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Stefan Bradl: «Ich kann mit dem Druck besser umgehen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl als TV-Reporter bei Jürgen Lingg

Stefan Bradl als TV-Reporter bei Jürgen Lingg

«Ich habe mehr Erfahrung. Deshalb kann ich mit dem Druck jetzt besser umgehen», ist Stefan Bradl überzeugt, der beim Sachsenring-GP bei Repsol Honda für Jorge Lorenzo einspringt.

Wenn Stefan Bradl am Freitag in Sachsen erstmals bei einem Grand Prix im Repsol-Honda-Werksteam antritt und von der renommierten Mannschaft des fünffachen Weltmeisters mit Crew-Chief Ramon Aurín betreut wird, wird er seinen siebten Grand Prix binnen 12 Monaten bestreiten. Erstmals tritt Stefan Bradl bei einem Grand Prix im ruhmreichen Repsol-Honda-Werksteam an, das mit Doohan 4, mit Crivillé 1, mit Rossi 3, mit Hayden 1 und mit Marc Márquez 5 Titel in der «premier class» gewonnen hat.

Kurios: Marc Márquez wird am Wochenende Teamkollege von Stefan Bradl sein. Die beiden waren einander in der Moto2-Saison 2011 spinnefeind, als der heute 29-Jährige den WM-Titel davontrug. Bradl ist neben Lorenzo (2015) der einzige Rennfahrer, der in den letzten zehn Jahren einen Titelgewinn von Márquez verhindern konnte.

Inzwischen ist die Rivalität gegenseitigem Respekt gewichen.
Marc Márquez, der in Sachsen den zehnten Sieg in Serie anpeilt, lobt die Testarbeit seines deutschen HRC-Kollegen bei jeder Gelegenheit.

Stefan, ist es nach eineinhalb Jahren als Testfahrer schwierig, im Qualifying eine einzelne schnelle Runde rauszuquetschen?

Nein, es ist eher so, dass mir der Rennrhythmus ein bisschen fehlt. Das beginnt bei der Herangehensweise im FP1, FP2 und FP3, das ist heute alles sehr kurzfristig. Man muss immer schauen, dass man direkt ins Q2 kommt und in den Top-Ten bleibt. Das erzeugt einen gewissen Druck. Aber ich mach' mir das nicht zu viel Stress.
Man muss halt in den freien 45-Minuten-Trainings das Beste rausholen.

Honda hatte in letzter Zeit auf manchen Strecken Mühe. Cal Crutchlow war seit sieben Rennen nicht mehr in den Top-6, in der WM ist er Zehnter. Oder passt die Strecke in Sachsen besser zur Honda? Márquez hat dort sechsmal in Serie gewonnen.

Ja, das kann sein, aber ich glaube, dass das schon auch an Marc Márquez selber liegt. Denn alle Kurse, die links rumgehen, die taugen ihm mehr. Das kommt ihm noch mehr entgegen.

Der Sachsenring ist schon eine spezielle Rennstrecke, wenn man davon ausgeht, dass es wenige harte Anbremsmanöver gibt, was für Honda sonst immer gut ist. Es wird sehr viel auf der Reifenflanke gefahren, es muss also das «tyre management» passen, dazu die Leistungsentfaltung und das Turning. Es ist schon wichtig, dass da einiges zusammenpasst.

Wichtig ist, dass ich im FP1 am Freitag gleich gut reinkomme und ein gutes Gefühl aufbaue. Dann schauen wir, wie es weitergeht. Ich sehe dem Ganzen optimistisch entgegen.

Du hast in Laguna Seca 2013 deinen einzigen MotoGP-Podestplatz erzielt. Das ist auch ein Linkskurs. In Sachsen warst du schon Vierter und Fünfter. Bist du auch ein Linkskurs-Spezialist?

Ja, ich kann‘s auch. Also linksrum geht auch.

Ich habe mir bei den Rennstrecken nie so klare Favoriten einfallen lassen. Ich habe mich mit diesem Thema nie groß beschäftigt.

Ich habe auf dem Sachsenring schon gute Rennen gezeigt. Warum soll es am Wochenende nicht klappen?

Ich bin älter geworden, ich habe dadurch Erfahrung gesammelt, deshalb kann ich mit dem Druck, der jetzt entsteht, lockerer umgehen als in der Vergangenheit.

Hast du seit Assen noch Kontakt zu Lorenzo gehabt?

Nein. Ich habe ihn auch in Assen nicht mehr getroifen. Ich bin erst nach dem FP1 am Freitag angekommen.

Es tut mir leid, dass er jetzt ausfällt und sich schlimm verletzt hat. Das ist logisch. Er macht eine schwierige Zeit durch, er rackert sich ab und bemüht sich. Er ist in den letzten Wochen oft gestürzt, das ist untypisch für ihn. Daran sieht man aber, dass er Ehrgeiz hat und Biss.

Dass sich Jorge diese Verletzung eingefangen hat, ist extrem bitter. Ich hoffe, dass er bald wieder einsatzfähig sein wird und zurückkommt.

Aber es kann passieren, dass du auch in Brünn (4.8.) und Spielberg (11.8.) für Lorenzo einspringen musst.

Ich mache mir darüber vorläufig keine Gedanken. Ich habe auch keine exakten Informationen über die Verletzung von Jorge.

HRC hat einen Wildcard-Einsatz für dich in Brünn am 4. August geplant. Dein Crew-Chief Klaus Nöhles wünscht sich eine weitere Wildcard für Aragón. Ist da etwas in Planung?

Der Wunsch ist weiter da.

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