Bradley Smith: Nein zu Superbike-WM – Rücktritt?
Bradley Smith
Die MotoGP-Karriere von Bradley Smith stand schon im Sommer 2017 auf der Kippe, weil er damals bei Red Bull KTM klar im Schatten von Pol Espargaró stand und er beim Österreich-GP und in Aragón sogar von Testfahrer Mika Kallio (36) übertrumpft wurde, der dort als Wildcard-Pilot Zehnter und Elfter wurde.
Smith wollte 2017 auf der KTM RC16 immerhin 38 Punkte einsammeln, er schaffte aber nur 29, während Pol Espargaró 55 Punkte eroberte.
KTM-Firmenchef Stefan Pierer hätte Smith gern in die Rolle des Testfahrers abgeschoben und Kallio zum Stammfahrer befördert. Aber der Vertrag des Briten war wasserdicht. Es wurde eine Millionen-Klage der Smith-Managementfirma Wasserman Group befürchtet. Außerdem respektieren die Österreicher, dass Bradley bereits im März 2016 an das rot-weiß-rote Projekt geglaubt hat. «Damals war unser Motorrad noch eine ‚black box’», stellte Stefan Pierer fest.
Bradley Smith hat die MotoGP-WM vier Jahre bei Tech3-Yamaha bestritten, er war dort 2015 WM-Sechster, er hat zwei Podestplätze herausgefahren.
Aber nach dem Crash beim Langstrecken-WM-Lauf in Oschersleben 2016 fand der 27-jährige KTM-Pilot (drei GP-Siege in der 125-ccm-Klasse) nie mehr zur alten Form.
Auch 2018 blieb Smith bisher einiges schuldig. Er hat in sechs Rennen sieben Punkte gesammelt und ist WM-20. Testfahrer Kallio war nur in Jerez als Wildcard-Pilot am Start, wurde Zehnter – und hat sechs Punkte auf dem Konto.
Deshalb bekam Smith von KTM weder ein Angebot für das Werksteam noch für das neue Tech3-Kundenteam von Hervé Poncharal. Im Team von KTM Factory Racing fahren Zarco und Pol Espargaró, bei Tech3 Oliveira und Syahrin.
Bradley Smith kündigte schon in Le Mans an, er werde nicht in die Superbike-WM wechseln.
In Mugello wurde er noch deutlicher, was seine Zukunftspläne betrifft.
Bradley, was geht dir durch den Kopf? Wie kann die Zukunft aussehen? Kann die Moto2 ein Thema werden?
Am Ende des Tages möchte ich hier in der MotoGP-Klasse bleiben. Ich habe eine glückliche Karriere gehabt. Ich konnte die besten Motorräder der Welt gegen die besten Fahrer lenken. Insgesamt 14 Jahre dauert meine Laufbahn schon, glaube ich.
Aber wenn kein MotoGP-Motorrad verfügbar ist, dann bin ich happy, dieses Racing-Kapitel zu beenden und zurückzutreten.
Ich bin motiviert und bereit, es mit den besten Piloten der Welt aufzunehmen. Das ist es, was mich reizt und interessiert.
Wenn ich im MotoGP-Paddock nichts finde, dann werde ich da wahrscheinlich rausmarschieren und etwas anderes probieren. Dann würde ich mit dem Rennfahren aufhören.
Du würdest dann mit dem Rennfahren auf höchstem Niveau aufhören? Verstehe ich das richtig?
Absolut. Ich bin happy. Mit 28 Jahren hatte ich einige Erfolge in der WM. Ich habe jeden Abschnitt genossen und bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Ich fahre nur deshalb in der WM, weil ich die besten Reifen habe, die besten Leute und die besten Hersteller. Ich war bei Aprilia mit der 125er, bei Tech3 mit Yamaha und bei KTM.
Das hat mich motiviert. Wenn die Resultate stimmen, macht alles viel Freude.
Aber was dich in der Früh antreibt, ist die Tatsache, dass du Weltklasse bist und dort bleiben willst. ?Momentan frage ich mich, wie viel Interesse ich am Weitermachen habe.
Du bist ein ausgezeichneter Crossfahrer. Tim Gajser braucht einen Teamkollegen.
Ja, das wäre was... Hm, meine besten Motocross-Zeiten sind vorbei. Wenn ich auf Pisten wie Dorno oder Ottobiano fahre, dann spüre ich das. Ich bin nur noch ein Hobby-Crosser.
Wäre eine Rolle als Testfahrer für dich reizvoll? Als Kallio-Nachfolger bei KTM?
Es kommt darauf an, was sich anbietet. Als Testfahrer kannst du immer noch im MotoGP-Paddock sein und eines der besten Motorräder fahren.
Und dann ein paar Wildcard-Einsätze absolvieren?
Absolut. Was Mika Kallio macht, ist fantastisch. Ich muss abwarten, ob sich so eine Möglichkeit für mich ergibt. Aber wenn es kein MotoGP-Bike ist, dann sagt mir mein Herz: Ich habe kein wirkliches Interesse mehr.
In der Superbike-WM sind ein paar schnelle Fahrer unterwegs. Kein Interesse?
Definitiv… Aber trotzdem – nein! Ich bin kein Production-Bike-Racer. Ich habe immer nur echte Rennmaschinen gesteuert. Und ich weiß, womit ich gut bin und was mir Freude macht. Versteh’ mich nicht falsch. Die Superbike-Weltmeisterschaft ist gerammelt voll mit Talenten. Aber ich bezweifle, dass ein Production-Bike das Richtige für mich ist.