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Sensations-Rookie Fabio Quartararo: Seine Geschichte

Von Mat Oxley
Daumen hoch für Fabio Quartararo

Daumen hoch für Fabio Quartararo

Fabio Quartararo ist mit seinen 20 Jahren der jüngste Pole-Setter der MotoGP-WM. Manager Eric Mahé über den ungewöhnlichen und schwierigen Weg des Petronas-Yamaha-Stars.

Fabio Quartararo ist der fünfte herausragende Rookie, der in die MotoGP-WM kommt, seit Marc Márquez die Weltmeisterschaft 2013 als Klassen-Neuling gewann. Aber der 20-jährige Franzose ist anders als Márquez, Jonas Folger, Maverick Viñales und Johann Zarco: Die anderen siegten in der 125er oder der Moto3-Klasse, siegten in der Moto2-Klasse und wurden schnell in die MotoGP-WM befördert. Quartararos Weg in die Königsklasse war ein anderer – und es war an einem Punkt auch nicht klar, ob er es überhaupt nach ganz oben schaffen würde.

Fabios Geschichte ist ein abschreckendes Beispiel, das die Zerbrechlichkeit eines Talents aufzeigt. Das Rennfahren beschränkt sich nicht nur darauf, was auf der Strecke oder in der Box passiert. Top-Fahrer sind vielleicht keine gewöhnlichen Menschen, aber sie sind eben immer noch menschlich und sind – wie wir – Fehlern, Schwächen und Emotionen ausgesetzt. Und das gilt vor allem für Kinder, die in eine Männerwelt kommen.

Quartararos Vater Etienne, ein ehemaliger Französischer Meister, kaufte seinem vierjährigen Sohn 2013 ein PW50-Minibike. Wenig später fuhren sie zu den ersten Rennen, vor allem in Katalonien, weil es dort weniger strenge Altersbeschränkungen gab. Als Quartararo neun Jahre alt war, gewann er die Katalanische 50 ccm Meisterschaft, mit 10 die 70 ccm und mit 12 die 80 ccm. Als 13-Jähriger sicherte er sich den Titel in der Mediterranen Pre-Moto3-Serie und mit 14 Jahren war er schließlich der jüngste Sieger der Repsol-CEV-Moto3-Meisterschaft.

Die CEV-Krone verteidigte er 2014 im Monlau Team, das von Márquez-Mentor Emilio Alzamora geleitet wurde. Der Aufstieg in die Moto3-WM war 2015 die logische Folge. Es gab nur ein Problem: Er musste zu Saisonbeginn 16 Jahre alt sein. Aber er war so gut, dass die Regeln geändert wurden: Die CEV-Sieger dürfen nun auch mit 15 in die Weltmeisterschaft wechseln.

Viele Leute im Fahrerlager – die ihr Handwerk verstehen – setzten ihr Geld darauf, dass Quartararo die Weltmeisterschaft in seiner Rookie-Saison gewinnen würde – und er legte gut los: In seinem zweiten Grand Prix holte er den ersten Podestplatz und in Jerez und Le Mans stand auf der Pole-Position. Und dann fing alles an, auseinanderzufallen. In den letzten 14 Rennen der Saison sammelte er weniger Punkte als in den ersten vier. Alles traf ihn auf einmal: Der Druck, gegen die besten Fahrer der Welt zu fahren, Woche für Woche; dazu kamen Stürze, dann Zweifel, noch mehr Stürze und Verletzungen.

«Wenn du den CEV-Titel mit 14 gewinnst und dir die Leute sagen, dass du der neue Marc Márquez bist, dann hilft das normalerweise nicht», weiß Wilco Zeelenberg, Quartararos Teammanager bei Petronas Yamaha SRT. «Er war nicht nur das Rennfahren. Fabio wuchs heran, kam in die Pubertät, wechselte die Teams zu schnell, hatte Probleme mit seinem Management – es war also schwer zu beurteilen, was mit ihm passierte.»

Quartararo beendete seine enttäuschende Rookie-WM-Saison 2015 auf Platz 10 und wurde vom Estrella Galicia Monlau Honda Team fallen gelassen. 2016 kam er zu Leopard Racing, aber das Team fuhr KTM-Maschinen, keine Honda, und für Quartararo kam es noch schlimmer, er beendete das Jahr auf WM-Rang 13. Schnell wurde er zur vergessenen Teenager-Sensation der MotoGP-WM.

Die Wende kam Ende 2016, als der Franzose mit seinem Manager brach und sich stattdessen vom ehemaligen Rennfahrer und Journalisten Eric Mahé, der auch Randy de Puniet, Loris Baz und Jules Cluzel managt, beraten ließ. Quartararo stand zu diesem Zeitpunkt bereits in Verhandlung mit dem Moto2-Team des Ex-250er-Weltmeisters Sito Pons, mit dem er einen Zweijahresvertrag unterschreiben sollte. Die erste Moto2-Saison des 18-Jährigen lief nicht besser als sein letztes Moto3-Jahr. Ohne ein Top-5-Ergebnis landete er in der WM-Wertung auf Rang 13.

Mahé verhandelte den Ausstieg seines Fahrers aus dem Team Pons und riet ihm, in die italienische Speed-up-Truppe zu wechseln, die seit 2015 kein Rennen gewonnen hatte. Der Plan seines neuen Managers war einfach: «Fabio war voller Talent, aber sein System war Mist und seine Teams hatten keinen guten Draht zu ihm gefunden. Ich überzeugt ihn, zu Speed-up zu gehen, weil dieses Team mit seinen Fahrern wie eine Familie arbeitet. Außerdem hatte die technische Crew schon mit Randy gearbeitet, ich kannte sie und wusste, wie sie arbeiteten.»

Das MotoGP-Paddock ist ein hartes Pflaster. «In dieser Welt gibt es eine Menge Schlagen und viele Banditen», erklärte Mahé. «Abgesehen von Speed-up waren für 2018 vier weitere Teams an Fabio interessiert. Als ich in das Büro von einem der Teams kam, war die erste Frage: 'Eric, wie viel Geld willst du, um unsere Chancen auf eine Vertragsunterschrift zu erhöhen?' Sie wollen mir einen Umschlag voll Geld geben! Verrückt! Schrecklich!»

«Zu diesem Zeitpunkt bin ich ein bisschen wie Fabios Onkel. Diese Warmherzigkeit ist wichtig für sein Vertrauen – wenn du dem Typ, der dein Geld managt, nicht vertrauen kannst, dann vergiss es», betonte der Manager.

Bei Speed-up fand Quartararo 2018 den Weg zurück auf die Erfolgsspur: Er sicherte sich in Barcelona die Pole-Position und den Sieg, darauf folge ein zweiter Platz in Assen – hinter dem späteren Weltmeister Francesco Bagnaia.

Talent, Intelligenz, Mut und Durchhaltevermögen sind unerlässlich, um als Motorradrennfahrer erfolgreich zu sein – Glück genauso. Während die Aktie von Quartararo wieder zu steigen begann, verkündete Yamaha, dass sie mit einem neuen Independent-Team in der MotoGP-Klasse antreten würden – und auf der Suche nach einem jungen Fahrer für 2019 waren. Quartararo bekam den Job, an der Seite von Franco Morbidelli, Moto2-Weltmeister von 2017.

«Dieses Team ist perfekt für Fabio», so Mahé. «Es hat großartige Bikes, gute Sponsoren und ich kenne Wilco und Stiggy [Team Principal Johan Stigefelt] seit 20 Jahren, also muss ich mir keine Sorgen machen.»

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