Stefan Pierer (KTM): Verwarnung für Johann Zarco
Johann Zarco zählt in der MotoGP-Klasse bisher zu den Enttäuschungen im Red Bull KTM Factory Team. «Zarco wird jetzt bei uns grob in die Hand genommen», versicherte Firmenchef Stefan Pierer. «Entweder spurt er oder nicht.»
«Zarco braucht jetzt Zuckerbrot und Peitsche», betonte Hubert Trunkenpolz (57), seit 2007 im KTM-Vorstand, jetzt für die Bereiche Brand Management und Product Management zuständig. «Aber wir werden ihn nicht hängen lassen. Er ist ein guter Rennfahrer. Er hat in der MotoGP schon sechs Podestplätze errungen. Deshalb haben wir ihn ja engagiert. Wir müssen jetzt bei ihm die richtige Balance finden. Er hat uns am Samstag in Jerez erstmals versichert, dass er aus der KTM keine Yamaha machen will. Er hat am Samstag in Jerez teilweise eine gute Performance gezeigt. Er kann es ja! Er kam mit der Erwartungshaltung zu uns, dass er Pol Espargaró bald in den Schatten stellen wird. Das hat bisher nicht geklappt und ist für ihn verständlicherweise schwer zu verkraften.»
Der Franzose stellte der KTM RC16 nach dem FP1 in Jerez ein schlimmes Zeugnis aus. Er sprach von einem «shit chassis» und einer «shit power delivery».
KTM ließ so ein unprofessionelles Vorgehen nicht auf sich sitzen. Motorsport-Direktor Pit Beirer und Teammanager Mike Leitner sprachen beim GP von Spanien auf Wunsch des «Upper Managements» eine offizielle Verwarnung aus.
Stefan Pierer stellte im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com sogar eine Trennung per Saisonende in den Raum. Zarco verstand die Zeichen an der Wand. Er hat sich am Donnerstag für sein Benehmen entschuldigt.
Er war es, der Stefan Pierer bei der Motorradmesse EICMA in Mailand 2013 klar vorgeschlagen hat, 2017 in die MotoGP-WM aufzusteigen. «Denn ich habe bei meinen Geschäftsreisen in Südostasien erlebt, dass dort alle von der MotoGP geredet haben, für die Moto3 hat sich keiner interessiert.»
Doch in den ersten Monaten stieß Trunkenpolz bei Pierer auf taube Ohren, auch wenn Berater Heinz Kinigadner und Motorsport-Direktor Pit Beirer seinen Vorschlag tatkräftig unterstützten.
Aber KTM hatte in der MotoGP-WM 2004 schon einmal wegen der hohen Kosten die Pläne für ein Werksteam über den Haufen geworfen. Pierer war ein gebranntes Kind. Aber als Trunkenpolz in Aussicht stellte, man werde die Investitionen in die Königsklasse durch ein verbessertes Marken-Image und einen höheren Bekanntheitsgrad rasch in höhere Umsätze ummünzen, gab Pierer im Frühjahr 2014 grünes Licht für die «premier class.» Sie verschlingt ca. 30 Millionen Euro im Jahr, ca. 10 Millionen steuert Red Bull bei.
Inzwischen ist beschlossen, das der MotoGP-Vertrag mit der Dorna von 5 auf 10 Jahre verlängert wird – bis Ende 2026.
«Ich bin total zuversichtlich, was die MotoGP-Saison 2019 betrifft», versichert Stefan Pierer. «Wir haben mit Pol Espargaró in diesem Jahr gute Fortschritte erzielt. Wir haben noch Sachen in der Pipeline – bei der Drehzahl und bei der Gewichtsreduktion.