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Jeremy Burgess: Lehren aus 28 Jahren als Crew-Chief

Von Frank Aday
Der Australier Jeremy Burgess führte GP-Stars wie Wayne Gardner, Mick Doohan und Valentino Rossi zu WM-Titeln. Insgesamt durfte Burgess als Crew-Chief 13 WM-Titel in der Königsklasse feiern.

Jeremy Burgess konnte nach seinem Rücktritt Ende 2013 auf 28 Jahre als Crew-Chief in der Motorradwelmeisterschaft zurückblicken. In dieser Zeit feierte er mit seinen Schützlingen 148 GP-Siege und 13 WM-Titel in der Königsklasse. Burgess erlebte große Triumphe, bittere Niederlagen und alles, was dazwischen liegt. Kaum einer im Fahrerlager wusste mehr darüber, wie man Siege holt, Fahrer motiviert und unter Hochdruck arbeitet.

Burgess bestritt in Australien selbst Rennen, bevor er 1980 nach Europa kam. Fast zufällig erhielt er einen Job im Suzuki-Werksteam und arbeitete für Randy Mamola. Auf der Farm seiner Eltern hatte Burgess durch die Arbeit an Landwirtschaftsmaschinen den Grundstein für seine Karriere im Motorsport gelegt. Mit Geradlinigkeit, Cleverness und Fleiß brachte er es im Rennsport schnell zum Erfolg.

«Ich mochte es immer, die Dinge zu vereinfachen», sagt Burgess. «Das ist in jedem Sport gleich. Nimm Fußball als Beispiel. Es gibt drei Situationen: Du hast den Ball, die anderen haben den Ball oder niemand hat den Ball. Wieso sollte man es komplizierter machen? Das gilt auch für den Motorradsport. Fast alles an einem Motorrad ist mechanisch. Es funktioniert oder nicht. Der Fahrer wird Probleme haben. Aber Probleme sind nur Fragen ohne Antwort. Irgendwie findest du eine Antwort. Du behebst zuerst die großen Probleme. Viele Menschen halten sich mit Details auf.»

Während Burgess’ 34 Jahren in Europa hat sich der Rennsport deutlich verändert. «1980 arbeiteten nur George Vukmanovich und ich für Randy. Ein Chefmechaniker und ein Mechaniker. 2013 waren da ich, vier Jungs für das Bike, ein Kerl für Räder und Benzin, einer für die Reifen, einer für das Data Recording, einer für die Suspension und ein paar japanische Techniker. Die Anzahl stieg also deutlich.»

«Wenn ich mich selbst beschreiben müsste, dann als einen nicht so festgelegten Typ. Im modernen Rennsport ist alles so hochtechnisiert, dass es unmöglich ist, dass nur einer, zwei oder drei Jungs an einem Bike arbeiten. Doch es muss einen geben, der ein Verständnis und ein Gefühl dafür hat, was der Fahrer zu erklären versucht. Über die Jahre wurde ich zu Valentino. Wenn Valentino in sein Motorhome zurückkehrte und ein Ingenieur Informationen brauchte, war ich da, um ihm zu sagen, was Valentino denkt. Jemand muss organisieren und Prioritäten setzen: Zeit, Problemanalyse und Schritte zur Lösung des Problems.»

Burgess weiß, wie wichtig eine gute Atmosphäre im Team für die Leistungsfähigkeit der Crew ist. «Wenn man dafür sorgt, dass alle glücklich sind, dann funktioniert alles sehr gut. Wenn einem der Jungs eine gewisse Aufgabe sehr viel Spaß gemacht hat, dann sorgte ich dafür, dass er das weiterhin machen kann. Er war dann glücklich dabei, während die anderen Jungs das machten, woran sie Spaß hatten. Am Abend aßen wir immer zusammen, damit nicht jeder allein seiner Wege geht. Wir verstanden uns gut und lachten gemeinsam. Oft war unsere Gruppe den anderen zu laut. In meiner Zeit bei Yamaha kam einmal ein Japaner in die Box und sagte, dass in diesem Team zu oft ‹f**king› zu hören sei. Das sagt eigentlich alles», lachte Burgess im Interview mit Mat Oxley für «motogp.com».

«Die richtige Kommunikation ist das Geheimnis in fast jeder Lebenslage. Klar, geradlinig und freundlich. Dann hast du Erfolg. Alles ist offen. Wenn du Informationen zurückhältst, gibt es Probleme. Das ist eine einfache Regel im Leben», betont der Australier.

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