Dani Pedrosa: Höhepunkte, Rückschläge & Verletzungen
Dani Pedrosa
Repsol-Honda-Werkspilot Dani Pedrosa (32) wird heute beim Sachsenring-GP seinen Rücktritt verkünden, was er eigentlich schon für den Catalunya-GP geplant hatte. Aber er bekam dann ein Angebot des neuen SIC-Petronas-Yamaha-Teams – und lehnte nach drei Wochen Bedenkzeit ab.
Dieser Entschluss hatte sich aufgedrängt, weil Pedrosa nach 13 Jahren seinen Platz bei Repsol-Honda verliert – an Jorge Lorenzo.
Pedrosa hat 18 Jahre lang Rennsport betrieben, er fuhr jedes einzelne Rennen auf Honda. Dieses Verhältnis und auch jenes mit Repsol (zugunsten von Petronas) wollte er nicht aufs Spiel setzen, obwohl zwei weitere MotoGP-Jahre auf einer Werks-Yamaha durchaus reizvoll gewesen wären. Schliesslich ist auch Johann Zarco auf der Kunden-Yamaha von Tech3 regelmässig ein Popdestkandidat, er ist WM-Vierter.
Der Österreicher Mike Leitner war von 2004 bis Ende 2014 Crew-Chief von Dani Pedrosa. Dann ging er zu Red Bull KTM, wo er heute als Teammanager tätig ist. Leitner zieht nach elf Jahren als Crew-Chief von Dani Pedrosa Bilanz, er lässt die Höhepunkte und Tiefpunkte Revue passieren.
Mike Leitner (55) war elf Jahre lang als Crew-Chief an der Seite von Dani Pedrosa tätig. In den ersten zwei Jahren (2004 und 2005) wurde die 250er-WM gewonnen, danach gab es drei Vize-WM-Titel (2007, 2010 und 2012) in der MotoGP-WM zu feiern, insgesamt hat das Erfolgsduo 41 gemeinsame GP-Siege errungen.
Im Oktober 2014 entschloss sich Mike Leitner zum Abschied bei Honda. Er wollte eine Verschnaufpause («Ich war jedes Jahr zwischen 190 und 220 Tagen unterwegs) und suchte eine neue Herausforderung. Seit 15. Januar 2015 ist er bei KTM Factory Racing in Munderfing tätig. Er hat großen Anteil am Aufbau und den ersten Erfolgen des MotoGP-Projekts mit Pol Espargaró, Bradley Smith und Testfahrer Mika Kallio.
Mike, du hast mit Dani Pedrosa viele große Erfolge errungen. An welche Highlights erinnerst du sich?
Bah, das waren viele schöne Erfolge dabei. Die GP-Siege stechen immer heraus, klar. Unser erstes Rennen in der 250er-WM 2004 war zum Beispiel grandios. Denn Dani ist damals im Jahr zuvor mit der 125er beim Australien-GP schwer gestürzt und saß ein halbes Jahr lang fast nur im Rollstuhl, er hat die meisten Tests verpasst.
Die beiden Titelgewinne in der 250er-WM 2004 und 2005 bleiben mir sicher ewig in Erinnerung.
Beim ersten MotoGP-WM-Lauf 2006 in Jerez gleich Zweiter zu werden, war auch ein Wahnsinn. Nachher gab es zahlreiche schöne Rennen und Siege.
Was bleibt nach elf Jahren mit Pedrosa als Tiefpunkt im Gedächtnis?
Tiefpunkte waren sicher immer die Rennen oder die Grand Prix, die mit einer Verletzung geendet haben, wo man womöglich schon nach dem Training zusammengepackt hat, wo du gewusst hast, jetzt ist der Titelkampf wieder für ein Jahr vorbei.
Dani Pedrosa beschwerte sich 2013 oft über die rüde Fahrweise des MotoGP-Neulings Marc Márquez, der mit seiner Repsol-Honda schon damals so manche Feindberührung heraufbeschwor – mit Rossi, mit Lorenzo, in Aragón sogar mit seinem Teamkollegen Dani Pedrosa. Aber Dani hat 2006 in Portugal seinen Teamkollegen Hayden abgeschossen.
Nach den Vorfällen von Márquez 2013 schaut es lächerlich aus, was Dani in Estoril passiert ist… Denn Dani hat in seiner Karriere nur einen einzigen Fehler in dieser Art gemacht. Aber dieser Zusammenstoß war 2006 für ihn als Neuling ganz arg. Dass er Nicky da hinten drauf gefahren ist... Wie sie Dani damals durch den Fleischwolf gedreht haben, war schwer zu verkraften.
Das ausgezeichnete persönliche Verhältnis zu Dani Pedrosa ist auch in deiner KTM-Zeit bestehen geblieben.
Ja, wir sind ja absolut nicht im Bösen auseinander gegangen. Ich war für ihn meistens 190 bis 220 Tage im Jahr unterwegs. Das war ein wichtiger Grund, warum ich nach der Saison 2014 einmal etwas ändern wollte und den neuen Vertrag nicht unterschrieben habe. Ich habe Dani aber sogar noch empfohlen, dass er unseren Electronic Engineer Ramon Aurín zum neuen Crew-Chief machen soll, was auch passiert ist.
Für mich wäre es schlimm, wenn ich für jemanden elf Jahre hart gearbeitet hätte und man dann so blöd wäre, sich aus dem Weg zu gehen.
Du hättest ja Dani Pedrosa gerne auf der Werks-KTM gesehen?
Wir haben uns alle Fahrer angeschaut, die verfügbar und Top-Ten-Kandidaten waren. Wenn man einen Pedrosa als Fahrer haben könnte, kann keiner beleidigt sein. Das wäre sicher eine reizvolle Lösung gewesen.
Für die Weiterentwicklung der KTM RC16 wäre ein Routinier wie Dani Pedrosa wertvoll gewesen?
Auf jeden Fall. Darüber müssen wir keine Worte verlieren. Aus dieser Sichtweise wäre Dani natürlich ein Top-Mann gewesen. Das ist klar.
Dani hat zwar den MotoGP-WM-Titel nie gewonnen. Aber er gehört bis heute zu den Toppiloten in dieser Klasse; das ist 100-prozentig sicher.
Es gibt nicht viele Fahrer, die 12 Jahre lang jedes Jahr ein MotoGP-Rennen gewonnen haben.