sekunde gefunden. Das nehmen wir uns auch vor...

In der MotoGP-WM haben wir 2017 als Lernjahr bezeichnet. Wir probieren alles aus. Wir haben gegenüber den anderen Herstellern den Vorteil, dass wir neun Motoren verplomben lassen können, die andern nur sieben. Und wenn wir zwölf Motoren brauchen, dann starten wir halt dreimal von hinten aus der Boxengasse. Das ist am Ende des Tages Marketing-mäßig vielleicht sogar eine gute Idee, weil dann sehen alle, dass wir viel entwickelt haben...

Aber KTM will natürlich trotz des Lernjahrs nicht das ganze Jahr auf den drei letzten Plätzen stehen?

Na, na. Warten wir ab. Wir haben ja auch zwei Piloten, die im Regen ziemlich gut fahren. Bei nasser Fahrbahn kann der Fahrer den Unterschied machen. Schauen wir mal, was alles auf uns zukommt.

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