MotoGP: Bagnaia über die Niederlage

Sachsenring-Preiserhöhung: Vielen Fans reicht es

Von Günther Wiesinger
In diesem Jahr kamen 65.000 Besucher weniger an den Sachsenring

In diesem Jahr kamen 65.000 Besucher weniger an den Sachsenring

Die SRM GmbH steht nach dem WM-Lauf 2017 mit einem Fehlbetrag im hohen sechsstelligen Bereich da. Mit ein Grund für die leeren Zuschauerränge sind die hohen Ticketpreise. Viele Fans haben genug.

Die Sachsenring Rennstrecken Management GmbH hat als Promoter des deutschen Motorrad-WM-Laufs 2017 zwar über drei Tage 65.000 Besucher weniger gemeldet als im Vorjahr und rechnet jetzt mit einem Fehlbetrag, der laut SRM-Chef Wolfgang Streubel «eine hohe sechsstellige Summe» ausmachen wird.

?Selbstkritik ist aus Sachsen in diesem Zusammenhang aber nicht zu hören, das Wetter und die Terminverschiebung seien schuld, heisst es, aber letztere wurde immerhin am 6. Dezember 2016 verkündet.

?Vielleicht könnte auch die Preiserhöhung von ca. 20 Prozent mitgespielt haben.

?Diesen Eindruck bekommt man, wenn man sich ein paar Facebook-Postings auf der SPEEDWEEK-FB-Seite zu Gemüte führt.

David Laibach: «Der Grand Prix hat Zukunft. Aber die Preise müssen auf jeden Fall erschwinglich bleiben.»

«Passt schon, geht’s halt zum Nürburgring», schreibt Dieter Rink.

Unter dem Pseudonym VEE Ma steht: «Am Sonntag war es gefühlt so voll wie letztes Jahr am Freitag.»

«Also ich fahr’ nächstes Jahr lieber wieder nach Assen», meldete sich Achim Heidrich. «Weil die Tickets in Assen deutlich günstiger sind.»

Rebekka Pein: «Es ist eine Frechheit, jedes Jahr die Preise anzuheben und sich zu wundern, wenn es weniger Zuschauer werden. Das Rahmenprogramm wird auch immer mehr zum Reinfall. Vor Jahren trat noch der Motorrad-Stuntweltmeister auf. So etwas gehört zum Sport, aber keine Bundeswehr. Viele Familien stören auch die horrenden Preise für die Kinder.»

Roland Stefan R.: «Die Ticketpreise haben wir akzeptiert, nicht jedoch die Arroganz an der Eingangskontrolle mit anschließendem Theater mit 1,5 Liter-Flasche Wasser. Erlaubt waren 1,0 Liter. Die Flasche wurde von einem unfreundlichen Kontrolleur konfisziert. Wir geben seit 15 Jahren Geld für den Sachsenring aus. Beleidigt sind wir nicht, eher stark verwundert.»

«Bekommen wohl den Hals nicht voll», ärgert sich Patrick Schmitt, «wenn sie meinen, die Preise erhöhen zu müssen. Es gibt so viele deutsche Strecken. Und dann fahren sie auf dieser Micky-Maus-Strecke, die für MotoGP-Waffen untauglich ist.»

«Die Preise sind leider wirklich sehr heftig», stellte Daniel Großmann fest.

«Selbst schuld. Es ist ja nicht nur das Ticket für die Tribüne. Sondern auch auf dem Ankerberg sind die Preise elegant angestiegen. Und dann wundert man sich?», fragt Marcus Jenny Schmidt.

«140 Euro auf der Rossi-Tribüne, nur für den Sonntag, das ist schon sehr ordentlich. Da fahr' ich lieber nach Assen, auch wenn’s weiter ist. Letztes Jahr habe ich dort 65 Euro für den Stehplatz bezahlt», erzählt Michael Zeigler.

«Meiner Meinung nach ist MotoGP am SaRi reine Geldmacherei! War 2014 dort und bitter enttäuscht. Einfach nur Abzocke. Egal wo, von der Bratwurst bis zum Ankerberg. Zudem total unorganisiert, Chaos und planlose Einweiser. Für die Hälfte vom Geld bekommt man in der SBK mehr Action und mehr Rennen geboten.»

Peter Martinßen: «Wir (Tochter, Schwiegersohn, 2 Enkelkinder) hatten auf der letztendlich nicht vollen Tribüne 12 gesessen, aber leider hat sich eine junge Ordnerin quer gestellt und verlangt, dass man die 3 und 6 Jahre alten Kinder nicht auf dem Schoß sitzen lassen kann, sondern für 260 € den beiden eigene Karten gekauft haben sollte. Wir haben dann in Kurve 12 die besten Stehplätze gehabt...»

