Lucio Cecchinello (LCR): Interesse an Morbidelli
Lucio Cecchinello
LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello wird nächstes Jahr wie bisher nur in der Saison 2015 (Crutchlow, Miller) mit zwei MotoGP-Piloten antreten. Cal Crutchlow wird sein viertes Jahr bei LCR absolvieren, MotoGP-Rookie Takaaki Nakagami sein erstes.
Für einen Fahrer werden in der MotoGP-WM rund 5 bis 6,5 Millionen Euro veranschlagt, je nach Aufwand und Modernität des Materials. Dank der Synergieeffekte wird aber für zwei Fahrer nicht die doppelte Summe erforderlich. Bei den Kosten für Personal, Hospitality, Trucks, Boxendekoration, Werkzeugen, Logistik, Marketing und so weiter ergeben sich Synergien.
Cecchinello hoffte, das Budget für 2018 im Mai 2017 aufgetrieben zu haben. Nakagami wurde aber erst am 20. August als zweiter Fahrer bestätigt.
Vor einem Jahr haben die MotoGP-Kundenteams (LCR, Marc VDS, Tech3, Gresini, Pramac, Avintia, Aspar) bei der Dorna neue Fünf-Jahres-Verträge unterschrieben. Sie bekommen jetzt pro Jahr von der Drona pro Fahrer 2,5 Mio Euro, die Leasingkosten für ein Motorrad-Package (zwei Bikes, Ersatzteile, Motorrevisionen, keine Sturzteile) wurde auf maximal 2,2 Mio festgesetzt. Die zwei Jahre alten Ducati sind natürlich erheblich preiswerter.
Dadurch haben die MotoGP-Satellitenteams finanziell mehr Spielraum. Denn seit dem Ausstieg der Zigarettenfirmen wird es immer schwieriger, die privaten Teams in der Königsklasse zu finanzieren.
Manche Teams hängen am Tropf der Dorna, manche werden von Werken mitfinanziert, auch LCR, bei Tech3 dürfte es ähnlich sein.
Und bei Pramac existiert eine sehr enge Zusammenarbeit mit Ducati; das Werk zahlt immer wieder die Fahrergagen – das war bei Iannone so und ist jetzt bei Petrucci der Fall.
«Die Kosten des Materials sind jetzt mehr unter Kontrolle, die Teams bekommen von der Dorna höhere Zuschüsse», bestätigt Lucio Cecchinello. «Honda Motor hat sich ebenfalls bereit erklärt, unser Projekt zu unterstützen. Was das Budget für 2018 betrifft, haben wir kein Problem mehr. Es gab eine Phase in diesem Jahr, wo wir die Entscheidung zum zweiten Fahrer früher treffen hätten können. Aber dann haben Nakagamis Leistungen in der Moto2 im Frühjahr nicht den Vorstellungen von Honda entsprochen.»
Hat sich Lucio Cecchinello deshalb nach anderen Möglichkeiten umgesehen?
Beim Deutschland-GP fanden ja auch Gespräche mit Tom Lüthis Manager Daniel M. Epp statt. «Ja, aber sie sind auf mich zugekommen, der Kontakt ist von ihnen ausgegangen. Es ist richtig, ich begann damals, nach anderen Möglichkeiten Ausschau zu halten», räumt der siebenfache 125-ccm-GP-Sieger ein.
Cecchinello betreibt sein MotoGP-Team mit Honda seit 2006, aber er hatte noch nie einen Italiener unter Vertrag. Für 2012 verhandelte er zwar mit Dovizioso, aber dieser Deal klappte nicht.
Moto2-Star Franco Morbidelli hat schon längst die Aufmerksamkeit von LCR erregt, aber er wird 2018 die MotoGP-WM für Marc VDS Honda bestreiten.
«Leider gab es keine Gespräche mit Franco. Ich habe bei den Verantwortlichen der VR46 Riders Academy, die ihn managen, mein Interesse anklingen lassen. Ich sagte: ‚Das wäre fantastisch, ich mag ihn wirklich. Aber leider habe ich ein Budgetproblem.' Denn mit den Dorna-Zuschüssen allein kann ich dieses Projekt nicht stemmen, ich brauche auch den Support von Honda. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass unsere aktuellen Sponsoren mehr Geld bezahlen, wenn wir Morbidelli bekommen hätten. Aber in der Realität bezahlen meine Sponsoren schon hohe Beträge. Ich kann ihnen nicht noch mehr Geld abverlangen.»