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Andrea Dovizioso: Sein neues Phillip Island-Rezept

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso und Marc Márquez

Andrea Dovizioso und Marc Márquez

Vizeweltmeister Andrea Dovizioso, als WM-Zweiter nur noch 9 Punkte vor Rossi, hat in Phillip Island 2015 und 2017 nur 13. Plätze erzielt. Das soll sich ändern.

Marc Márquez und Andrea Dovizioso haben 20 der letzten 25 Rennen seit dem letzten Yamaha-Sieg in Assen 2017 (durch Rossi) gewonnen, Márquez siegte 15 Mal, Dovizioso sieben Mal. Aber den Weltmeistertitel hat jeweils der spanischen Honda-Fahrer abgeräumt.

Ducati erlebt in Phillip Island üblicherweise ein schlimmes Wochenende, die Roten haben hier seit 2010 nicht mehr gewonnen, Dovizioso hat hier in den letzten drei Jahren die Ränge 13 (+ 29,1 sec), 4 (+ 9,1 sec) und 13 (+ 21,6 sec) erreicht. Auch Jorge Lorenzo kam hier 2017 über den 15. Platz nicht hinaus.

Nur Andrea Iannone brauste hier in den letzten drei Jahren mit der Ducati hier als Dritter aufs Podest – 2015, als er Landsmann Rossi im Titelkampf wichtige Zähler wegnahm.

«Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Rennen jetzt abwickeln kann», stellte Dovi fest. «Denn bei allen Rennen seit Brünn haben wir um den Sieg gefightet. Das bedeutet, wir haben unseren Speed verbessert, und das ist der beste Augenblick, um diesen Test hier zu machen, so kriegen wir ein maximales Feedback über die Schlagkraft der Ducati auf Phillip Island. Nach diesem Wochenende wissen wir, ob das aktuelle Motorrad hier konkurrenzfähig ist oder ob wir noch Arbeit vor uns haben für diese Rennstrecke.»

Mit welchen Erwartungen ist Dovi nach Australien gekommen?

«Phillip Island ist Phillip Island. Es ist schwierig, hier für uns, aus unterschiedlichen Gründen. Das hat mir der Charakteristik der Piste zu tun, mit mir als Fahrer, mit dem Wind, mit der Maschine, mit dem Wetter insgesamt. Das Wetter und der Wind beeinflussen hier jede einzelne Trainingssession. Wir erleben hier mühsame Wochenenden, denn es ist sehr schwierig, zum richtigen Zeitpunkt schnell fahren zu können. Du musst hier in der Kurvenmitte sehr schnell sein. Es geht hier nicht ums harte und präzise Bremsen oder um die Aggressivität. Hier ist alles anders. Auf Phillip Island haben wir eine völlig andere Story. Aber unser Ziel ist es sicher, hier einen Podestplatz zu erzielen.»

Dovi hat in Australien in der MotoGP-Klasse seit 2008 nie gewonnen, nicht mit Honda, nicht mit der Tech3-Yamaha und nicht mit der Ducati. Woran liegt das? «Diese Piste ist nicht die beste für mich und nicht die beste für unser Motorrad. Die Stärke unserer Maschine ist es nicht, die Zeit in den schnellen Kurven rauszuholen. Auch mein Stil kommt hier nicht zur Geltung, ich kann sehr spät bremsen und dann früh Gas geben. Das sind Vorzüge, die hier nicht gefragt sind. Aber ich bemühe mich immer, auch als Fahrer besser zu werden und nicht zu sagen, das Motorrad hat seine Limiten. Es gibt immer Möglichkeiten, als Fahrer besser zu werden. Darauf konzentriere ich mich. Man muss das Training mental geschickt in Angriff nehmen. Es geht auch darum, wie du auf dem Bike sitzt und wie du dich dem Wind hier entgegenstellst. Daran arbeite ich.»

Letztes Jahr präsentierte sich der Ducati-Desmosedici-Motor hier als hoffnungsloser Schluckspecht. «Der Spritverbrauch war im Rennen zu hoch. Das war ungewöhnlich; wir haben bis heute keine Erklärung dafür. Außerdem habe ich nach der ersten Runde am Ende der Startgeraden einen Fehler gemacht, ich bin weit zurückgefallen. Im Training habe ich mich nicht komfortabel gefühlt, trotzdem war ich schnell. Danach ist im Rennen etwas Seltsames passiert beim Verbrauch…»

?Seit 2010 mit Stoner hat Ducati hier nicht mehr gewonnen. «Das Motorrad damals war völlig anders als das heutige», ist sich Dovi bewusst. «Deshalb können wir die Daten nicht mehr gebrauchen. Aber die besondere Fahrweise von Casey muss man sich vor Augen führen. Er war fähig, das Motorrad durch Slides in die Kurven reinrutschen zu lassen. Casey hat das mit allen Maschinen gemacht. Sein Stil und seine Herangehensweise an die Kurven waren speziell.»

Dovizioso: «Marc hat sieben WM-Titel gewonnen, trotzdem will er jeden Tag besser werden. Das ist normal. Jeder Champion will sich dauernd steigern. Fahrer, die sich einbilden, bereits zu den Besten zu gehören, werden nicht viele Siege feiern. Und obwohl ich nicht so siegreich bin wie Marc, meine Herangehensweise ist dieselbe. Du musst sehr entschlossen und ernsthaft sein und dir alles genau anschauen, was du nicht bestmöglich erledigst. Immer. Es geht nicht nur um die WM-Position. Es ist auch wichtig, dass du alles richtig verstehst und analysierst.»

Trotz der Titelentscheidung zugunsten von Márquez bleibt Dovi hochmotiviert. «Wenn du bei jedem Rennen für den Sieg fähig bist, macht das einen riesigen Unterschied aus. Das ist mir in der MotoGP bisher nicht gelungen. Ich bin nach Marc in der besten Situation. Wir haben noch Aufholbedarf, beim Fahrer und bei der Maschine, aber wir sind sehr dicht dran. Darüber bin ich happy.»

Was kann Dovi als Fahrer hier besser machen? «Normal ist mein Zugang bei den Kurven, dass ich das Motorrad ein bisschen stärker abbremse als jene Fahrer, die in den schnellen Kurven wirklich überragend sind. Aber das funktioniert hier in den meisten Kurven nicht. Also muss ich meine Fahrweise ändern und das Motorrad anders abstimmen. Das wird nicht einfach.»

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