Paolo Ciabatti: Weshalb es SBK neben MotoGP braucht
Paolo Ciabatti (li.) jubelt mit Andrea Dovizioso
Von 1999 bis 2007 arbeitete Paolo Ciabatti für Ducati, dann wechselte er ins Management der Superbike-WM, damals vom Italiener Paolo Flammini und dessen Firma FGSport geführt. Von 2007 bis 2012 leistete Ciabatti als Managing Director der Meisterschaft viel, dann wurde die Superbike-WM von der spanischen Agentur Dorna übernommen, die bereits für die Vermarktung der MotoGP-WM zuständig war.
Ciabatti kehrte daraufhin zu Ducati zurück, wo er seither als Sport-Direktor verantwortlich ist. SPEEDWEEK.com sprach mit dem Italiener über die Qualität der Superbike-Weltmeisterschaft.
Paolo, MotoGP ist in den letzten 20 Jahren massiv gewachsen, die Superbike-WM dümpelt in ihrem Schatten. Und dieser Schatten wird immer größer. Hat die seriennahe Weltmeisterschaft nach wie vor eine Daseinsberechtigung?
Ich glaube, die Welt ist groß genug für beide.
Früher gab es Wettbewerb zwischen den beiden Meisterschaften, weil sie von unterschiedlichen Firmen gemanagt wurden. Jeder versuchte zu wachsen, heute haben beide den gleichen Eigentümer.
Heute gilt es herauszufinden, wie die Superbike-WM erfolgreich sein kann. Ich stelle mir da etwa einen Kalender vor, der flüssiger ist, ohne lange Pausen. Das killt das Interesse der Zuschauer und Fans.
Die Superbike-WM hat alleine schon deshalb eine Daseinsberechtigung, weil sie es anderen Herstellern erlaubt dabei zu sein, weil diese nicht die Ressourcen haben, um in die MotoGP-Klasse zu investieren. Oder weil sie nicht investieren wollen, wie zum Beispiel Kawasaki oder MV Agusta.
Die Rennen können interessant sein, es braucht mehr Wettbewerb. Dieses Jahr hat Yamaha Fortschritte erzielt, bei Honda kam das neue Motorrad zu spät. Aber sie werden Fortschritte machen.
SBK ist auch eine Meisterschaft für Fahrer, die in der MotoGP-WM nicht unterkommen. Dort kann man auch eine gute Karriere haben und den Zuschauern eine super Show bieten.
SBK ist ideal für Länder, für die MotoGP zu teuer ist. Um einen MotoGP-Event zu organisieren, muss ein Veranstalter enorme finanzielle Ressourcen haben.
SBK sollte die zweite Liga sein?
Es ist die zweite Liga, es war immer die zweite Liga. Wobei es eine Zeit gab, in der die Superbike-WM die Möglichkeit hatte zu wachsen, als es in der MotoGP-Klasse nur drei Hersteller gab, dann wurden die Claiming-Rule-Teams geschaffen.
Heute ist es, wie es ist. Die Dorna hat kein Interesse daran, dass die beiden Meisterschaften mit einander konkurrieren – das wäre dumm. Sie müssen einen Weg finden, dass MotoGP weiter wächst. Gleichzeitig müssen sie aber auch den Wert der Superbike-WM sicherstellen. Sie sind der Eigentümer, es gibt engagierte Hersteller und Privatteams – und die Show kann gut sein.
SBK ist die zweitgrößte Motorrad-Rennserie weltweit, die Top-5-Superbike-Fahrer könnten auch in der MotoGP-WM einen guten Job abliefern.
Es ist gut, dass es die Superbike-WM gibt – Ducati ist immer an ihr interessiert. Wir wünschen uns eine stabile Meisterschaft mit guter TV-Abdeckung in zahlreichen Ländern und vielen Zuschauern an der Rennstrecke. Das hat zuletzt gefehlt.