«Lieber nach Brünn oder Assen», teilt Mike Itzinger auf Facebook mit. «Die Preise auf dem Ankerberg sind auch nicht mehr gerechtfertigt. Und wenn man nur einen Tag kommt und den Parkplatz gleich fürs ganze Wochenende bezahlen muss, ist das in meinen Augen Abzocke.»

Karsten Olaf Fiedler: «So fing es mit dem Hockenheimring auch an. Und jetzt, was ist daraus geworden?»

Thomas Bergmann: «Ich fahre auch lieber nach Assen. Die Tickets sind günstiger.»

«Die sollten mal schauen, wo Kohle eingespart werden kann und nicht immer mehr einnehmen wollen. Preis/Leistung muss wieder in Relation stehen», schlug Milfisto Henning vor.

«So ist das, wenn man gierig wird. Selber schuld. 97 Euro für einen Stehplatz! In Assen ca. 50 Euro», schreibt Manfred Duckhorn.

«Selber schuld. Und dadurch wird alles kaputt gemacht. Danke denen, die das machen», sagt Mike Hölig.

«Für den Ticketpreis vom Sachsenring kann ich zweimal nach Assen fahren. Und solange sich das nicht ändert, werde ich nicht zum Sachsenring fahren», versichert Wilhelm Hinse.

«Richtig so, dass die Besucher ausbleiben bei dem Höhenflug der Preisschraube», meint Corinne Schellenberger.

Benny Rose findet: «Nicht nur die Ticketpreise, auch die Preise für die Zeltplätze sind utopisch. Ein paar Leute und ich sind Samstag angereist und wollten Sonntag zum Rennen, aber das ging leider nicht, da uns für den schlammigen Zeltplatz schon 50 Euro pro Kopf abgenommen wurden für eine Nacht.»

Und Thomas Hemmerling sagt: «Gut so! Man muss nicht jede Preistreiberei mitmachen! Vielleicht merken dann auch die Letzten, dass es so etwas wie ein Preis-Leistungs-Verhältnis gibt!»

Alois Hinterreiter schreibt hingegen: «Darum fahren wir seit Jahren nach Brünn.»

Und Frithjof Erpelding schlägt vor: «Es sollte eine Rotation der Austragungsorte geben, damit jede deutsche Strecke mal befahren wird.»

Naja, ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Pro und Contra-Postings genau zu zählen, aber die Mehrheit scheint ganz klar unzufrieden mit der Situation in Hohenstein-Ernstthal zu sein.

Und die SRM reagiert wie gehabt. Die Reihen werden geschlossen, die Köpfe werden in den Sand gesteckt, die Beschwerden der Kunden nicht ernst genommen, die SRM-Damen fahren unzufriedenen GP-Besuchern auf Facebook über den Mund.

Jetzt wissen wir’s: «So geht sächsisch.»

Der deutsche WM-Lauf lebte 20 Jahre lang prächtig von den Einheimischen. Die Besucher aus der Schweiz, aus dem deutschen Westen und Österreich machten zu den besten Zeiten oft keine 5000 aus.

Nicht zuletzt dank des Internets werden jetzt vermehrt Eintrittspreise in anderen Ländern studiert und verglichen. Dass der Sachsenring abgesehen vom knappen Abstand der Tribünen zur Piste nicht besonders zuschauerfreundlich ist, lässt sich nicht verheimlichen.

Aber die SRM reagiert selbstherrlich, lässt sich lieber von ein paar Schulterklopfern beweihräuchern und wirft SPEEDWEEK.com regelmässig mangelhafte Recherche vor.? Dabei ist es 5 vor 12.

Kein GP-Promoter kann sich fünf Jahre lang hohe sechsstellige Verlustbeträge leisten. Auch nicht, wenn er im Grunde von Steuergeld finanziert wird.

Das Produkt «Sachsenring-GP» ist offenbr nicht mehr sonderlich gefragt, wenn man sich die aktuelle Situation vor Augen führt. Das lässt sich nicht beschönigen.

Eine Terminverschiebung kann auch im nächsten Dezember blühen. Regen kann auch 2018 nicht ganz ausgeschlossen werden. Dass sich Jonas Folger auch nächstes Jahr in Hochform präsentiert, darauf kann man sich auch nicht zu 100 Prozent verlassen.

Der Veranstalter muss mit kaufmännischer Sorgfalt planen, die Abwärtsspirale bremsen und nicht einfach einfallslos dauernd die Preise hochtreiben.

Ja, auch die SRM muss eines Tages in der freien Marktwirtschaft ankommen.

?Ihr ursprünglicher Geschäftszweck hat nie darin bestanden, mit einer Motorsportveranstaltung Riesenverluste zu erwirtschaften.?

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